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Wer will diese Villa in Görlitz-Weinhübel?

Die Zittauer Straße 166 wird im Dezember versteigert. Auf den Käufer wartet viel Arbeit.

Von Ingo Kramer
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Auch im maroden Zustand noch ein Schmuckstück: Die Jugendstilvilla Zittauer Straße 166 in Görlitz.
Auch im maroden Zustand noch ein Schmuckstück: Die Jugendstilvilla Zittauer Straße 166 in Görlitz. © Martin Schneider

Kaputte Perle sucht Liebhaber: So oder so ähnlich könnte das Angebot heißen, das das Berliner Auktionshaus Karhausen bei seiner Winter-Auktion am 11. Dezember unterbreitet. Die Jugendstilvilla Zittauer Straße 166 in Görlitz-Weinhübel kommt unter den Hammer. Es ist keine Zwangsversteigerung. Stattdessen bieten die bisherigen Eigentümer das Haus freiwillig an.

Die 1899 erbaute Jugendstilvilla hat 480 Quadratmeter Wohnfläche, ein 1.980 Quadratmeter großes Grundstück und ist ab einem Mindestgebot von 120.000 Euro zu haben. Einst war sie ein Juwel und steht deshalb unter Denkmalschutz. „Zweigeschossig mit teilausgebautem Mansardenwalmdach sowie Turm, komplett in Biberschwanzziegeleindeckung, Dachboden nicht ausgebaut, voll unterkellert“, heißt es in der Beschreibung. Und weiter: „Viele repräsentative Elemente wie Eingangshalle, massive Granitsteintreppen innen und außen, historische Türen und Parkett sind größtenteils noch vorhanden.“ Zudem gibt es einen großen überdachten Südbalkon mit Säulen – und eine überdachte Terrasse mit Treppe zum Garten.

Starke Feuchtigkeits- und Vandalismusschäden

Die andere Seite der Medaille ist der aktuelle Zustand. Den beschönigt das Berliner Auktionshaus nicht: „Langjähriger Leerstand, starke Feuchtigkeits- und Vandalismusschäden, Geschossdecken teilweise schadhaft mit Durchbrüchen, Dacherker neben Turm eingebrochen, Verdacht auf Schädlings- und Schwammbefall. Sanitäre Anlagen und Haustechnik nicht mehr nutzbar. Dach undicht, insgesamt stark sanierungsbedürftiger Zustand.“

Die SZ hatte schon 2018 zu der Villa recherchiert. Auffällig damals war, dass alle die Villa kennen und schön finden, aber kaum einer etwas zu ihr zu berichten wusste. Nach SZ-Informationen gehörte sie damals einem Ehepaar aus dem Westen der Republik. Wem genau, war geheim. Die LC Liegenschaft Consulting aus Stuttgart wollte das Anwesen im Auftrag der Eigentümer für 169.000 Euro verkaufen.

Nach dem Erscheinen des Textes in der SZ meldete sich ein Familienmitglied der Alteigentümer. Unter anderem schrieb er: „Mit dem Auszug der Familie aus der im guten Bau- und Wohnzustand befindlichen Villa begann 1984 ihr Leidensweg und ihr langsamer und sicherer Tod. Das Ergebnis war unter anderem die Totalzerstörung aller Inneneinrichtungen und aller handwerklichen Jugendstil-Kunstwerke, Möbel, Türen, Treppen, Glasfenster.“ Bleibt zu hoffen, dass die Villa bei der Auktion in gute Hände kommt und bald saniert wird.

Auktion am 11. Dezember, ab 12 Uhr, Friedrichstraße 180 in Berlin (Auditorium Friedrichstraße)