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„Das Projekt Weinberghaus ist nicht eingeschlafen“

Neulich hat es in dem Gebäude in Görlitz gebrannt. Der Schaden ist zum Glück gering. Doch wie geht es mit dem Haus weiter?

Von Ingo Kramer
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Das Görlitzer Weinberghaus ist zugewachsen. Vor einer Wiedereröffnung müsste die Sichtachse freigesägt werden.
Das Görlitzer Weinberghaus ist zugewachsen. Vor einer Wiedereröffnung müsste die Sichtachse freigesägt werden. © nikolaischmidt.de

Feuer und Waschbären: Das sind die einzigen beiden Nachrichten, die in jüngster Zeit aus dem Görlitzer Weinberghaus zu vernehmen waren. Am 22. Januar wurde die Feuerwehr zu dem einstigen Ausflugslokal nahe der Parkeisenbahn gerufen. Gegen 9.30 Uhr war dort ein Feuer entdeckt worden. Drinnen war Unrat in Brand geraten. Eine reichliche Woche später beobachteten Spaziergänger dann mindestens drei Waschbären, die auf der Südseite des Gebäudes durch das Gebälk und an der Fassade herumkletterten. Ihnen gelangen sogar Schnappschüsse von den Tieren.

Das ist einer der drei Waschbären, die am letzten Januar-Wochenende auf der Südseite des Weinberghauses durch das Gebälk und an der Fassade herum kletterten.
Das ist einer der drei Waschbären, die am letzten Januar-Wochenende auf der Südseite des Weinberghauses durch das Gebälk und an der Fassade herum kletterten. © Matthias Baugstatt

„Waschbären sind mir lieber als Feuer“, sagt Philipp Metz. Dem Bremer Physiker gehört das Haus seit 2004. Die Polizei habe ihn am 21. Januar informiert, dass in das Weinberghaus eingebrochen wurde. Metz beauftragte umgehend einen Handwerker, das Haus wieder zu verschließen. Der rückte am nächsten Tag an – just an dem Tag, an dem es Stunden zuvor in dem Gebäude gebrannt hatte. „Der Handwerker hat von dem Brand gar nichts mitbekommen“, sagt Metz. Einen Sachschaden gebe es nicht.

„Was da gebrannt hat, hat sich mir bis heute nicht erschlossen“, sagt der Eigentümer. Er sei den Görlitzern dankbar, dass sie so gut auf das Gebäude aufpassen und bei dem Brand sofort die Feuerwehr verständigt haben. So konnte ein Sachschaden verhindert werden. Nachdem das Weinberghaus früher immer mal wieder aufgebrochen und von Obdachlosen als Übernachtungsort genutzt wurde, sei es zuletzt sehr ruhig gewesen, sagt Metz: „Zwei Jahre lang ist überhaupt nichts mehr passiert.“

Sanierung ist nicht mehr im Zeitplan

Doch wie geht es grundsätzlich mit dem Gebäude weiter? Im Herbst 2018 war Metz voller Hoffnung, dass es binnen zwei Jahren saniert und wieder eröffnet werden kann – als Gastronomie für die Görlitzer. „Das Projekt Weinberghaus ist nicht eingeschlafen“, sagt er nun. Alles stehe und falle aber mit den richtigen Betreibern, die das Haus erfolgreich führen können. Die Berliner, mit denen Metz 2018 plante, haben allerdings mit ihren Berliner Aktivitäten genug Arbeit, sodass Görlitz für sie erst einmal in den Hintergrund gerückt ist.

Und dann kam auch noch Corona. „Jeder, der so etwas machen will, denkt jetzt natürlich anders darüber nach, als vor Corona“, sagt Metz. Wer es jetzt saniert, wisse schließlich nicht, wann er jemals eröffnen könne und unter welchen Bedingungen. So sind viele Interessenten jetzt verständlicherweise eher zurückhaltend. „Wir sind auf der mehr oder weniger verzweifelten Suche nach jemandem, der sich der Sache gastronomisch annimmt“, sagt der Eigentümer. Doch er rufe nach wie vor frühere Interessenten an: „Ich habe noch immer die Hoffnung, dass wir es hinkriegen.“

Sichtachse ist für Gastronomie wichtig

Ein anderes Problem war immer die zugewachsene Sichtachse vom Weinberghaus auf das Neißetal und das Riesengebirge. Seit das Lokal 1988 schloss, sind immer mehr Bäume herangewachsen. Die Wiederherstellung der Sicht aber ist für jeden Interessenten die Grundvoraussetzung, hier aktiv zu werden, denn genau davon lebt das Weinberghaus. „Das Görlitzer Sachgebiet Stadtgrün ist da wirklich sehr kooperativ“, lobt Metz. Die Stadt hat im Winter 2019/20 am Weinberg absterbende Bäume und auch sogenannte „lebensraumfremde Arten“ wie Robinien gefällt – selbst, wenn sie gesund waren. „Die gehören nicht ins FFH-Gebiet, also ins Flora-Fauna-Schutzhabitat“, erklärte damals Baumexperte Steffen Leder vom Sachgebiet Stadtgrün im Rathaus. Zumeist hätten sie sich in den vergangenen 30 bis 40 Jahren selbst ausgesät und seien schnell herangewachsen. Metz hat sich über die Fällung gefreut.

Derzeit keine Genehmigung beantragt

Für die anderen Bäume hat er aktuell keine Abholzgenehmigung beantragt: „Es hat keinen Sinn, jetzt Hektik zu machen.“ Mit Fällungen würde er den Görlitzern nur wieder Hoffnungen machen, die sich dann womöglich nicht erfüllen. „Wenn wir einen fertigen Plan für das Weinberghaus haben, sprechen wir wieder darüber“, sagt er. Beim Sachgebiet Stadtgrün rechnet er nicht mit Problemen, beim Denkmalschutz ebenso wenig. „Nur beim Umweltamt gibt es da möglicherweise andere Auffassungen“, deutet Metz an. Doch aktuell sei das ohnehin kein drängendes Thema.

Er hofft, dass er bald bessere Nachrichten verkünden kann. „Und ich hoffe auch, dass die Görlitzer mir nachsehen, dass es nicht einfach ist“, sagt er. Dass es so lange dauern wird, habe er selbst auch nicht erwartet. Aber das Weinberghaus in seiner einmaligen Lage sei ein toller Platz: „Deshalb sind wir da nach wie vor dran.“

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