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Nachbarschaftsstreit? Prozess um Serienbrandstiftung in Dresden

Eine 33-jährige Frau soll in ihrem Wohnhaus am Birkwitzer Weg fünf Brände gelegt haben. Zweimal war das Gebäude wochenlang unbewohnbar.

Von Alexander Schneider
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Regelmäßig raste die Feuerwehr zum Birkwitzer Weg, um dort Brände zu löschen. Eine Mieterin, die im vergangenen Jahr mehrfach in ihrem Haus gezündelt haben soll,  steht nun vor dem Amtsgericht.
Regelmäßig raste die Feuerwehr zum Birkwitzer Weg, um dort Brände zu löschen. Eine Mieterin, die im vergangenen Jahr mehrfach in ihrem Haus gezündelt haben soll, steht nun vor dem Amtsgericht. © Archivfoto: Roland Halkasch

Dresden. Zwischen August 2022 und Januar 2023 hat es in einem Mehrfamilienhaus am Birkwitzer Weg in Leuben mindestens fünfmal gebrannt. Am 3. Januar wurde eine Bewohnerin verhaftet – wegen des Verdachts der schweren Brandstiftung. Seit diesem Freitag steht die 33-jährige, die nach Zeugenaussagen vor zwei bis drei Jahren mit ihrem Mann und ihren Zwillingen in das Haus gezogen war, vor dem Amtsgericht Dresden und schweigt.

Ihr wird nun unter anderem mehrfache schwere Brandstiftungen vorgeworfen. Der letzte Tatvorwurf von 3. Januar ist vom Schaden betrachtet der schwerste: Der sanierte Platten-Block mit zehn Mietparteien war sieben Wochen unbewohnbar.

Im Keller waren Kabel und Abwasserrohre geschmolzen. Die Anklage beziffert die Schäden durch Hitze, Qualm und Wasser auf 97.000 Euro. Die 33-Jährige, die seit wenigen Jahren mit ihrer Familie selbst in dem Haus lebte, soll den Brand nachmittags in einer Kellerbox gelegt haben.

Auch am Vorabend soll die Angeklagte in dem Untergeschoss gezündelt haben, indem sie den Bettdeckenbezug von Nachbarn aus einem Trockenraum genommen und ebenfalls in einem Kellerraum auf einer Holzbank in Brand steckte. Dieser Brand blieb ohne nennenswerte Schäden.

Erst Treppenhaus, dann Kellerbox

Die Brandserie, die die Staatsanwaltschaft der Angeklagten vorwirft, begann am 30. August mit dem Brand einer Kiste mit Altpapier im Treppenhaus gegen 18 Uhr. Die Stadtteilfeuerwehr aus Niedersedlitz rückte zum Löschen an – und evakuierte das Gebäude. Schon am nächsten Tag, dem 31. August, soll die Hausbewohnerin gegen 17.30 Uhr im Keller Polstermöbel angesteckt haben. Wieder kam die Stadtteilwehr und wieder mussten alle Mieter ihre Wohnungen verlassen. Wegen beschädigter Leitungen war das Haus bis zum 26. September nicht bewohnbar – Schaden dieses Mal: 85.000 Euro.

Nur drei Tage danach hat es wieder einen Löscheinsatz gegeben: Im Fahrradkeller des Hauses stand ein Kinderwagen in Flammen. Auch für diesen Brand macht die Staatsanwaltschaft die Angeklagte verantwortlich. Es ist der einzige Brand, bei dem auch ein Hausbewohner leicht verletzt worden war. Der Mann hat eine Rauchgasvergiftung erlitten. Darüber hinaus wird der Angeklagten auch die Beleidigung einer Nachbarin im März 2022 vorgeworfen.

Zeugenaussagen sind recht unterschiedlich: Die geschädigte Nachbarin (52) etwa sagte, mit der Angeklagten habe es nach deren Einzug andauernd Streit und Anzeigen bei Polizei und Veterinäramt gegeben. Eine andere Nachbarin (29) dagegen sagte, die Angeklagte sei die erste in dem Haus gewesen, die freundlich gegrüßt habe: „Ich kann mir nicht vorstellen, dass sie das gemacht haben soll.“ Doch bei der letzten Tat soll die Angeklagte von einer Überwachungskamera gefilmt worden sein.

Das Schöffengericht hat drei Verhandlungstage geplant – doch es könnten auch mehr werden. Wegen der Urlaubszeit sind schon zum Auftakt mehrere Zeugen nicht erschienen. Der Prozess wird fortgesetzt.