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SOE: Besondere Ehrung für vier Ehrenamtler im Landtag

Sie engagieren sich im Sport, bei der Tafel, für Flüchtlinge und die eigene Heimat. Dafür gab es am Sonnabend mehr als lobende Worte.

Von Maik Brückner
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Ehrung für Verdienste im Ehrenamt: Sozialministerin Petra Köpping, Frank Müller, Steffen Zschüttig, Reinhard Philipp, Sandra Hübener und Landtagspräsident Matthias Rößler (v.r.).
Ehrung für Verdienste im Ehrenamt: Sozialministerin Petra Köpping, Frank Müller, Steffen Zschüttig, Reinhard Philipp, Sandra Hübener und Landtagspräsident Matthias Rößler (v.r.). © Egbert Kamprath

Frank Müller aus Heidenau hat schon einige Ehrungen erfahren. Doch die, die dem 75-Jährigen am Sonnabend im Landtag in Dresden zuteil wurde, war schon eine besondere. Zusammen mit 46 weiteren Männern und Frauen wurde er von Landtagspräsident Matthias Rößler (CDU) und Sozialministerin Petra Köpping (SPD) für sein ehrenamtliches Engagement geehrt. Neben Frank Müller haben noch zwei andere Männer und eine Frau aus dem Landkreis die gleiche Auszeichnung erhalten.

"Das bürgerschaftliche Engagement ist - gerade in schwierigen Zeiten wie wir sie jetzt erleben - der Kitt in unserer Gesellschaft", erklärte Köpping zu Beginn der Veranstaltung, die vom Gymnasium Dresden-Bühlau gestaltet wurde. Lob gab es auch von Rößler. Für ihn stellen ehrenamtlich Engagierte eindrucksvoll unter Beweis, "welches hohe Maß an Verantwortung, Gemeinsinn und Solidarität in unserer Gesellschaft existiert."

Dass der Sport- und Biologielehrer, der zunächst in Heidenau und bis 2006 in Pirna an Gymnasien unterrichtete, zu dieser Ehre kam, hat mit dem Sport zu tun. Denn Frank Müller hat Heidenau bewegt. 1990 gründete er den Handballverein Heidenau mit 33 Mitgliedern. Als Sport- und Spielverein Heidenau (SSV) hat dieser heute 19 Abteilungen, etwa 1.100 Mitglieder und ist damit einer der mitgliedsstärksten Sportvereine im Kreis.

Einer der größten Erfolge des Vereins war die Austragung von Deutschen Meisterschaften auf der Radrennbahn 2017. "Wir haben vom Bund Deutscher Radfahrer viel Lob bekommen", sagt Müller. Müller ist aber nicht nur Vereinschef, sondern auch Trainer der Jugendhandballerinnen. Sein größter Lohn: "Wenn ich Erfolge sehe." Das heißt nicht unbedingt, dass er Weltmeister oder Deutsche Meister hervorgebracht hat. "Der Erfolg ist, dass die Kinder zum Training kommen, sich regelmäßig freuen und dass man auf dem Spielfeld sieht, dass sie das im Training Gelernte umsetzen. Es gibt nichts Schöneres, als die Dankbarkeit der Menschen, um die man sich kümmert. Und das ist der Antrieb." Über die Ehrung hat sich Frank Müller gefreut. "Es ist schön, wenn das gesehen und anerkannt wird. Doch deswegen machen wir es nicht", sagt er.

Er organisiert Essen für Bedürftige

Auch Reinhard Phillipp wurde auf die Bühne gebeten. Der Seifersdorfer, der über 40 Jahre beim Straßenbau arbeitete, engagiert sich seit mehr als 15 Jahren ehrenamtlich für das DRK in Dippoldiswalde. Hier kümmert sich der 71-Jährige um die Beschaffung von Lebensmitteln, die die Tafel an Bedürftige verteilen kann. "Das mache ich, solange es mir noch Spaß macht", sagt Reinhard Phillipp. Zu Beginn ging er mit einer Kollegin Klinken putzen, erinnert er sich. Man habe bei Bäckern und Supermärkten nach übriggebliebenen Lebensmitteln gefragt.

Im Landtag wurden Ehrenamtliche feierlich gewürdigt.
Im Landtag wurden Ehrenamtliche feierlich gewürdigt. © Egbert Kamprath
Die Ehrenamtler war vor Ort und wurden von Landtagspräsident Matthias Rößler (CDU) und Sozialministerin Petra Köpping (SPD) geehrt. Die 13, die nicht teilnehmen konnten, bekommen ihre Ehrungen auf dem Postweg.
Die Ehrenamtler war vor Ort und wurden von Landtagspräsident Matthias Rößler (CDU) und Sozialministerin Petra Köpping (SPD) geehrt. Die 13, die nicht teilnehmen konnten, bekommen ihre Ehrungen auf dem Postweg. © Egbert Kamprath
Reinhard Philipp aus Seifersdorf engagiert sich bei der Tafel in Dippoldiswalde.
Reinhard Philipp aus Seifersdorf engagiert sich bei der Tafel in Dippoldiswalde. © Egbert Kamprath
Frank Müller aus Heidenau leitet den größten Sportverein in Heidenau.
Frank Müller aus Heidenau leitet den größten Sportverein in Heidenau. © Egbert Kamprath
Sandra Hübener aus Pirna ist in der Flüchtlingshilfe aktiv.
Sandra Hübener aus Pirna ist in der Flüchtlingshilfe aktiv. © Egbert Kamprath
Steffen Zschüttig aus Kreischa ist im Modelleisenbahnclub und im Gemeinderat aktiv.
Steffen Zschüttig aus Kreischa ist im Modelleisenbahnclub und im Gemeinderat aktiv. © Egbert Kamprath

Mit Erfolg. Noch immer können seine Kollegen dort Lebensmittel abholen. Phillipp selbst fährt einmal in der Woche nach Dresden, um Lebensmittel zur Tafel nach Dippoldiswalde zu bringen. Dorthin kommen in der Regel 80, mitunter auch über 100 Familien. "Manchmal reichen unsere Vorräte nicht", erzählt er. Hier seien die Politiker gefragt. "Sie müssten sich mehr darum kümmern, denn es wird noch zu viel weggeschmissen."

Sie hat Ukrainern in Not geholfen

Sandra Hübener hat sich mit dem Beginn des russischen Angriffskrieges für die Ukrainer engagiert, die ihre Heimat verlassen mussten. "Mein Motto ist: Nichtstun ist keine Option", sagt die 42-jährige Pirnaerin, die an der TU Dresden als wissenschaftliche Mitarbeiterin arbeitet. Zusammen mit anderen hat sie Flüchtlinge von der polnisch-ukrainischen Grenze nach Pirna geholt. Dabei wurden die bevorzugt, die nicht mit dem Auto kommen konnten. "Noch auf der Rückfahrt haben wir Unterkünfte organisiert", erzählt Sandra Hübener.


Alle wurden privat untergebracht, niemand musste in die zentralen Einrichtungen. Später hat die Pirnaerin die Gastgeber und die Geflüchteten begleitet. Zusammen mit anderen Akteuren - wie der Aktion Zivilcourage - hilft sie mit, dass die Menschen untereinander in Kontakt kommen und bleiben und über Messenger-Dienste Informationen austauschen können. "Unser Telegram-Kanal wird von über 8.000 Leute abonniert, in der Gruppe sind 400 Leute drin." Sandra Hübener hat aber auch Hilfstransporte in die Ukraine organisiert. Der letzte ging an ein Kinderheim.

Ein Herz für Wanderer und Eisenbahnfans

Steffen Zschüttig hat sich auf ganz anderen Gebieten verdient gemacht. Der 58-jährige Kreischaer ist Mitglied im Heimat- und Fremdenverkehrsverein, hat das Kurwegenetz in Kreischa ausgeschildert, kümmert sich um dessen Erhalt und ist seit 2009 im Gemeinderat tätig. Seit 45 Jahren ist er Mitglied im Modelleisenbahnclub Kreischa, seit 1993 leitet er diesen auch.

Darüber hinaus organisiert Zschüttig Ausflüge zu Eisenbahnstrecken und Museumsbahnen. Er war auch maßgeblich an der Rückholaktion eines Wagens der ehemaligen Straßenbahn beteiligt. "Wir haben das initiiert, weil diese einfach zu Kreischa gehört". Steffen Zschüttig selbst ist als Schüler mit ihr ganz oft unterwegs gewesen. "Wir sind zum UTP-Unterricht nach Borthen gefahren oder nach Niedersedlitz zum Fleischer", erinnert er sich. Über die Einladung in den Landtag hat er sich gefreut: "Das ist eine Ehrung einer jahrzehntelangen Arbeit. Das macht mich schon stolz."