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Erste Dresdner Fahrradstraße eröffnet

Am Kleinzschachwitzer Ufer haben Radfahrer jetzt Vorrang. Doch die Umwandlung des Elberadweges erntet Kritik.

Von Sandro Pohl-Rahrisch
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Freie Fahrt: Am Freitag ist Dresdens erste Fahrradstraße freigegeben worden.
Freie Fahrt: Am Freitag ist Dresdens erste Fahrradstraße freigegeben worden. © Sven Ellger

Dresden. Sie ist 1,2 Kilometer lang und sorgt für heftige Debatten: Dresdens erste Fahrradstraße am Kleinzschachwitzer Ufer ist am Freitag für den Verkehr freigegeben worden. Sie führt von der Meußlitzer Straße zur Kleinzschachwitzer Fähre. Die CDU befürchtet, dass sich Spaziergänger und Anwohner mit Autos nun unterordnen müssen.

"Wir haben viele andere Stellen im Stadtgebiet, wo es Konflikte zwischen den verschiedenen Verkehrsarten und gefährliche Stellen für Radfahrer gibt. Das Kleinzschachwitzer Ufer gehört eher nicht dazu", sagt der verkehrspolitische Sprecher der CDU-Fraktion, Veit Böhm.

Dass Baubürgermeister Stephan Kühn (Grüne) weder den Stadtbezirksbeirat noch die Anwohner vorab informiert habe, sei sehr ärgerlich. Außerdem kritisiert Böhm, dass es kein Zusatzschild gebe, das Anliegern das Queren des Weges mit dem Auto ermöglicht. "Da die Fahrradstraße die gesamte Breite des Wegs einnehmen wird, sollen sich zukünftig alle anderen Nutzer wie Wanderer, Spaziergänger, Skater oder Eltern mit Kinderwagen den Radfahrern unterordnen. Das geht so gar nicht." Es gebe genug Platz für eine räumliche Trennung von Rad- und Fußverkehr.

Kühn: "Alle Verkehrsteilnehmer müssen Rücksicht nehmen"

Am Freitag nun hat der Baubürgermeister bekannt gegeben, dass es sehr wohl ein "frei für Kfz"-Zeichen gebe. "Für Anwohner und Anlieger ändert sich in Bezug auf die Erreichbarkeit von Grundstücken nichts gegenüber der bisherigen Situation", so die Stadt. Um Unfälle zu verhindern, seien unter anderem die Kreuzungsbereiche rot eingefärbt worden. Piktogramme machen auf den Radverkehr aufmerksam.

Was die Fußgänger angeht, so müssten diese am Rand laufen. Das sei bisher aber auch schon so gewesen, so die Stadt. "Alle Verkehrsteilnehmer müssen weiterhin aufeinander Rücksicht nehmen."

Die Radfahrer-Lobby begrüßt die Umwandlung des Abschnittes in eine Fahrradstraße. Mit der Maßnahme werde die Bedeutung des starken Radverkehrs hervorgehoben, so der ADFC. Dem Club sei es aber wichtig, dass dabei weder Fußgänger noch Anwohner blockiert oder ausgegrenzt würden. Und das sei am Kleinzschachwitzer Ufer der Fall. "Die Fahrradstraße verbessert sogar die Verkehrssituation am Kleinzschachwitzer Ufer", sagt ADFC-Dresden-Vorstandsmitglied Gesa Dickert.

Auch ADFC kritisiert Informationspolitik der Stadt

"Denn dadurch, dass nun generell der Elberadweg und damit auch der Fußverkehr auf diesem Abschnitt Vorfahrt hat, und Autos, die aus den Stichstraßen kommen, die Vorfahrt achten müssen, erhöht sich die Sicherheit für alle. Bisher galt dort ja Rechts vor Links. Es ist eine gute Regelung, die übrigens auch schon im Radverkehrskonzept steht."

Wo der ADFC der CDU beipflichtet, ist die Informationspolitik der Stadt. "Leider hat die Stadt noch nicht optimal kommuniziert, was es mit einer Fahrradstraße auf sich hat. Die Folge: Die Anwohner fühlen sich übergangen und regen sich auf und so mancher Stadtrat nutzt die Gelegenheit im Wahlkampfzeiten um alle Radfahrerinnen und Radfahrer als 'Kampfradler' zu diffamieren. Das alles bringt Dresden nicht wirklich weiter."

Baubürgermeister Stephan Kühn hat am Freitag das letzte "Fahrradstraße"-Schild am Kleinzschachwitzer Ufer selbst angebracht.
Baubürgermeister Stephan Kühn hat am Freitag das letzte "Fahrradstraße"-Schild am Kleinzschachwitzer Ufer selbst angebracht. © Sven Ellger

Die Stadt beruft sich auf das Radverkehrskonzept, indem die Umwandlung des Elberadwegs in diesem Abschnitt zur Fahrradstraße klar als Maßnahme aufgelistet ist. Der Stadtrat hatte das Konzept beschlossen. Das Kleinzschachwitzer Ufer werde von zahlreichen Radfahrern befahren, sowohl im Alltagsradverkehr wie in der Freizeit. Deshalb habe es nahe gelegen, die erste Fahrradstraße in Dresden im Bereich zwischen Meußlitzer Straße und der Fähre in Kleinzschachwitz einzurichten. Kühn sagt: "Mit diesem Konzept setzen unsere Verkehrsplaner konsequent das Radverkehrskonzept der Landeshauptstadt Dresden um. Beispiele aus anderen Städten zeigen, dass auf den umgewandelten Straßen auch weniger Unfälle passieren. Fahrradstraßen werden die Attraktivität des Dresdner Radverkehrsnetzes steigern." Die Kosten für die Einrichtung der Fahrradstraße beliefen sich auf rund 50.000 Euro.

Weitere Fahrradstraße wird nächsten Sommer eröffnet

Das Fahren auf Fahrradstraßen biete besonderen Schutz und erlaube ein sicheres und komfortableres Fortbewegen, so die Stadt. "Fahrradfahrer bestimmen das Tempo und dürfen nebeneinander fahren." Alle Verkehrsteilnehmer, unabhängig vom Verkehrsmittel, müssten sich an die Höchstgeschwindigkeit von 30 km/h halten. Kinder unter acht Jahren müssten auf dem Fußweg fahren, sofern ein solcher vorhanden ist. Bis zum zehnten Lebensjahr dürfen sie diesen benutzen.

Dresden plant derzeit weitere Fahrradstraßen im Nebenstraßennetz. Eine davon ist die Radvorrangroute Ost zwischen dem Straßburger Platz und dem Schulcampus Tolkewitz. Die Arbeiten an dieser rund fünf Kilometer langen Route haben bereits begonnen. Bis zum Sommerende 2022 soll der Abschnitt zwischen Fetscherstraße und Altenberger Straße befahrbar sein.