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Dynamo ist abhängig von Minge

Sportredakteur Tino Meyer hat einen Vorschlag, wie der Sportchef dem Verein noch besser dienen könnte. Ein Kommentar.

Von Tino Meyer
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© Jürgen Lösel/SZ

Leidensfähig sind Dynamos Mitglieder. Und dass sie ein feines Gespür haben für Entwicklungen im Verein, wird ihnen ebenfalls nachgesagt. Die vielen kritisch-besorgten Nachfragen bei der Jahreshauptversammlung zur sportlichen Situation haben das eine wie das andere gezeigt. Dass sich Dynamo erneut im Abstiegskampf wiederfindet, die dritte Saison hintereinander, trifft Fans wie Verantwortliche hart. Und unerwartet kommt es auch, jedenfalls für den Sportchef.

Ralf Minge sagt, er sei zu reserviert mit den finanziellen Möglichkeiten umgegangen. Der Fehler liege allein bei ihm, dafür übernehme er die volle Verantwortung. Mehr als sich an den Pranger zu stellen, könne er aber nicht tun. Doch er kündigt an, künftig bei Transfers risikofreudiger sein zu wollen – und genau hier liegt der Knackpunkt.

Denn Minge spricht vollkommen zu Recht von einer Situation, die nicht einfach zu händeln sei. Er meint die Entwicklung seines Vereins, der den nächsten Schritt machen muss. Er dürfte aber auch sich selbst meinen. Diesem nächsten Schritt sehe er in Bezug auf die Kultur des Zusammenlebens im Verein zudem mit sehr gemischten Gefühlen entgegen. Er könnte auch sagen: Dynamo steht vor einer Herausforderung, die das Zeug zur Zerreißprobe hat.

Sparsamkeit und Demut sind Minges Leitlinien, ausgehend von einer Fast-Insolvenz und dem Abstieg in die 3. Liga im Sommer 2014 nur allzu verständlich. Doch die Zeiten haben sich geändert, vor allem wirtschaftlich – nicht nur in Dresden. Will man im Profifußball weiter mithalten, muss sich der Verein mehr als strukturell neu aufstellen (Stichwort dritter Geschäftsführer), der Verein muss sich neu positionieren und sein Handeln überdenken – allen voran Minge.

Er stellt mehr denn je, und das ist weder Übertreibung noch Koketterie, das Gesicht des Fußballklubs dar. Er ist derjenige, der den Verein mit den emotionalen Extremen zusammenhält.

Minge kennt seinen Stellenwert, aber auch seine Aufgabe. Und er kennt sich. Sein Schlusswort bei der Mitgliederversammlung, nichts und niemand sei größer als der Verein, ließe sich daher auch als Vorbote für einen nahenden Abschied deuten. Er hänge, so Minge, an Dynamo, nicht zwingend am Job des Sportchefs.

Womöglich wäre das die perfekte Volte, zumal gerade ein dritter Geschäftsführer gesucht wird. Warum ist der Neue eigentlich nicht einer fürs sportliche Tagesgeschäft, während Minge eine Position nach oben rutscht? Als Hauptgeschäftsführer könnte er den Verein noch besser zusammenhalten und repräsentieren. Geld ausgeben muss dann ein anderer.

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