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Parkplatz-Knatsch rund ums Landratsamt in Görlitz und Niesky

Die Parkplatzsuche in Görlitz ist schwierig. Auch, weil Mitarbeiter des Landratsamts keinen eigenen Parkplatz mehr haben. Auch in Niesky gibt es Ärger.

Von Steffen Gerhardt & Susanne Sodan
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Auf einem kleinen Teil der Kunnerwitzer Straße gilt Kurzzeitparken, ansonsten freies Parken. Egal wie: An diesem Tag ist fast alles belegt.
Auf einem kleinen Teil der Kunnerwitzer Straße gilt Kurzzeitparken, ansonsten freies Parken. Egal wie: An diesem Tag ist fast alles belegt. © Paul Glaser/glaserfotografie.de

Nichts zu holen. Die Parkplätze an der Sattigstraße direkt hinter dem Görlitzer Bahnhof sind frühmorgens belegt. An der Rückseite des Bahnhofes gebe es immer freie Plätze, so heißt es in einer Görlitzer Facebook-Gruppe, als ein Nutzer nach guten und günstigen Parkplätzen in Bahnhofsnähe fragte. Man muss auf der Sattigstraße aber ein ganzes Stück in Richtung Berufsschulzentrum fahren, bis man fündig wird.

Andere Richtung: An der Jauernicker Straße ist alles gerappelt voll. Fast schon entspannt die Lage dagegen an der Kunnerwitzer Straße an diesem Morgen. Auch hier gilt, bis auf einen kleinen Abschnitt mit Kurzzeitparkplätzen, freies Parken. Ein paar Tage später: kein Platz frei an der Kunnerwitzer. Dafür ein paar Lücken an der Sattigstraße.

Weichen Landratsamtsmitarbeiter in die Südstadt aus?

Die schwierige Parkplatzsuche rund um den Bahnhof war auch im jüngsten Stadtrat Thema. Schon seit Jahren sei die Kunnerwitzer Straße in der Südstadt ein beliebter Ort, das Auto abzustellen, und dann in den Zug zu steigen, schilderte Mike Altmann von Motor Görlitz. "Jetzt haben wir noch eine weitere Interessentengruppe."

Das seien die Landratsamtsmitarbeiter, die wegen der Bauarbeiten zur Erweiterung des Landratsamtes gegenüber dem Bahnhof seit einiger Zeit keine Parkfläche mehr haben. Generell, so Bürgermeister Benedikt Hummel, könne man über Veränderungen bei der Parkordnung reden.

Zwei Dinge gelte es abzuwägen, der Bedarf der Anwohner und der fürs öffentliche Parken. Hummel verwies auch darauf: Nicht immer wollen Anwohner "ihre" Straße als Anwohner-Parkbereich ausgewiesen sehen. Denn Anwohnerparken ist mit Kosten verbunden, jährlich 30 Euro.

Seit vorigem Jahr hat sich in Görlitz das Parkplatzthema noch mal verschärft. Seit Oktober ist im Innenhof des Landratsamtes auch kurzzeitiges Parken, etwa für Besucher, nicht mehr möglich. Eine Tiefgarage soll dort entstehen - aber noch ist sie nicht da. Auch manche nahe Ausweichorte in der Innenstadt-West stehen nicht mehr zur Verfügung: An der oberen Emmerichstraße gilt seit einiger Zeit großteils reines Anwohnerparken.

An der Bahnhofstraße gilt am westlichen Ende nahe dem Brautwiesenplatz noch freies Parken. Doch im Bereich zwischen Jakob- und Konsulstraße darf das Auto nur noch zwei Stunden stehen, darüber hinaus gilt auch hier Anwohnerparken.

Viele Interessen treffen aufeinander

Auf Bitte des Landratsamtes wies die Stadt Görlitz Stellplätze auf anliegenden Straßen zum freien Kurzzeitparken aus, allerdings nicht gerade zur Freude von Anwohnern. Zum Beispiel auf der Leipziger Straße in der Innenstadt West: Auf dem oberen Teil gilt neben dem Anwohnerparken, dass von Montag bis Freitag 9 bis 17 Uhr zwei Stunden Autos frei parken können. Auf der unteren Leipziger Straße dürfen auf der einen Seite ausschließlich Bewohner parken, auf der anderen Seite gilt freies Parken. Drei Systeme, eine Straße.

Sie zeigen, wie unterschiedlich die Interessen sind. Das merkt man auch bei der Facebook-Anfrage: Manche geben Tipps zu bahnhofsnahen Parkplätzen, andere sehen das kritisch: "Genau, immer schön den Anwohnern die Parkplätze nehmen", kommentiert eine Görlitzerin, "für Gäste sind doch die Parkhäuser gemacht", oder das Park-and-Ride-System von Weinhübel aus.

Tatsächlich gibt es am Bahnhof ein Parkhaus. Doch dem Mann, der sich nach den günstigen Parkplätzen am Bahnhof erkundigte, war das offenbar zu teuer. So geht die Debatte schon lange: 2020 berichtet die SZ von der Emmerichstraße, wo mehrere Anwohner die alltäglichen Suchrunden satt hatten. "Es kostet schon fast überall", erzählte dagegen damals ein Dolmetscher aus Niesky, der regelmäßig nach Görlitz pendelte.

Niesky: Landratsamt-Parkplatz zu klein

Der Görlitzer Bahnhof trennt die Innenstadt mit der Bahnhofstraße und dem Landratsamt von der Südstadt. Zunehmend viele Autos mit Nieskyer, Löbauer oder NOL-Kennzeichen tagsüber an den Straßenrändern sind auch Südstadt-Bürgerratsmitglied Daniel Breutmann aufgefallen. Ob nun viele Pendler des Landratsamtes tatsächlich auf Straßen hinter dem Bahnhof und damit in Noch-Landratsamts-Nähe ausgewichen sind?

Möglich, "das Grundproblem haben wir aber schon, solange ich mich erinnern kann". Jedes sanierte Südstadt-Haus freut den Bürgerrat, doch bedeutet es auch mehr Autos. "Und wir wissen, dass es generell eher mehr als weniger Autos werden." Er spricht sich dennoch gegen reines Anwohnerparken aus. Eben wegen der Kosten für die Anwohner, 30 Euro pro Jahr.

Allein ist Görlitz mit solchen Problemen nicht. Auch in Niesky soll es Probleme geben mit Pendler-Autos. Auch in Niesky gibt es eine Stelle des Landratsamtes, an der Robert-Koch-Straße. Dort gibt es zwei Parkplätze. Einen vor dem Gebäude für Besucher und einen im Grundstück für Mitarbeiter. Doch scheint der nicht groß genug zu sein für alle Autos.

So wurden an die SZ Beschwerden herangetragen, Berufspendler würden tagsüber in anliegenden Straßen parken - und Anwohnern so die Parkplätze "wegnehmen". Oder auf dem Parkplatz der Märkte Aldi und Edeka parken. Doch das wird nicht mehr lange möglich sein, Edeka will ein Park-Zeitlimit einführen.

Die Suche nach neuen Stellflächen

Simone Sturm, Leiterin des Nieskyer Ordnungsamtes, ist das Thema bekannt, direkt Beschwerden seien an sie aber noch nicht herangetragen worden. An sich habe Niesky ausreichend Parkplätze - aber über die Stadt verteilt, was mitunter längere Fußwege bedeutet. Ihr Vorschlag ad hoc: Das Landratsamt könnte womöglich den Parkplatz an der Turnhalle Bahnhofstraße seinen Mitarbeitern mit zur Verfügung stellen.

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Daniel Breutmann sieht Erweiterungsmöglichkeiten. "Auf keinen Fall wollen wir weitere Versiegelungen des Bodens und Grünflächen verschwinden sehen." Doch es gebe Flächen, die bereits versiegelt sind. Die Schwierigkeit: Dafür müssten andere mitspielen. Schon oft im Gespräch, allerdings keine städtische Fläche ist der Parkplatz am ehemaligen Edeka-Markt auf der Jauernicker Straße.

Der ehemalige Kohleladeplatz des alten Heizwerkes auf der Fichtestraße würde noch Platz bieten. "Auch da müsste man es aber über den Eigentümer versuchen. Und die Bahn sehen wir als Ansprechpartner." Falls an der Sattigstraße alte Güterschuppen, die nicht unter Denkmalschutz stehen, abgerissen werden sollen, "wäre Potenzial da".