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Wie der Alberthafen Dresden jährlich 75.000 Laster auf die Schiene bringen will

Fünf Millionen Euro werden im Alberthafen Dresden investiert. Statt 25.000 sollen ab Mitte 2024 insgesamt 75.000 Lkw-Ladungen auf die Schiene verladen werden. Was dafür nötig ist.

Von Dirk Hein
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Der Dresdner Alberthafen wird weiter ausgebaut. Dafür werden Millionen investiert.
Der Dresdner Alberthafen wird weiter ausgebaut. Dafür werden Millionen investiert. © kairospress

Dresden. 1895 bereits als Eisenbahnhafen geplant, wird das Verladen von Sattelaufliegern, sogenannten Trailern, im Alberthafen immer wichtiger. Mit der zweitgrößten Investition der nächsten zehn Jahre im gesamten Hafenverbund wollen die Sächsischen Binnenhäfen Oberelbe (SBO) die bisherige Leistung des Dresdner Hafens verdreifachen.

600.000 Tonnen Waren für Skandinavien und Osteuropa

Seit 2021 ist der erste "Trailer-Port" als Umschlagpunkt im Alberthafen Dresden in Betrieb. Auf der Nordseite des Hafengeländes werden seither jährlich etwa 25.000 Trailer mit einem Volumen von rund 600.000 Tonnen von der Straße auf die Schiene verladen. Waren aus Sachsen, Böhmen und Südosteuropa werden so umweltschonend und klimafreundlich zum Beispiel in Richtung Skandinavien transportiert. Ein Trailer entspricht dabei bis zu 27 Tonnen an Ladung in einem Lkw.

Die Laster kommen dafür aus einem Umkreis von 100 bis 150 Kilometer in den Dresdner Hafen und werden hier auf die Schiene verladen. SBO-Geschäftsführer Heiko Loroff: "Wir arbeiten mit Großkonzernen zusammen, mit Automobilherstellern und Handelskonzernen, die ihre Waren umweltfreundlich transportieren wollen."

Mit Erfolg: Die bisherige Anlage ist mittlerweile ausgebucht. "Auf der Nordseite stehen die Container eng an eng. Es ist schwer, die Züge rechtzeitig zu beladen, wir haben keinen Platz mehr und müssen neue Belademöglichkeiten schaffen", so Loroff weiter.

Fünf Millionen Euro für neue "Trailer-Ports" in Dresden

Symbolisch wurde im Alberthafen am Dienstag der erste Spatenstich für einen fünf Millionen Euro teuren Neubau gelegt, zwei Millionen Euro an Fördermittel steuert der Freistaat bei. Auf einer Fläche von 18.000 Quadratmetern entsteht eine Be- und Entladezone, die so abgesichert wird, dass auch wassergefährdende Stoffe verladen werden können. Zukünftig werden so bis zu 50.000 weitere Sattelauflieger pro Jahr verladen.

Zudem wird eine Abstellzone für etwa 100 Trailer gebaut. So sollen zukünftig bis zu 20 Züge pro Woche im Drei-Schicht-System auf die Reise geschickt werden. Derzeit sind es bis zu zehn Züge pro Woche im Zwei-Schicht-System.

Für das Be- und Entladen der Trailer und Container werden ein 100 Tonnen schwerer Greifstabler, eine Terminalzugmaschine und ein Rangierfahrzeug gekauft. Gebaut werden soll den ganzen Winter über. Bis Juni 2024 soll der neue Trailer-Port an der Südseite des Hafens fertig sein.

Warum der Dresdner Hafen brummt

"Das Güterverkehrsaufkommen im Freistaat wächst. Wenn man auf die A4 und die anderen Autobahnen rund um Dresden schaut: Es ist voll. Der Verkehr quält sich im Elbtal über die Autobahnbrücke. Sachsen will und muss für Entlastung sorgen", sagt Stephan Berger, Abteilungsleiter Mobilität im Wirtschaftsministerium. Um Verkehr von der Straße auf die Schiene zu bekommen, bietet sich der an beiden Hafenseiten mit Schienen ausgestattete Alberthafen an.

Ein "Trailer-Port" im Alberthafen ist schon in Betrieb. Jährlich werden 25.000 Sattelauflieger verladen.
Ein "Trailer-Port" im Alberthafen ist schon in Betrieb. Jährlich werden 25.000 Sattelauflieger verladen. © kairospress
SBO-Chef Heiko Loroff (vorn r.), Abteilungsleiter Stephan Berger (M.) und Torsten Schulz von der Richard Schulz Tiefbau-GmbH beim Spatenstich für den Bau des neuen Trailer-Ports im Alberthafen.
SBO-Chef Heiko Loroff (vorn r.), Abteilungsleiter Stephan Berger (M.) und Torsten Schulz von der Richard Schulz Tiefbau-GmbH beim Spatenstich für den Bau des neuen Trailer-Ports im Alberthafen. © kairospress

"Wir haben gezeigt, dass wir schneller mit dem Lkw in Skandinavien sind als irgendein Laster auf der Autobahn. Wir sind schneller in Rumänien und in anderen Regionen in Osteuropa, das ist unser Angebot", sagt Hafenchef Loroff.

Die Sächsischen Binnenhäfen setzen dabei vor allem auf die politisch angestrebte Verkehrswende. "Absehbar fahren keine 40-Tonner elektrisch nach Hamburg oder Rostock. Aber Entfernungen von 100 bis 150 Kilometer, also die Strecke bis zu uns in den Hafen, wird machbar sein."

Hoffnung auch auf Schiffe im Alberthafen Dresden

Der Alberthafen sieht sich trotz der Erfolge abseits der Elbe weiter als echter Hafen, obwohl der Güterverkehr auf der Elbe auf dem Rückzug ist. Oft macht Niedrigwasser einen Strich durch die Rechnung, 2021 legten an den SBO-Häfen nur noch 142 Schiffe an.

"Wir setzen weiter auf das Schiff, die Lkw sind eine Ergänzung. Es ist ein Auftrag des Freistaates, die Verkehrswende mit zu unterstützen. Wir werden Schiffe weiter brauchen", sagt Loroff. Und: Die Sächsischen Binnenhäfen stellen weiter ein. Zwei Lehrlinge werden beispielsweise als Hafenumschlagarbeiter neu ausgebildet.