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Schweinepest: Sachsen weitet Sperrzonen aus

Nach weiteren infizierten Wildschwein-Funden reichen die Zonen nun bis in den Kreis Bautzen und südlich der A4. Görlitzer Forderungen bleiben vorerst unerfüllt.

Von Sebastian Beutler
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Symbolfoto © Lino Mirgeler/dpa

Der Freistaat Sachsen reagiert auf die Verbreitung der Afrikanischen Schweinepest im Landkreis Görlitz und weitet die Sperrzonen auch auf Gebiete im Landkreis Bautzen aus.

Wie Sozialministerin Petra Köpping am Freitagmorgen bekannt gab, werden sowohl die gefährdeten Gebiete rund um die Fundorte als auch die Pufferzone, die sich an die gefährdeten Gebiete anschließt, erweitert. Zuletzt waren Wildschwein-Kadaver außerhalb der gefährdeten Gebiete gefunden worden. Bei nachträglichen Untersuchungen hatte es sich herausgestellt, dass sie mit dem Virus der Afrikanischen Schweinepest infiziert waren. Insgesamt sind im Freistaat 61 Schweinepest-Fälle nachgewiesen.

Sachsen errichtet neue Zäune gegen Tierseuche

Das gefährdete Gebiet wird im Süden bis zur Autobahn 4 und im Westen bis Boxberg erweitert. Damit vergrößert sich die Fläche von 322 auf 989 Quadratkilometer. Die Pufferzone reicht künftig im Süden bis zu einer Linie auf der Höhe Löbau und im Westen bis zu einer gedachten Linie der Gemeinden Kubschütz, Großdubrau und Lohsa. Die Fläche dieser Zone umfasst künftig 790 Quadratkilometer. Innerhalb dieser Zonen gelten bestimmte Auflagen und Verbote.

Das sind die neuen Zonen, die eine Verbreitung der Afrikanischen Schweinepest in Ostsachsen verhindern sollen.
Das sind die neuen Zonen, die eine Verbreitung der Afrikanischen Schweinepest in Ostsachsen verhindern sollen. © SZ

Mit einer solchen Entscheidung hatte das Görlitzer Veterinäramt seit vergangener Woche gerechnet. Allerdings setzten sich die Gesundheitspolitiker in Görlitz für kleinere Sperrzonen ein, doch Dresden sah sich zur Ausweitung der Zonen gezwungen, weil eben infizierte Tiere westlich der B 115 bei Rietschen aufgefunden wurden. Nun soll auch das erneut vergrößerte Gelände des gefährdeten Gebiets mit Zäunen umfriedet werden. Schon in den vergangenen Wochen waren Mitglieder des Technischen Hilfswerks unterwegs, um entlang der B 115 sowie der Bahnstrecke Niesky-Horka-Zentendorf einen Zaun zu errichten.

Ministerin Köpping sieht zwar keine "Ausbreitung der Tierseuche aus dem bisherigen Gebiet heraus. Aber wir brauchen einen Sicherheitsabstand zu den ASP-freien Gebieten. Deshalb erfolgt die Erweiterung der Flächen, auf denen jetzt wieder die Fallwildsuche beginnt, um ein genaues Bild über das Seuchengeschehen zu bekommen". Zugleich räumte die Ministerin ein: "Es wird ein mühsamer und langer Weg, diese Tierseuche einzudämmen."

Kampf gegen Schweinpest wird lange dauern

Im Landkreis Görlitz rechnen die zuständigen Behörden mit fünf bis zehn Jahren, in denen gegen den Erreger der Afrikanischen Schweinepest vorgegangen werden muss. Die Tierseuche ist für den Menschen ungefährlich, für die Bestände an Hausschweinen aber tödlich. Zudem gibt es häufig Exportbeschränkungen für Länder, in denen die Schweinepest ausbricht. Dadurch wiederum sind auch weit entfernte Schweineproduzenten, beispielsweise in Niedersachsen, vom Ausbruch der Schweinepest betroffen. Bislang ist es aber in Deutschland gelungen, das Virus von Haustierbeständen fernzuhalten.

Mehr Zusammenarbeit mit Polen nötig

Die Afrikanische Schweinepest wird über Wildschweine nach Deutschland getragen, die durch Oder und Neiße aus Polen kommen. In diesem Monat, so kündigte Landwirtschaftsministerin Julia Klöckner in einem Brief an den Görlitzer Landrat Bernd Lange an, solle es Beratungen mit den polnischen Behörden geben. Lange kritisiert seit Wochen die aus seiner Sicht unzureichenden Bemühungen von Bund und EU, zusammen mit Polen eine Strategie gegen die Afrikanische Schweinepest zu entwerfen. Wenn es nicht gelingt, das Vordringen von infizierten Wildschweinen aus Polen nach Deutschland zu stoppen, würden die Vorkehrungen auf deutscher Seite über kurz oder lang ausgehebelt, so ist Landrat Bernd Lange und sein Görlitzer Veterinäramt überzeugt.

Die aktuelle Entwicklung scheint ihnen auch recht zu geben. Denn die Afrikanische Schweinpest kann nicht nur direkt von Tier zu Tier übertragen werden, sondern indirekt vom Schwein stammende Lebensmittel oder über kontaminierte Gegenstände wie Kleidung, Schuhe oder Fahrzeuge. Selbst über Futter oder durch Aas fressende Tiere kann das Virus weitergetragen werden.

Görlitz fordert mehr Abschüsse von Wildschweinen

Deswegen plädiert das Görlitzer Landratsamt statt dessen für eine deutliche Verringerung der Wildschwein-Population im Kreis Görlitz und fordert dafür Abschussprämien sowie weitere finanzielle Unterstützung seitens des Freistaates. Doch in den gefährdeten Gebieten gilt derzeit ein Jagdverbot für Schwarzwild. Stattdessen wird eine tierseuchenrechtliche Entnahme durchgeführt. Der Kreis Görlitz allein hat zehn Sammelstellen eingerichtet, wo die Kadaver vor dem Transport in der Tierverwertungsanlage in Lenz gesammelt werden.

Keine Einschränkungen für die Landwirtschaft

In dem gefährdeten Gebiet ist der Auslauf und die Freilaufhaltung von Hausschweinen untersagt. Schweinehalter müssen Desinfektionsmöglichkeiten an den Ein- und Ausgängen der Ställe einrichten. Für Hunde gilt Leinenzwang. Verendete und erkrankte Wildschweine sind sowohl im gesamten gefährdeten Gebiet als auch in der Pufferzone unverzüglich gegenüber dem Veterinäramt anzuzeigen und auf Afrikanische Schweinepest zu untersuchen, mahnt das Sozialministerium.

Keine generellen Einschränkungen gibt es auch weiterhin für die Nutzung von land- und forstwirtschaftlichen Flächen. Nur im Einzelfall soll es hier Auflagen geben. Der Freistaat zögert auch deswegen mit solchen Einschränkungen, weil sie sofort Entschädigungszahlungen zur Folge haben.

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