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Neue Baumschule und eine Orangerie: So soll sich der Große Garten in Dresden verändern

In diesem und den kommenden Jahren sind mehrere Neubauten im Großen Garten von Dresden geplant. Was genau dort entstehen soll und was das kosten wird.

Von Kay Haufe
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Im Großen Garten von Dresden startet 2024 eine Bauoffensive. Auch das Palais gehört dazu.
Im Großen Garten von Dresden startet 2024 eine Bauoffensive. Auch das Palais gehört dazu. © Marion Doering

Dresden. Die Trockenheit der vergangenen Jahre hat dem Großen Gartens zugesetzt. Trotz aller Pflegearbeiten der 15 Gärtner unter Gartenmeister Michael Methner sind seit 2018 fast 1.000 der damals erfassten rund 17.500 Bäume der denkmalgeschützten Gartenanlage eingegangen. "Zwar gab es 2023 deutlich mehr Niederschlag als in den Jahren zuvor, doch der Trockenstress wirkt nach", sagt Claudius Wecke, Leiter des Bereichs Gärten bei den Staatlichen Schlössern, Burgen und Gärten Sachsen (SBG).

Welche Pläne es für den Großen Garten 2024 gibt - ein Überblick.

Baumschule für eigene Nachzucht

"Wir hoffen, dass wir im Mai mit dem Bau der Baumschule beginnen können", sagt Wecke. Er ist mit seinem Team kurz davor, die Leistungen auszuschreiben. Entstehen soll der neue Bereich auf der Wiese östlich des Sommercafés zwischen Herkules- und Hauptallee. Sie wird von einer Hecke umschlossen sein, über die die Besucher des Großen Gartens schauen können, um zu sehen, wie sich die Pflanzen auf den sechs großen Pflanzflächen entwickeln. Zudem wird es darin Anzuchtbeete mit Folientunneln geben und eine Schattenhalle, unter der Jungpflanzen mit Gaze vor zu starker Sonneneinstrahlung geschützt werden können.

Wecke plant gemeinsam mit Jan Weber, der im Klimawandelprojekt bei Schlösser, Burgen und Gärten Sachsen mitarbeitet, später Führungen für Interessierte in der Baumschule anzubieten, um die Dresdner über die Herausforderungen des Gartendenkmals zu informieren. Läuft alles nach Plan, soll die Baumschule im Herbst dieses Jahres fertig sein und die ersten Pflanzen darin heranwachsen. "Die Anfangsphase werden wir aus eigenen Kräften und ohne zusätzliches Personal stemmen. Ein Kraftakt, aber ein ganz Wichtiger."

Welche Bäume zuerst herangezogen werden

Als Erstes werden kleine Stieleichen aus Eicheln der verschiedenen Eichen im Park herangezogen. Aus den Jungpflanzen werden diejenigen ausgelesen, die mit den klimatischen Bedingungen im Großen Garten am besten zurechtkommen, keinen Mehltau bekommen und wenig Wasser benötigen. "Wir haben eine große genetische Vielfalt im Park", sagt Wecke und ist zuversichtlich, dass sich die Nachkömmlinge eignen werden.

Klappt das nicht wie erhofft, gibt es zwei weitere Wege, um starke Gehölze heranzuziehen. Einer davon wäre, Saatgut aus Herkunftsregionen zu nutzen, die ähnliche Standortbedingungen wie in Dresden haben. "Das wäre zum Beispiel der Raum Bulgarien und insgesamt der Balkan, wo es heißt, trockene Sommer gibt, aber auch Winter mit starken Frösten", erklärt der Gartenbereichsleiter. Der dritte Weg wäre, auf Arten aus dem Mittelmeerraum auszuweichen, die der Stieleiche in Aussehen und Wuchs sehr nahekommen, aber eine höhere Trockenheitsresilienz aufweisen. "Dafür würden wir dann mit anderen Gärten zusammenarbeiten, die dies schon ausprobieren."

Wecke geht davon aus, dass man alle drei Wege parallel nutzen werde, um gute Jungpflanzen für den Großen Garten und die weiteren 17 weiteren stattlichen sächsischen Gärten zu erhalten.

In der Nähe des Palaisteiches soll auf der Wiese zwischen Herkules- und Hauptallee eine neue Baumschule entstehen. Jan Weber und Claudius Wecke (r.) hoffen auf gute Zuchterfolge.
In der Nähe des Palaisteiches soll auf der Wiese zwischen Herkules- und Hauptallee eine neue Baumschule entstehen. Jan Weber und Claudius Wecke (r.) hoffen auf gute Zuchterfolge. © Marion Doering

Welchen Nutzen Pflanzenkohle bringen soll

Im Klimawandelprojekt arbeitet Jan Weber gemeinsam mit Forschenden der TU Dresden, des Barkhausen-Instituts und der Brandenburgischen Technischen Universität Cottbus-Senftenberg daran, Maßnahmen zur Anpassung von historischen Parks und Gärten an den Klimawandel zu finden. Untersucht wird auch, wie der Boden durch Pflanzenkohle verbessert werden kann.

Eine solche Anlage soll auch im Großen Garten aufgebaut werden, mit der grober Baumschnitt verarbeitet werden kann, der heute noch kostenpflichtig entsorgt werden muss. Pflanzenkohle kann aufgrund seiner porösen Struktur und großen Oberfläche Wasser optimal speichern und Nährstoffe abgeben.

Das Problem ist aber: inzwischen sind Pflanzenkohle-Anlagen extrem begehrt, weil mit ihnen auch Wärme erzeugt wird. Vor 2025 wird es keine im Großen Garten geben.

Fassadenrestaurierung bis Herbst am Palais

Für das Palais im Großen Garten steht ab dem Frühjahr die Fassadenrestaurierung an, sagt Alwin-Rainer Zipfl, der Pressesprecher des Sächsischen Immobilien- und Baumanagements (SIB). "Dabei werden die Fassaden gereinigt, es werden Krusten, Salze und biogener Bewuchs entfernt, Risse gesichert, Fugen saniert und Fehlstellen ergänzt." 2023 wurde bereits begonnen, die Treppen instand zu setzen. Voraussichtlich bis Herbst werden die Gerüste stehen. Rund 1,38 Millionen Euro kosten die Arbeiten.

Die Fassade des Palais im Großen Garten wird demnächst eingerüstet und restauriert.
Die Fassade des Palais im Großen Garten wird demnächst eingerüstet und restauriert. © Marion Doering

Depot für wertvolle Skulpturen

Neu gebaut werden soll ein Depot, in dem wertvolle Skulpturen aus dem Großen Garten aufbewahrt werden, die wegen des Alters und des Zustandes im Park nicht mehr aufgestellt werden können. Dabei handelt es sich unter anderem um originale Marmorskulpturen von den italienischen Bildhauern Antonio Corradini (1688-1752) und Pietro Balestra (1672-1729) sowie verschiedene Sandsteinskulpturen und Gipsabgüsse.

Nach aktuellem Stand könnte der Bau Mitte 2024 beginnen, die Genehmigungsplanung ist abgeschlossen und die nötigen 1,86 Millionen Euro sind bewilligt. Nun müssen noch das Stadtplanungsamt und das Denkmalamt zustimmen.

Um die Fläche für das Depot vorzubereiten, werden jetzt auf dem Gelände der alten Gartenmeisterei das seit vielen Jahren geschlossene WC sowie die alten DDR-Garagen abgerissen.

Neue Gartenmeisterei mit Orangerie

Geplant ist auch der Neubau der Gartenmeisterei mit Orangerie, Gewächshaus, Werkstatt, Sozialgebäude, Büro- und Lagerflächen und weiterer Technikflächen als Ersatz für die bestehende Gartenmeisterei. Ein Teil davon ist auch die Wiedererrichtung eines Kavaliershauses am historischen Standort. Der Standort der neuen Gartenmeisterei wird nördlich von der Hauptallee auf Höhe des Schmuckplatzes zwischen Hauptallee und Herkulesallee sein. Die Flächen werden derzeit als Materiallager und für Anzuchten genutzt. Das Kavaliershaus liegt an der Hauptallee in der Nähe des Staudengartens. "Wir befinden uns derzeit noch in einer frühen Planungs- und Genehmigungsphase. Aussagen zu den Kosten und der Zeitschiene lassen sich zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht treffen", sagt Zipfl.

Holzüberdachung für Bootscontainer am Carolasee

Gondeln auf dem Carolasee wird auch 2024 wieder möglich sein. "Für das Bootshaus ist ein Interim geplant, um den Bootsbetrieb abzusichern", sagt der SIB-Sprecher. 2023 wurde das alte, nicht sanierungsfähige Bootshaus abgebrochen und in einem ersten Schritt der Bootsanleger repariert sowie Imbiss- und Sanitärcontainer aufgestellt, um einen Interimsbetrieb durch den Pächter zu ermöglichen. Diese beiden Container sollen nun von einem leichten Holzbau überdacht werden, der ab Anfang März aufgestellt werden soll. Dies ist jedoch witterungsabhängig.