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Schwierige Heimreise von Mallorca

Plötzlich ist Mallorca Hochinzidenzgebiet, das macht den Heimflug schwierig. SZ-Reporter Matthias Klaus war froh, als er im Flugzeug nach Dresden sitzen durfte.

Von Matthias Klaus
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Warten auf den Abflug auf dem Flughafen in Palma: Gut dran ist, wer alle Dokumente vollständig dabei hat.
Warten auf den Abflug auf dem Flughafen in Palma: Gut dran ist, wer alle Dokumente vollständig dabei hat. © dpa

Das ist eine Nachricht, die man nicht so gerne hört. Wir sitzen entspannt am Pool und das Inselradio Mallorca verkündet aus dem Lautsprecher an der Bar nebenan: Spanien ist ab sofort von Deutschland als Risikogebiet eingestuft. Steigende Inzidenzen. Und das ein paar Tage vor der Abreise. Die Entspannung ist weg. Was nun?

Immerhin: Der Reiseveranstalter hat einen Zettel im Hotelflur angebracht. Wegen der neuen Situation müssen wir uns jetzt digital anmelden, bevor wir nach Deutschland eingelassen werden. Nun, das sollte kein Problem sein. Zwei Tage vor der Abreise, ich tippe die angegebene Adresse auf meinem Handy ein - zum Glück hat das Hotel WLAN - und lande beim Robert -Koch-Institut.

Zwei Codes für Anmeldung benötigt

Was folgt ist eine längere Prozedur, bei der ich mehrmals fluche und auf Stift und Papier zurückgreifen muss. Zwei Codes werden mir im Laufe der nächsten Minuten per E-Mail zugeschickt, einer, um zu bestätigen, dass ich wirklich ich bin, einer für meine E-Mail-Adresse. Okay, erledigt. Dann die knifflige Sache. Ich soll beweisen, das ich und meine Begleiterin vollständig geimpft sind.

Klar, am einfachsten wäre ein Screenshot des QR-Codes aus der Impf-App. Geht aber nicht, die App spielt aus Sicherheitsgründen nicht mit. Also die Impfausweise. Ich fotografiere die Aufkleber im gelben Heftchen und lade sie hoch. Das war es. Dachte ich.

Ein Tag bis zur Abreise. Eine neue E-Mail. Dieses Mal erstaunlicherweise vom Landratsamt Görlitz, genauer gesagt vom "Team Aussteigerkarten". Was es alles gibt. Das Robert-Koch-Institut gibt also offensichtlich alle Daten an die Landkreise weiter. Nö, wird in Görlitz moniert, das geht so nicht, die Impfnachweise müssen schon so sein, dass man die zugehörige Person eindeutig zuordnen kann. Gut, ich liefere nach, schicke Fotos von den QR-Codes samt Adressen, die man auf dem Ausdruck für den digitalen Impfnachweis bekommt. Die hatte meine pfiffige Begleiterin glücklicherweise mitgenommen. Im Landratsamt ist man daraufhin zufrieden. Was fehlt: eine Bestätigung, dass wir uns tatsächlich digital angemeldet haben. Ich maile wieder, ans Landratsamt und an das Robert-Koch-Institut. Hatte mir den letzten Abend auf dem Hotelbalkon etwas anders vorgestellt.

Abreisetag, wir fliegen erst spät nach Dresden. Zwei E-Mails sind da. Das Landratsamt Görlitz sieht die Angelegenheit als erledigt an. Wir seien ja schließlich angemeldet. Das Robert-Koch-Institut sieht es ähnlich, schickt aber sicherheitshalber noch eine PDF-Datei mit, ein Formular für jene, die sich nicht digital anmelden können. Gut gemeint. Leider habe ich keinen Drucker im Urlaub mit.

Digitale Anmeldung in Deutschland sollte reichen

Abreise, gefühlt jeder zweite Passagier auf dem Flughafen Palma steht an den neun geöffneten Schaltern des Billigfliegers Ryanair an. Wir auch. Die Schlange ist vielleicht auch deswegen so lang, weil sich fast alle an die Abstandsregeln halten, an die Maskenpflicht sowieso. Nach knapp einer Stunde sind wir dran.

Der Mann am Check-In ist gut drauf. Ausweise, Bordkarten, okay, Impfausweise will er sehen und dann: "Einreiseanmeldung bitte." Nun wird es kompliziert. Der Herr hinter der Plexiglasscheibe ist des Deutschen nicht ganz so mächtig. Also plauschen wir auf Englisch. Ich versuche ihm zu erklären, dass wir digital angemeldet sind, zeige die Korrespondenz mit dem Görlitzer Landratsamt. Reicht ihm nicht, kann ja nicht Deutsch. Die Wartenden hinter uns rollen mit den Augen.

Schließlich zeige ich dem Ryanair-Kollegen das leere PDF-Formular des Robert-Koch-Institutes. Ah, sagt er, verschwindet im Hinterzimmer und kommt kurz darauf mit ebensolchen Ausdrucken zurück. Wir dürfen jetzt erstmal die Koffer abgeben. "Füllen Sie die Formulare aus, und wenn Sie gefragt werden, geben Sie sie einfach ab." Der Herr hinter der Scheibe lacht. "Guten Flug!"

Echt, so einfach? Hätte ich mir das ganze Theater um die digitale Anmeldung sparen können? Offenbar. Bis zum Abflug interessiert sich niemand für die Zettel. Erst irgendwo, schon über dem Kontinent, kommt eine Flugbegleiterin vorbei und will die Einreiseanmeldung sehen. Manche Passagiere haben sie tatsächlich auf dem Handy, die meisten geben gedruckte Formulare ab. Ankunft in Dresden: Hier wird gar nichts mehr kontrolliert, weder Ausweise noch Impfnachweise. Nur noch Koffer schnappen und ab auf die A4.

Landkreis bearbeitet nur Daten

Wer ist denn nun für die Bestätigung der Einreiseanmeldung zuständig? Der Landkreis Görlitz offensichtlich nicht. "Nach unserem Wissen erhält der Eingebende ein PDF-Dokument. Dieses Dokument wird dann in der Regel zur Vorlage bei den Beförderern genutzt", so Julia Bjar, Sprecherin des Landratsamtes Görlitz. Der Landkreis Görlitz könne aus dem Einreiseportal nur die eingegebenen Daten abrufen, die dem Landkreis zugeordnet wurden.

"Am Ende des Anmeldevorgangs müssen Sie das PDF-Dokument als Bestätigung abspeichern. Sollte es allerdings während der Datenübermittlung zu Fehlern kommen, empfehlen wir den gesamten Vorgang zu wiederholen", heißt es vom Robert-Koch-Institut.

Gab es Fehler? Habe ich einen Link übersehen? Ich weiß es nicht. Urlaub in Corona-Zeiten bleibt jedenfalls eine Herausforderung. Und Spanien ist am Freitag vom Risikogebiet zum Hochinzidenzgebiet eingestuft worden. Eine Herausforderung - vor allem für Familien mit ungeimpften Kindern und Jugendlichen. Denen droht Quarantäne.