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Die Dresdner Handballer verlieren erstmals

Der Handball-Zweitligist HC Elbflorenz spielt gegen Lübeck-Schwartau als letzte Mannschaft in Sachsen vor Zuschauern – im doppelten Sinn ein bitterer Abend.

Von Alexander Hiller
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Routinier Hennig Quade (Mitte) setzt sich gegen die Lübecker Abwehr drangvoll durch und erzielt zwei Tore. Das reicht am Ende einer bitteren Partie nicht.
Routinier Hennig Quade (Mitte) setzt sich gegen die Lübecker Abwehr drangvoll durch und erzielt zwei Tore. Das reicht am Ende einer bitteren Partie nicht. © kairospress

Dresden. Die wichtigste Botschaft steht bereits vor diesem Moment fest, den alle festhalten möchten. Und Uwe Saegeling, Präsident des Handball-Zweitligisten HC Elbflorenz, verkündet sie über das Hallen-Mikrofon – vor dem letzten Spiel einer Profimannschaft in Sachsen, bei dem Zuschauer zugelassen sind. Offiziell gilt diese schmerzhafte Einschränkung aufgrund der Corona-Pandemie nur für November, die Sprachregelung „bis auf Weiteres“ trifft es aber wohl eher. „Ich bitte Sie ganz herzlich, die Hygieneregeln einzuhalten. Helft alle mit, dass wir nach den vier Wochen wieder gemeinsam ein Bundesliga-Heimspiel genießen dürfen“, sagt Saegeling. Der Mäzen und Hauptsponsor spricht damit am Sonntagabend wohl allen Sportlern und deren Anhängern aus der Seele.

Und genau die spielt sich die Gastgebermannschaft gegen den VfL Lübeck-Schwartau eine knappe Dreiviertelstunde aus dem Leib – mit phasenweise begeisterndem Handball vor vorbildlich maskierten Fans. Doch das reicht letztlich nicht. Vor 718 Zuschauern unterliegen die bis dahin noch ungeschlagenen Dresdner mit 24:25 (15:12). „Das Spiel hat Spaß gemacht“, sagt Gäste-Trainer Piotr Przybecki und meint damit tatsächlich nicht nur die zwei Punkte für seine Mannschaft, sondern auch die Atmosphäre, auf die alle jetzt mindestens vier Wochen lang verzichten müssen.

Sein Gegenüber Rico Göde muss, ehe es ums große Ganze geht, freilich zunächst einmal erklären, warum seine Mannschaft den vermeintlich sicheren 19:15-Vorsprung (40.) mit einer Neun-Minuten-Phase ohne eigenes Tor noch hergeschenkt hat. „Vor dieser Phase hat wirklich sehr viel geklappt. Wir sind mit viel Druck zum Tor gezogen. Den haben wir etwas verloren“, sagt der 38-Jährige und verweist mithin auch auf die sportliche Klasse des Kontrahenten. „Wir sind nicht mehr in die Lücken reingegangen, sondern haben uns darauf verlassen, dass Sebastian Greß dann etwas Gutes macht“, sagt Göde. Der 25-jährige Spielmacher spielte zuletzt in herausragender Verfassung, steuerte auch diesmal wieder fünf Treffer bei. Sein Team kann noch mal gegenhalten, führt in der Schlussphase 23:21 (55.), verliert dann aber kurz hintereinander zweimal überhastet den Ball. Das Spiel kippt erneut, diesmal entscheidend.

Zu allem Unglück unterbricht Göde mit einer Auszeit 15 Sekunden vor Schluss seinen Spielmacher Greß beim Torwurf. Der Ball landet im Netz – es wäre der Ausgleich zum 25:25 gewesen. Doch da war das Spiel schon unterbrochen. Der HC-Trainer gibt die Anweisung für den letzten Spielzug aus. Die Strategie geht nicht auf. „Das ist maximal bitter. Wir geben die Bälle zu einfach weg. Auf dem Level entscheiden Nuancen. Die Auszeit war ein Wermutstropfen“, gesteht er seinen Fauxpas ein. Göde sagt auch: „Es war trotzdem ein schönes Spiel.“ Das werden auch die Zuschauer in der Ballsportarena so empfunden haben.

Vorerst letzter Eintritt nur mit Atemschutz und Gesundheitsbogen.
Vorerst letzter Eintritt nur mit Atemschutz und Gesundheitsbogen. © kairospress

Jetzt kommt auf alle im November eine neue Phase zu, die weitere Unwägbarkeiten mit sich bringt. „Sorgen machen wir uns alle über das, was draußen passiert. Davor sind wir nicht gefeit“, sagt Göde. Seine Mannschaft bestreitet in diesem Zeitfenster zwei weitere Heimspiele – vorbehaltlich negativer Coronatests beim HC Elbflorenz und dem jeweiligen Gegner. „Ich bin froh, dass wir spielen können. Das ist das Allerwichtigste. Kurzfristige Absagen sind viel, viel schlimmer, als ohne Zuschauer zu spielen“, unterstreicht der Dresdner Trainer und spielt damit auf die kurzfristige Absage des Sachsen-Derbys gegen den EHV Aue an.

Die Partie wäre normalerweise das erste Heimspiel der Saison für den HC Elbflorenz gewesen. Doch wegen eines positiven Tests im Auer Team wurde das Duell am Spieltag, dem 21. Oktober, abgesagt. Als neuer Termin ist der 2. Dezember fix – Stand jetzt wieder mit Zuschauern, wenn alles optimal läuft. „Die 718 Zuschauer hat man gehört. Schön, dass wir das erleben konnten – nach der Absage gegen Aue. Wir nehmen es jetzt so an, wie es ist, wie es kommt“, sagt Göde und erklärt weiter: „Natürlich ist es schöner mit Zuschauern. Darüber müssen wir gar nicht reden. Spiele sind das, was wir wollen. Wichtig ist, dass es überhaupt weitergeht. Das ist ja nicht so vorherzusehen“, meint er.

Mindaugas Dumcius, am Sonntag mit sieben Treffern bester HC-Schütze, bringt das mulmige Gefühl aller auf den Punkt. „Die ganze Saison ist richtig schwer. Wir haben jetzt den sechsten Spieltag. Hamburg hat aber nur drei Partien gespielt, Lübbecke auch“, sagt der litauische Nationalspieler. Bietigheim sogar erst zwei. Auch der HC Elbflorenz hat erst vier Spiele absolviert und nunmehr 5:3 Punkte auf dem Konto. „Danke an die Zuschauer. Es war richtig gute Stimmung heute. Wenn wir ohne Fans spielen, ist das schade, richtig schwierig. Wir spielen trotzdem“, sagt der kraftvolle Linkshänder. Denn es muss irgendwie weitergehen – für den HC Elbflorenz erst in knapp zwei Wochen. Dazwischen liegt eine Pause durch europaweite Länderspiele – trotz Corona und natürlich mit Sicherheits- und Hygieneregeln.