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Wo die Mieten im Landkreis Görlitz hoch und wo sie eher günstig sind

Wohnen ist im Landkreis Görlitz deutlich günstiger als in Dresden, doch vor allem in einer Region ziehen auch hier die Mieten an.

Von Marc Hörcher
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In der Stadt Görlitz ist der durchschnittliche Mietpreis im Jahr 2023 um 19 Cent je Quadratmeter gestiegen. In den umliegenden Gemeinden sieht es anders aus.
In der Stadt Görlitz ist der durchschnittliche Mietpreis im Jahr 2023 um 19 Cent je Quadratmeter gestiegen. In den umliegenden Gemeinden sieht es anders aus. © André Schulze

Die hohen Energiepreise spüren die Mieter spätestens mit der Nebenkostenabrechnung. Doch immerhin: Die Mietpreise für neu zu vermietende Wohnungen sind im Landkreis Görlitz in den letzten zwölf Monaten kaum gestiegen. Woran das liegt und welche Region im Landkreis davon eher wenig profitiert.

Wie hoch liegen die Mieten im Landkreis Görlitz?

Laut dem Mietatlas von ImmobilienScout24, einer der größten Online-Immobilienplattformen Deutschlands, beträgt die durchschnittliche Nettokaltmiete pro Quadratmeter im Landkreis Görlitz 5,30 Euro. Wohnungen sind hier damit deutlich günstiger als im Landkreis Bautzen (6,16 Euro), noch größer ist der Preisunterschied zu Dresden (8,43 Euro). Der Landkreis Görlitz liegt damit weit unter dem sachsenweiten Durchschnitt (6,22 Euro). Der deutschlandweite Durchschnittsmietpreis liegt dagegen mit 8,43 Euro auf Dresdner Großstadtniveau. Die Zahlen gelten für das erste Quartal im Jahr 2024.

In welchen Gemeinden sind die Mieten am teuersten?

Während im Norden des Landkreises die Mietpreishöhe durchwachsen ist, wohnt es sich im südlichen Bereich um Löbau/Zittau tendenziell günstiger. Die günstigsten Wohnungen sind im Schnitt für 4,80 Euro pro Quadratmeter in Seifhennersdorf zu bekommen.

Am teuersten wohnen Mieter in Quitzdorf am See mit 5,92 Euro pro Quadratmeter, dicht gefolgt von den umliegenden Gemeinden: Waldhufen, Niesky, Mücka, Kreba-Neudorf und Hohendubrau. Dort sei die Nachfrage wesentlich höher als das Angebot - beziehungsweise es gebe kaum Mietangebote, ordnet Frank Tews, Geschäftsführer der Görlitzer Firma F.T. Immobilien, ein. Görlitz liegt mit 5,63 Euro im vorderen Mittelfeld. Es handelt sich dabei um Angebotsmietpreise, also um jene Preise, die Vermieter auf Immobilienportalen inserieren. Die Preise für Bestandsmieter können davon abweichen.

Wie haben sich die Mieten in den Gemeinden entwickelt?

Die Spanne zwischen günstigster und teuerster Durchschnittsmiete im Landkreis Görlitz beträgt 1,12 Euro. Auffällig ist jedoch: Im Kreis Görlitz haben die Vermieter im Jahr 2023 fast durchweg auf starke Mieterhöhungen verzichtet. Einen wirklich hohen Sprung nach oben machte die Durchschnittsmiete im Verlauf des Jahres 2023 lediglich in Görlitz selbst (19 Cent mehr). In allen anderen Gemeinden hat sich die Miete für neu zu vermietende Objekte im Jahr 2023 gerade einmal um 1 bis 3 Cent je Quadratmeter erhöht. Das führt dazu, dass sich der Mietpreis im Landkreis Görlitz insgesamt im Schnitt nur um einen Cent erhöht hat, im Jahr 2022 lag die Erhöhung noch bei 26 Cent, im Jahr 2021 bei 21 Cent.

Warum sind die Mieten 2023 im Kreis Görlitz kaum gestiegen?

Frank Tews verweist auf die starken Schwankungen bei den Nebenkosten, speziell den Gas- und Heizkosten, bedingt durch die aktuellen Umstände, insbesondere seit dem Beginn des Ukraine-Krieges im Jahr 2022. Das mache es nicht immer möglich, Kaltmieten entsprechend zu erhöhen. Vereinzelt habe F.T. Immobilien diese sogar reduziert, um die Wohnungen leichter vermieten zu können. Nun aber könne man Kaltmieten entsprechend anpassen, dank eines "sehr guten Gasvertrages und der vergleichsweise niedrigen Heizkosten im Vergleich zu anderen Anbietern". In der Regel erhöhe F.T. seine Kaltmieten um etwa 15 Prozent - mal mehr, mal weniger. Diese Praxis gelte jedoch nicht pauschal für alle Wohnungen.

Die Wohnungsgenossenschaft Genos nimmt nach eigenen Angaben bei Neuvermietungen "moderate Mietpreissteigerungen" vor, und verweist in diesem Kontext ebenfalls auf die gestiegenen Nebenkosten. Der städtische Görlitzer Großvermieter Kommwohnen will sich auf Grundlage der Zahlen von Immoscout nicht zu den Mietpreisentwicklungen äußern, weil es sich auf Grundlage der Angebotspreise nur um den "fraglichen Versuch" handele, "sich dem Thema Mietpreisentwicklung zu nähern", erklärt Medienreferentin Jenny Thümmler. Es könne sein, "dass Vermieter in Zeiten der allgemeinen Teuerung versucht haben, höhere Mieten durchzusetzen. Ob es gelungen ist und Wohnungen tatsächlich mit diesen Preisen vermietet wurden, weiß Immoscout nicht." Darum möchte Kommwohnen lieber den offiziellen Mietspiegel der Stadt abwarten. Als Gemeinde mit mehr als 50.000 Einwohnern wäre die Stadtverwaltung Görlitz eigentlich dazu verpflichtet gewesen, zum 1. Januar 2024 einen qualifizierten Mietspiegel zu erstellen, hat diese Frist jedoch verstreichen lassen. Der Görlitzer OB Octavian Ursu kündigte jüngst an, ein Mietspiegel werde Mitte des Jahres endlich vorliegen - ein halbes Jahr später als vorgesehen also.

Warum steigen die Mieten in Görlitz trotzdem?

In Görlitz sei es "überfällig" gewesen, dass sich etwas bewege am Wohnungspreismarkt, erklärt Frank Tews. Mit zu geringen Mieteinnahmen können Vermieter nicht weiter in die Sanierung von Wohnungen investieren. Die Immobilienverwalter hätten sich gegenseitig ausgeholfen mit Vergleichswohnungen. Wohnungen im mittleren Preissegment seien in Görlitz durchaus am Markt. Größere, attraktive Wohnungen jedoch seien sehr rar, da müsse dringend mehr Angebot geschaffen werden - nicht zuletzt auch, um die wissenschaftlichen Mitarbeiter des neu gegründeten Deutschen Zentrums für Astrophysik (DZA) in der Stadt unterzubringen. Die wenigen sehr gut sanierten Wohnungen am Markt, erklärt Tews, gingen eben schnell zu entsprechenden Preisen weg. Nicht selten seien Nachfragen von Interessenten, die aus anderen Städten herziehen und ein Preisniveau von "6 bis 7 Euro" pro Quadratmeter gewohnt seien.

Arnold Fetzer, Vorsitzender des Eigentümervereins Haus und Grund Görlitz und Umgebung, geht "davon aus, dass Zuzüge aus dem Bundesgebiet eher in eine größere Stadt, wie Görlitz mit einer besseren Infrastruktur stattfinden, als ins Umland. Daher vielleicht die Preisunterschiede." Außerdem verweist der Vorsitzende darauf, dass es derzeit auf dem bundesweiten Immobilienmarkt immer weniger neu gebaute Eigentumswohnungen und Häuser gibt. Fetzer spricht im Zusammenhang mit diesem Problem gar von "sozialistischen Eingriffen der Bundesregierung" und meint: "Das führt auch zu einer weiteren Verknappung des Wohnraumes - selbst in Görlitz."