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Warum die umstrittene Lili-Elbe-Straße in Dresden jetzt ausgezeichnet wurde

In der Dresdner Johannstadt ist eine Straße nach einer der ersten Transfrauen benannt worden. Jetzt wurde die Straße mit einer wichtigen Auszeichnung bedacht.

Von Dirk Hein
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Die aufwendige Gestaltung der Lili-Elbe-Straße in Dresden wurde ausgezeichnet.
Die aufwendige Gestaltung der Lili-Elbe-Straße in Dresden wurde ausgezeichnet. © Sven Ellger

Dresden. Im März 2021 hatte der Stadtrat beschlossen, die neu gestaltete Verbindung zwischen Gerokstraße und Pfeifferhannsstraße in der Johannstadt nach Lili Elbe zu benennen. Im Mai 2023 wurde das Schild feierlich enthüllt - und kurz darauf gestohlen. Jetzt wurde die neue Straße ausgezeichnet - für den innovativen Straßenumbau.

Neue Straße eine der besten "Ingenieurleistungen"

Die Bundesvereinigung der Straßenbau- und Verkehrsingenieure hat in Hannover den Deutschen Ingenieurpreis Straße und Verkehr 2023 vergeben. Die Ehrung erhalten besondere Leistungen im modernen Straßenbau und Verkehrswesen. Insgesamt 41 Projekte waren eingereicht worden.

Die Lili-Elbe-Straße gehörte zu den drei Nominierten in der Kategorie Baukultur. Gewonnen hat zwar eine Bogenfachwerkbrücke am Autobahnkreuz Fürth/Erlangen mit einer seltenen Tragkonstruktion, aber das Dresdner Bauprojekt gehört dennoch zu den aktuell besten in Deutschland. Simone Prüfer, Leiterin des Straßen- und Tiefbauamtes: "Wir freuen wir uns, dass die Lili-Elbe-Straße mit ihrer besonderen Gestaltung und innovativen Bauweise so hervorgehobene Würdigung erfahren hat."

Erstes Projekt mit automatischer Baumbewässerung in Dresden

Die neue Lili-Elbe-Straße ist eine Geh- und Radwegeverbindung mit zusätzlichen Sport-, Spiel- und Aufenthaltsflächen sowie einer Anliegerstraße mit Fahrradbügeln und Parkflächen. Sie bietet Sitzgelegenheiten, Sport- und Spielangebote, darunter eine Wippe, ein Bodentrampolin, Reckstangen, ein Mühle- und ein Schachspielfeld. Außerdem gibt es ein Sonnendach, einen Mosaik-Sprudelbrunnen und insektenfreundliche Bäume, Sträucher und Stauden in Gelb- und Blautönen.

Mit der Lili-Elbe-Straße wurde zum ersten Mal im öffentlichen Raum Dresdens ein Projekt mit automatischer Baumbewässerung realisiert. Ein Wasserspeicher aus zwei miteinander verbundenen Zisternen sammelt das Regenwasser von einem Teil der Freizeitfläche. Das Regenwasser wird den Bäumen über Rohrleitungen und Pumpen wieder zugeführt.

Zusätzlich sind die Gehwege und die westlichen wasserdurchlässig befestigten Pkw-Stellplätze zu den Baumstandorten mit Pflanzflächen geneigt. So kann Regenwasser, welches nicht versickert, dorthin fließen. Diese Bauweise ersetzt teilweise Straßenabläufe. Der Ort bietet nun die Möglichkeit, das konventionelle Vorgehen bei der Baumbewässerung mit der automatischen Baumbewässerung zu vergleichen, um positive wie auch negative Effekte zu erkennen und Rückschlüsse für zukünftige Bauvorhaben zu ziehen. Die Kosten für die Planung, Herstellung und Gestaltung der Straße betrugen rund 2,4 Millionen Euro. Davon kommen rund 1,4 Millionen Euro aus Fördermitteln.

Lili Elbe war intersexuelle Pionierin

Mit der Straßenbenennung ehrt Dresden eine frühe intersexuelle Pionierin, die sich vor über 90 Jahren in einer hiesigen Frauenklinik geschlechtsangleichenden Operationen unterzog. Damit war Lili Elbe einer der ersten Menschen, der einen Wechsel des Geschlechterselbstverständnisses so konsequent verfolgte.

Die AfD im Stadtrat stimme damals gegen die Umbenennung der Straße: Wenn überhaupt müssten die Ärzte, welche die Operation durchgeführt hatten, geehrt werden. Im Sommer 2023 wurde die Straße zum internationalen Tag gegen Homo-, Bi-, Inter- und Transfeindlichkeit offiziell neu benannt. Noch in der Nacht verschwand das Schild auf bisher ungeklärte Weise, es wurde offenbar abmontiert und gestohlen.

Am folgenden Tag sorgten Mitglieder der Piratenpartei dafür, dass der Straßenname wieder sichtbar wurde. Sie montierten ein provisorisches Straßenschild.