Update Dresden
Merken

Gedenken: Kranzniederlegung der AfD unter Protest

Dresden gedenkt der Zerstörung: Mittags bewegte sich ein Aufzug von Neonazis unter Protest durch die Stadt. Dann leuchteten Kerzen. Der Newsblog.

Von Alexander Schneider & Christoph Springer & Luisa Zenker & Christoph Pengel
 14 Min.
Teilen
Folgen
Dresdner Menschenkette am Abend des 13. Februars.
Dresdner Menschenkette am Abend des 13. Februars. © Sven Ellger

Das Wichtigste im Überblick:

Dresden. Mehrere Gedenkveranstaltungen zum 13. Februar, ein Aufzug von Neonazis und Protest dagegen bestimmten am Sonntag das Geschehen in der Innenstadt. Autofahrer mussten mit Verkehrsbehinderungen rechnen, auch die Busse und Straßenbahnen der Dresdner Verkehrsbetriebe (DVB) waren von Einschränkungen ausgegangen. Hauptzeit für alle Veranstaltungen waren der Nachmittag und der Abend. Das war der Tag im Live-Geschehen:

22 Uhr: Kränze werden niedegelegt

Nach der AfD legen auch die Gegendemonstranten noch Kränze nieder. Aus Protest gegen die "geschichtsverfälschende Inszenierung" bei der von der AfD angezeigten Versammlung würden auch Kränze für alle Opfer der Nationalsozialisten abgelegt, twittert Dresden Nazifrei. Leider müsse das an der Seite der "tiefbraune Demagogen von heute" geschehen.

Kranzniederlegung am Altmarkt: AfD-Politikerin Doris von Sayn-Wittgenstein und Ex-Parteifreund Andre Poggenburg.
Kranzniederlegung am Altmarkt: AfD-Politikerin Doris von Sayn-Wittgenstein und Ex-Parteifreund Andre Poggenburg. © Sven Ellger

21.45 Uhr: Glocken erinnern an Angriffswelle:

Um 21.45 Uhr beginnen die Glocken zu läuten. Sie sollen an die erste Angriffswelle erinnern, die am 13. Februar 1945 zu der Zeit über die Stadt hereinbrach.

20.50 Uhr: Wie klingt der Abend aus?

Noch warten etwa 200 linke Demonstranten auf die AfD am Altmarkt und halten Reden. Auf der anderen Seite versammelt sich die AfD mit dem ausgetretenen André Poggenburg und Maximilian Krah. Poggenburg gehörte bis zu seinem Parteiaustritt zum völkischen "Flügel".

Sprechchöre gegen die AfD sind zu hören.

Die Polizei ist vor Ort.

20 Uhr: Musik auf dem Altmarkt

Auf dem Altmarkt sind noch etwa 200 Menschen bei Live-Musik unter anderem von der Banda Communale. Am späteren Abend will die AfD dort Kränze niederlegen.

17.45 Uhr : Kerzen leuchten am Neumarkt

"Diese vielfältige Kultur zum 13. Februar gibt es nur in Dresden", sagt Robert Wasner. Der 57-Jährige verteilt seit halb vier an der Frauenkirche Kerzen für die Aktion 10.000 Kerzen für Dresden. In diesem Jahren werden die Kerzen auf zwei Tischen trapiert. "Das ist ein stilles Gedenken an die Betroffenen der Bombardierung 1945", erklärt er.

Seit 42 Jahren stehe er an der Frauenkirche mit einer Kerze, auch um " die Stadt vor den Nazis zu schützen." Die Menschenkette sei ein reines Symbol, das trotzdem wichtig ist. " Sie wird keine Kriege verhindern, aber aus Sachsen müssen auch mal andere Zeichen kommen als nur Nazis."

Noch bis 22 Uhr lädt der Förderverein Frauenkirche Dresden mit Kerzen zum stillen Gedenken vor der Frauenkirche ein. Laut Andreas Schöne von der Fördergesellschaft Frauenkirche sollen die Kerzen auf drei Tischen vor der Kirche verteilt werden.

Seit dem frühen Nachmittag werden Kerzen an der Frauenkirche aufgestellt.
Seit dem frühen Nachmittag werden Kerzen an der Frauenkirche aufgestellt. © Sven Ellger

17 Uhr: Auftakt zur Menschenkette

Zum Auftakt der Menschenkette sprechen in der Kreuzkirche Oberbürgermeister Dirk Hilbert und die Rektorin der Technischen Universität Dresden, Ursula M. Staudinger.

Hilbert stellt die Frage, ob Menschenkette noch zeitgemäß ist. ,,Für mich ist sie auch nach 12 Jahren noch ein mächtiges Bild." Die Kette sei mehr als ein Schutz, sondern auch der Beweis, dass die Dresdner für eine vielfältige, demokratische Gesellschaft einstünden. Und er stellt darüber hinaus die Frage: "Wofür steht Dresden, wenn die Genration der Zeitzeugen einmal nicht mehr da ist?" Darauf gelte es für die Zukunft gemeinsam eine Antwort zu finden.

Staudinger fordert, Stellung zu beziehen, gegen Verhärtungen und Spaltungen. Sie betont, wie wichtig es sei, zusammenzustehen und zu erinnern. Es gehe um ein Erinnern für neues Leben. Eine neue Lebenspraxis könne helfen, eine Praxis, die Unterschiede nutze statt sie gleich zu machen oder auszuradieren.

Um 18 Uhr soll sich die Menschenkette schließen.

16 Uhr: Vorläufige Polizeibilanz

Die Polizei gibt vorläufig einen weitgehend friedlichen Verlauf des Tages bekannt. Die Veranstaltungen auf den Friedhöfen seien allesamt störungsfrei verlaufen.

Man habe vereinzelt Pfefferspray einsetzen müssen, da Gegner des Neonazi-Aufmarschs versucht hätten, die Polizeiabsperrungen zu durchbrechen, heißt es. Gegen zwei Deutsche im Alter von 21 und 27 Jahren habe man Ermittlungsverfahren wegen Landfriedensbruchs eingeleitet. Gegen einen 24-jährigen Deutschen wird demnach wegen Widerstandes gegen Vollzugsbeamte ermittelt.

Gegen 14.30 Uhr hätten Einsatzkräfte zudem zwei unterschiedliche Lager bei einer Versammlung am Neumarkt trennen müssen.

Bei ihrem Einsatz wird die Polizeidirektion Dresden von der sächsischen Bereitschaftspolizei, Beamten aus Bayern, Bremen, Hessen, Sachsen-Anhalt, Thüringen sowie der Bundespolizei unterstützt. Zwei Medienschutzteams der Dresdner Polizei sind ebenfalls im Einsatz.