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Stiftung Warentest testet Bärenhecker Stollen

Im Geschmack schnitt das Buttergebäck gut ab, harte Kritik gab es an der Deklaration. In der Bäckerei ist man sauer und verweist auf andere Prüfer.

Von Maik Brückner
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Seit gut 40 Jahren ist Gerald Seifert (2.v.li.) im Stollengeschäft. Ein Test der Stiftung Warentest hat ihm unruhige Stunden beschert.
Seit gut 40 Jahren ist Gerald Seifert (2.v.li.) im Stollengeschäft. Ein Test der Stiftung Warentest hat ihm unruhige Stunden beschert. © Daniel Förster

Gerald Seifert hat in den letzten Tagen sehr unruhig geschlafen. Er kann nicht verstehen, weshalb der Rosinen-Stollen aus seiner Bäckerei so schlecht bei der Stiftung Warentest abgeschnitten hat und dort Letzter wurde. Schließlich hatten die Tester des Deutschen Brotinstituts in Weinheim (Baden-Württemberg), wenige Tage vorher ein ganz anderes Urteil gefällt. Nicht nur sein Rosinen-Stollen, sondern auch der Mandel- und Mohnstollen aus Bärenhecke wurden auf Form, Oberflächeneigenschaften, Krumenbild, Struktur, Geruch und Geschmack getestet und erzielen jeweils 100 von 100 Punkten.

Und das zum wiederholten Mal. Und das Brotinstitut ist nicht irgend eins, wie Seifert - über Jahrzehnte Vorstand in der Bäckerei - betont: "Das sind die Fachexperten."

Deshalb könne er nicht verstehen, weshalb die Stiftung Warentest für den Premium Butterstollen nur ein "Ausreichend" gab. Sein Sohn Roman, der das Unternehmen nun führt, ist "zutiefst geschockt". Roman Seifert kritisiert, wie die Warentester die einzelnen Prüfkategorien gewichtet haben. Schließlich schnitt sein Stollen bei der aus seiner Sicht wichtigsten Testung, dem Sensorischen Urteil, passabel ab. In Bezug auf den Geschmack urteilten die Warentester: "Schmeckt kräftig nach Butter. Riecht und schmeckt kräftig nach stollentypischer Würzung. Mit Noten von Rum, Vanille und Bittermandel". Dafür gab es eine 2,0 - die anderen Stollen bekamen zwischen 1,7 und 4,0.

In Bezug auf vorgefundene Schadstoffe vergaben die Tester dem Bärenhecker Stollen eine 2,6. Das ist besser als der Testsieger von Dr. Quendt aus Dresden, die hier eine 3,1 erhielt - die andere Stollen sortierten sich in der Kategorie zwischen 2,1 bis 3,0 ein. Was den Stollen aus Bärenhecke in der Gesamtschau runterzog, war das Thema Deklaration, die die Warentester mit 20 Prozent dort haben einfließen lassen. Der Bärenhecker Stollen, die die Warentester über den Online-Shop bestellten, bekam eine 5,0. Die Mitbewerber erhielten Noten zwischen 1,7 und 4,0.

Kritik an der Kennzeichnung

Den Grund für die Bewertung lieferten die Warentester, die ihre Ergebnisse in der Dezember-Ausgabe ihres Magazins veröffentlichten, unter der Überschrift "Etiketten-Wirrwarr auf Bäckerei-Stollen" auch mit. Demnach habe ein Kennzeichnungsfehler einem "geschmacklich guten Stollen" die gute Gesamtnote vermiest. Der aus Bärenhecke georderte Stollen "gilt nicht als lose Ware, sondern als vorverpacktes Lebensmittel", heißt es.

Im Online-Shop findet man die Zutatenliste und die Nährwertangaben des Butterstollens. Die Warentester verlangen diese Informationen auch auf der Verpackung.
Im Online-Shop findet man die Zutatenliste und die Nährwertangaben des Butterstollens. Die Warentester verlangen diese Informationen auch auf der Verpackung. ©  Screenshot: SZ/mb

Daher gelte die Lebensmittelinformations-Verordnung. "Sie schreibt etwa eine Nährwertkennzeichnung vor. Die fehlt auf dem Etikett. Zudem sind die Zutaten falsch aufgelistet, auch die Bezeichnung des Stollens ist nicht eindeutig." Das sei ein "Kennzeichnungschaos", das die Warentester mit mangelhaft bewerteten. Und so landete der Bärenhecker Stollen auf Platz 14 von 14 getesteten Rosinenstollen.

Bärenhecke will Test rechtlich prüfen lassen

Gerald Seifert kann es nicht versteht, dass sein Stollen aufgrund des Etikettes so weit heruntergezogen wird. "Das kann nicht wahr sein." Sein Sohn Roman verweist darauf, dass die Verbraucher sich jederzeit über die Zutaten informieren können - sowohl im Geschäft als auch im Online-Shop. "Wer einen Stollen bestellt, dem werden vor dem Abschicken der Bestellung alle Deklarationen, alle Zutaten und alle Nährwerte angezeigt", sagt er. "Als Verbraucher ist man bestens informiert."


Dennoch will Roman Seifert auf die Kritik der Warentester reagieren. "Wir werden abfragen, was die Stiftung Warentest meint, um das bei uns rechtlich prüfen zu lassen." Im nächsten Jahr wird er Etiketten mit allen Angaben verkleben. Bisher habe man nach Abwägung von Aufwand und Nutzen und wegen der Umweltkosten darauf verzichtet.

Er und sein Vater - der schon seit 40 Jahren im Stollengeschäft ist - hoffen, dass die Bewertung der Stiftung Warentest von den Verbrauchern richtig eingeordnet wird und das diese auch die Urteile des Deutschen Brotinstituts beachten. "Ich bin sehr stolz, dass wir dort zum sechsten Mal Gold bekommen haben", so der Seniorchef. Langjährige Geschäftspartner hätten ihm versichert, dass seine Stollen erstklassig sind. Das sei ihm auch bei Stollenverkostungen gespiegelt worden.