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Görlitz: Gibt es ein Happy End für dieses Spettmann-Haus?

Die James-von-Moltke-Straße 35 wird jetzt von einem großen Auktionshaus angeboten. Das hat mit dem Spekulanten längst abgeschlossen.

Von Ingo Kramer
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Das Haus auf der James-von-Moltke-Straße 35 gehört zu jenen, die der Immobilienspekulant Karl Leo Spettmann Mitte Mai im Internet versteigert hat.
Das Haus auf der James-von-Moltke-Straße 35 gehört zu jenen, die der Immobilienspekulant Karl Leo Spettmann Mitte Mai im Internet versteigert hat. © www.loesel-photographie.de

Der Görlitzer Immobilien-Krimi nimmt eine überraschende Wendung: Eines der fünf Görlitzer Häuser, die der Immobilienspekulant Karl Leo Spettmann aus dem Nordrhein-Westfälischen Geldern bei seiner privaten Internet-Auktion Mitte Mai angeblich versteigert hat – und das kurz darauf auf der Internetseite seiner Tochter Anastasia wieder zum Verkauf angeboten wurde – steht nun erstmals bei einem seriösen und renommierten Auktionshaus zur Versteigerung. Genauer gesagt, beim Berliner Auktionshaus Karhausen, das zuletzt zwei Häuser auf der Breite Straße in Görlitz erfolgreich versteigert hat.

Es handelt sich um das Eckhaus James-von-Moltke-Straße 35. Eigentümer ist nicht Spettmann selbst. Es gehörte seit 26. Mai 2017 einem Italiener. Er hat es dieses Jahr weiterverkauft. Seit dem 3. März steht die Weißenfels Immobilien GmbH als Eigentümerin im Grundbuch. Sucht man diese Firma im Internet, findet man schnell heraus, wer die Geschäftsführerin ist: Loreen Peters. Sie tritt seit Jahren als Strohfrau für Spettmann auf, bot für ihn auch bei einer der Görlitzer Zwangsversteigerungen. Was sie für das Haus bezahlt hat, ist unklar. Bei der Internet-Auktion von Karl Leo Spettmann im Mai brachte es 33.000 Euro. Danach bot es seine Tochter zum Preis von 222.222 Euro zum Weiterverkauf an.

Den Verfall des Hauses beschönigt das Auktionshaus Karhausen nicht: „Das Gebäude befindet sich in einem stark sanierungsbedürftigen Zustand. Dach undicht, Holzelemente der darunterliegenden Etagen sind durch Feuchtigkeit stark angegriffen. Schädlingsbefall nicht ausgeschlossen. Teilweise Deckendurchbrüche, Sanitäranlagen und Haustechnik nicht mehr funktionstüchtig“, heißt es in der Anzeige. Zu haben ist das Eckhaus ab einem Mindestgebot von 99.000 Euro bei der Winterauktion am 11. Dezember in Berlin.

Längst von Spettmann getrennt

Im Juni sagte Karhausen-Geschäftsführer Matthias Knake im Gespräch mit der SZ, dass seine Firma lediglich 2015 zweimal Immobilienauktionen für die Spettmanns organisiert habe. „Danach haben wir uns getrennt, weil das Geschäftsgebaren dieser Familie nicht so war, wie wir uns das vorgestellt haben.“ Die im Mai im Internet gelaufene Immobilienauktion von Spettmann war laut Knake illegal, da sie nicht den gesetzlichen Vorschriften entsprach.

Kooperiert er nun also doch wieder mit Spettmann? „Nein“, sagt Knake entschieden. Er spricht die Namen Spettmann und Loreen Peters zwar nicht direkt aus, sondern spricht zurückhaltend von „er“ und „sie“. „Mit ihm machen wir aus guten Gründen mit Sicherheit nichts mehr“, sagt Knake: „Da sind wir zu gut über die Hintergründe informiert.“ Aber zu ihr sei bisher nichts Problematisches bekannt: „Es geht immer darum, wer unser Vertragspartner beziehungsweise Auftraggeber ist – und bei ihr haben wir bisher keinen Anlass, etwas Negatives zu sehen, was uns die Sache problematisch erscheinen lassen würde.“

Knake hat insofern recht, als dass Spettmann hier tatsächlich nie Eigentümer war. Loreen Peters hat das Haus auch nicht bei einer Zwangsversteigerung für den ominösen Römer Roberto Petrucci erworben, sondern auf ganz normalem Weg durch Kauf. Was sie bezahlt hat, ist nicht bekannt. Seine Hände hat Karl Leo Spettmann aber sehr wohl mit im Spiel. Nicht nur, dass er das Haus bei seiner Internet-Auktion „verkauft“ hat. Auf seinem Youtube-Kanal „mrKEYde“ etwa preist er das Gebäude im Internet nach wie vor persönlich an.

Bei Zwangsversteigerungen haben die Spettmanns in Görlitz im Frühling dreimal zugeschlagen: Zuerst kauften sie die Bismarckstraße 18, dann die ruinösen Reste der Rauschwalder Straße 53 und schließlich die Bahnhofstraße 54 – alle für Petrucci, einen Römer, der nirgendwo auffindbar ist. Zusätzlich erwarben sie ohne Zwangsversteigerung noch das Eckhaus Hohe Straße 11. Alle vier plus die James-von-Moltke-Straße 35 versteigerte Familienoberhaupt Karl Leo Spettmann Mitte Mai im Internet.

Das Haus Bismarckstraße 18 ist aus dem Internet verschwunden. Hat es einen neuen Eigentümer?
Das Haus Bismarckstraße 18 ist aus dem Internet verschwunden. Hat es einen neuen Eigentümer? ©  Archivfoto: Nikolai Schmidt

Rauschwalder-, Bahnhof- und J.-v.-Moltke-Straße wurden anschließend sofort auf der Seite von Anastasia Spettmann zum Weiterverkauf angeboten. Rauschwalder- und Bahnhofstraße sind bis heute da zu finden, die Moltkestraße dagegen ist dort jetzt weg, sie ist nur noch beim Auktionshaus Karhausen zu finden. Die Häuser Bismarck- und Hohe Straße aber sind seither nie wieder irgendwo aufgetaucht. Nicht auszuschließen ist, dass Spettmann diese beiden Gebäude tatsächlich weiterverkauft hat. Hoffentlich an den Richtigen.

Falls Sie sachdienliche Hinweise geben können, wem diese beiden Gebäude inzwischen gehören, so informieren Sie bitte den Autor dieses Textes unter [email protected] oder Telefon 03581 47105262.