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Bekommt Dresdens Schwebebahn einen Rad-Anhänger?

Die Schwebebahn verbindet das Dresdner Elbtal mit dem Hochland. Doch vor allem am Wochenende ist kaum Platz für Radler. Wie sich das bald ändern soll.

Von Dirk Hein
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Die denkmalgeschützte Schwebebahn ist ein Wahrzeichen der Stadt. Die Radmitnahme ist jedoch eingeschränkt.
Die denkmalgeschützte Schwebebahn ist ein Wahrzeichen der Stadt. Die Radmitnahme ist jedoch eingeschränkt. © Foto: Rene Menig

Dresden. Der OB-Wahlkampf steht an. Alle Kandidaten wollen Radverkehr und ÖPNV stärken. Beim Wahlforum des Allgemeine Deutsche Fahrrad-Clubs (ADFC) im Verkehrsmuseum kam eine längst vergessene Idee wieder hoch: Die historische Dresdner Schwebebahn bietet sich geradezu an, um müde Radfahrer schnell ins Hochland zu bekommen. Doch dazu müsste an- oder umgebaut werden. Bis auf einen, unterstützen alle OB-Kandidaten diesen Plan.

Seit wann ist die Radmitnahme Thema?

Es ist ein alter Plan, den die ADFC-Radlobbyisten rechtzeitig zur OB-Wahl wieder aus dem Archiv geholt haben. "Es gibt bereits eine alte Stellungnahme aus der Zeit der späten DDR, in der es um die Bergbahnen der Verkehrsbetriebe ging. Doch das Thema ist aktueller den je", sagt, ADFC-Vorstand Nils Larsen.

Bereits Anfang 1989 hatte sich die "IG Radverkehr", eine Vorgängerorganisation des ADFC, in Dresden mit dem Thema beschäftigt. In einem im Januar an den VEB Verkehrsbetriebe gerichteten Brief forderten die Rad-Vorkämpfer, "die Rekonstruktion der Schwebeseilbahn dazu zu nutzen, dass der Transport von Fahrrädern erleichtert und befördert wird." Die Antwort der Verkehrsbetriebe kam im März: Räder könnten im Mittelteil der Schwebebahn mitgenommen werden. Der ebenfalls geforderte Transport von Rädern in Bussen sei nur bei Klappfahrrädern möglich.

Seither ist viel passiert. Räder gehören in Bussen und Bahnen zum Standard. Aktuell nimmt der Radverkehr in Dresden immer weiter zu - auch ins Schönfelder Hochland. Wer nicht die anstrengende und viel befahrene Grundstraße nutzen will oder kann, schiebt sein Rad in den Bus der Linie 61.

Aus Sicht des ADFC keine Ideallösung: "Die Radverkehrsverbindung ins Hochland muss verbessert werden, wir müssen an eine Entlastungsmöglichkeit für die Buslinie denken, da könnte die Schwebebahn ins Spiel kommen", sagt Larsen weiter. Radfahrer würden so etwa 80 Höhenmeter einsparen. Laut dem ADFC-Vorstand sei die Idee eines Anhängers "zumindest naheliegender als eine Seilbahn zum Fernsehturm. Wir sind am Anfang der Diskussion und wollen diese jetzt führen."

Was sagen die OB-Kandidaten?

Beim OB-Forum des ADFC im Verkehrsmuseum stimmten die Kandidierenden über die Idee einer "attraktiven Fahrradmitnahme" in der Schwebebahn ab.
Beim OB-Forum des ADFC im Verkehrsmuseum stimmten die Kandidierenden über die Idee einer "attraktiven Fahrradmitnahme" in der Schwebebahn ab. © Jürgen Ilchmann/ADFC

Egal ob Eva Jähnigen (Grüne), OB Dirk Hilbert (FDP), Maximilian Krah (AfD), Martin-Schulte-Wissermann oder André Schollbach: Alle unterstützen beim Wahlforum des ADFC zumindest die konkrete Prüfung der Forderung nach echter Erleichterung für Radler.

André Schollbach: "Ich benutze sowohl die Standseilbahn als auch die Schwebebahn gern, häufig auch mit dem Rad. Die Mitnahme ist ein praktisches Problem, beide Bahnen sind am Wochenende gut besucht." Laut Schollbach muss sich Dresden Gedanken machen, wie man dieses Problem lösen kann.

Auch für OB Dirk Hilbert ist der Rad-Anhänger für die Schwebebahn "eine Denkoption, die wir nun prüfen werden." Unklar sei aktuell jedoch, wie eine konkrete Umsetzung aussehen könnte und welche Kosten damit verbunden wären.

Albrecht Pallas, der für die SPD Oberbürgermeister werden will, lehnte die Idee als einziger ab. Stattdessen solle die Straßenbahn der Linie 11 genutzt werden. Pallas steht hinter dem Plan, die Linie bis nach Weißig ausbauen lassen.

Wie löst Stuttgart das Problem?

In Stuttgart verbindet die Zahnradbahn seit 1884 Marienplatz und Degerloch. Sie diente Anfangs vor allem als "Arbeiterbahn". Außerdem beförderte sie Feldfrüchte und Milchkannen zum Markt und Baustoffe in die aufstrebende Landeshauptstadt. Heute ziehen die maximal 18 Prozent Steigung und 210 Höhenmeter neben Touristen vor allem Radsportler an.

Weil die oft lieber bergab rauschen, können Räder kostenlos in einem speziellen Fahrradwagen transportiert werden, den die Zahnradbahn vor sich herschiebt. Der ADFC hat sich bei der Forderung nach einer Rad-Lösung für die Dresdner Schwebebahn konkret auf das Stuttgarter Modell bezogen.

In Stuttgart kommt an der Zahnradbahn so eine Fahrradlore zum Einsatz.
In Stuttgart kommt an der Zahnradbahn so eine Fahrradlore zum Einsatz. © Stuttgarter Straßenbahnen AG

Welche Bedenken gibt es?

Die Stuttgarter Zahnradbahn ist jedoch nicht mit der Situation in Dresden vergleichbar. Standseilbahn und Schwebebahn in Dresden sind als technische Denkmäler geschützt. Jede kleine Veränderung braucht die Zustimmung der Dresdner Denkmalschützer.

Die DVB wollen sich neuen Überlegungen dennoch nicht verschließen. "Wenn uns die Stadt mit einer Prüfung beauftragt, werden wir das sicher tun", sagt Sprecher Falk Lösch. Aktuell sind in den Dresdner Bergbahnen laut DVB maximal vier Räder pro Wagen und Richtung erlaubt. Laut Sprecher Lösch war diese Regelung bisher ausreichend. "Ich kann mich nicht an einen Fall erinnern, bei dem Räder zurückbleiben mussten, weil kein Platz mehr war."

Lösch bestätigt aber eine starke Auslastung der Linie 61 entlang der Grundstraße. Vor allem bei schlechtem Wetter und bergauf würden viele Räder im Bus mitgenommen.

Wie es konkret weitergeht, ist noch unklar. ADFC und OB-Kandidaten machten deutlich, des es ihnen um eine grundsätzliche Klärung des Problems der Radmitnahme geht. Aspekte des Denkmalschutzes wären dabei zu beachten.