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So ist der Stand bei Dresdens Handballern

Trainer Rico Göde erklärt das Ende der Siegesserie, die neue Konstanz des HC Elbflorenz und seine Vertragssituation.

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Trainer Rico Göde ist der einzige gebürtige Dresdner im Teamgefüge des HC Elbflorenz. Sein Vertrag läuft am Saisonende aus.
Trainer Rico Göde ist der einzige gebürtige Dresdner im Teamgefüge des HC Elbflorenz. Sein Vertrag läuft am Saisonende aus. © Lutz Hentschel

Der Aufwärtstrend nach ganz oben ist vorerst gestoppt. Der HC Elbflorenz musste in der 2. Handball-Bundesliga nach zuletzt vier Siegen in Folge wieder eine Niederlage hinnehmen. Beim Tabellensiebenten TV Großwallstadt unterlagen die Dresdner am Wochenende nach einer 17:14-Halbzeitführung noch mit 27:31. Den vierten Rang im Gesamtklassement verteidigte das Team von Trainer Rico Göde dennoch.

Der 38-Jährige zieht nach 25 von 36 Spieltagen eine positive Zwischenbilanz und erklärt, was mit seinem auslaufenden Vertrag wird.

Herr Göde, weshalb ist die Siegesserie Ihres Teams in Großwallstadt trotz einer komfortablen Pausenführung gerissen?

Wir hatten in der Summe ein bisschen zu wenig Performance aus dem Rückraum, um das im Angriff zu lösen. Ich glaube aber, dass wir die Partie am Ende eher in der Abwehr verloren haben. Das war mit Max (Torhüter Max Mohs, Anm. d. R.) blöd gelaufen, er war gut drin, hatte zeitweilig eine überragende Quote von 60 Prozent gehaltener Bälle. Dann wurde er dreimal in kurzer Folge abgeschossen und konnte nicht weiterspielen. Das war nicht hilfreich. Mario Huhnstock konnte daran dann nicht mehr ganz so anknüpfen. Das Torhüterduell ist mit einigen Kleinigkeiten zugunsten von Großwallstadt ausgeschlagen. Vorn war es aber über 60 Minuten zu wenig aus dem Rückraum – da hatte nur Michal Kasal eine gute Wurfquote.

Kommt es öfter vor, dass ein Torhüter dreimal am Kopf getroffen wird?

In dieser Häufung ist das schon sehr ungewöhnlich. Er musste nach dem ersten Treffer kurz raus, ist dann wieder eingewechselt worden – und hat noch zwei Bälle abbekommen. Der Letzte davon war grenzwertig geworfen. Max hatte Nasenbluten, da war es vorbei.

In der vorigen Saison war Max Mohs bereits wegen der Nachwirkungen eines Kopftreffers mehrere Wochen außer Gefecht gesetzt. Wie geht es ihm jetzt?

Er hat mir am Samstag geschrieben, dass er starke Kopfschmerzen hat. Wir hoffen, dass es ihm bald wieder gut geht.

Trotz der Niederlage hat Ihr Team den vierten Tabellenplatz verteidigt. Was sind aus Ihrer Sicht die wichtigsten Gründe, warum der HC Elbflorenz so weit oben steht?

Wir haben im Kern dieselbe Truppe wie in den vergangenen Spielzeiten im Abstiegskampf. Ich glaube, dass sich die Mannschaft entwickelt hat, sie im Angriff variabler und schneller unterwegs ist. Sie trifft gute Entscheidungen am Kreis, bekommt das Tempospiel gut hin. Das sind Entwicklungsprozesse. Den Größten haben wir in der Abwehrarbeit hinter uns. Aus meiner Sicht ist es das Wichtigste, da Konstanz reinzubringen. Das Team hat verstanden, dass das die Basis ist – für die wir viel investieren müssen. Wenn die da ist, hat man viele positive Ausschläge. Und wenn es die mal nicht gibt, ist das nur allzu menschlich. Wie am Freitag, als unser Spielmacher Sebastian Greß mal ohne Tor aus dem Spiel gegangen ist.

Wenn es bei dem Vize-Kapitän läuft, läuft es auch für die Mannschaft?

Das ist so. Trotz alledem hatten wir auch in Großwallstadt unsere Möglichkeiten.

Welche Spieler haben individuell die größten Sprünge gemacht?

Da rede ich nicht so gern drüber. Aber es ist, glaube ich, kein Geheimnis, dass wir mit Sebastian Greß einen Spieler haben, der sich in der Saison sehr, sehr gut entwickelt hat. Für mich ist aber wichtig, dass wir hinten im Verbund stabiler stehen – da beziehe ich auch die Performance von unseren vier Schlussmännern ein. Individuell hat sich jeder Spieler ein bisschen gesteigert. Mit Neuzugang Lukas Wucherpfennig haben wir einen sehr guten Fang auf der Rechtsaußenposition gemacht, der sehr effektiv von da und vom Siebenmeterpunkt ist. Das Kreisläuferspiel mit Jonas Thümmler wird auch immer besser. Mich freut die Entwicklung von jedem Einzelnen.

Spiegelt der vierte Platz das tatsächliche Leistungsvermögen Ihres Teams wider, oder hatte es auch ein bisschen Glück?

Das kann ich nicht beurteilen. Was ich sehe und was mich freut, ist: Wir haben alle das Gefühl, dass wir in Schwartau, Hamburg oder Großwallstadt gewinnen können. Das haben wir uns erarbeitet. Mehr Punkte einzufahren, fühlt sich einfach besser an. Ob der Platz das aussagt, was wir draufhaben, weiß ich nicht. Am Ende der Saison lügt die Tabelle nie. Wir haben aber noch eine Reihe von Spielen zu absolvieren. Möglich, dass wir eine Zeit lang eine ganz gute Form hatten und auch im richtigen Moment auf den richtigen Gegner getroffen sind. Wir sehen die positive Entwicklung. Es ist aber noch nicht Schluss, ich bin da nie zufrieden.

Auffällig ist, dass der HC Elbflorenz auswärts mit 17:9 Punkten deutlich erfolgreicher ist als vorher. Woran liegt das?

Ich glaube, dass viele Mannschaften der Liga auswärts mehr Punkte holen als sonst. Du hast zu Hause einfach nicht diese Momente, in denen dich die Zuschauer nach vorn treiben und auch ein Stück weit tragen. Das hat gerade keine Mannschaft. Wenn du dich auswärts reinspielst, bekommst du wenig Gegenwind von den Rängen. Wir präsentieren uns aber auch gefestigter, erlauben uns im Durchschnitt weniger technische Fehler, verwerfen nicht mehr ganz so viele Bälle.

Vor der Saison haben Sie etwas schwammig einen einstelligen Tabellenplatz als Ziel ausgegeben. Darf man Sie nun darauf festnageln, den vierten Rang verteidigen zu wollen?

Wir sind ja im Soll (lacht). Es ist schön, dass wir überhaupt über so eine Frage reden können. Es ist doch normal, glaube ich, dass wir die Position verteidigen wollen. Das haben sich die Jungs erarbeitet, es wäre schade, wenn wir das mit dem Hintern wieder einreißen. Von daher sollten wir alles dafür tun, das zu verteidigen. Es wird aber auch passieren, dass wir noch Spiele verlieren. Die Richtung ist mir wichtig. Klar gefällt uns das – das macht uns allen mehr Spaß. Wir müssen aber auch alle wissen und verstehen, was wir dafür tun müssen. Das haben wir in der letzten Zeit gut gemacht.

Ihr Vertrag läuft nach dem Saisonende aus. Laufen Gespräche über eine Verlängerung?

Ja, wir haben bereits miteinander gesprochen, ich habe da keinen Stress. Wir sind uns soweit einig, würde ich sagen. Es gibt noch ein bisschen was zu ändern. Ich bin einfach glücklich mit dem, was für die neue Saison schon möglich gemacht wurde. Die Zeit in den letzten Wochen war zunächst wichtig, damit ich meine A-Lizenz vorantreibe und wir uns um die Spielerverträge kümmern, von denen ja auch viele ausliefen.

Viele davon wurden bereits verlängert und drei Neuzugänge verpflichtet. Es wurde kommuniziert, eine Personalie sei noch vakant?

Richtig, eine Position wollen wir noch besetzen. Der Stand ist, dass wir uns noch umgucken, was der Markt hergibt. Ich habe für mich ein gutes Gerüst für die nächste Saison zusammen, da freue ich mich sehr drüber. Mir geht es darum, dass wir im Abwehr-Innenblock noch etwas tun.

Das Gespräch führte Alexander Hiller.