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Schweinepest: Sachsen gibt Startschuss für große Jagd im Kreis Görlitz

Sozialministerium und Landesjagdverband haben sich auf Details der Abschüsse von Wildschweinen im Kreis Görlitz verständigt. Acht Wochen haben die Jäger jetzt erst einmal Zeit.

Von Sebastian Beutler
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Die Jagd von Wildschweinen soll die Afrikanische Schweinepest in Sachsen weiter zurückdrängen.
Die Jagd von Wildschweinen soll die Afrikanische Schweinepest in Sachsen weiter zurückdrängen. © Symbolfoto: Jens Büttner/dpa-Zentralbild

Sachsen und der Landesjagdverband haben sich auf das Abschießen von Wildschweinen entlang der Lausitzer Neiße von Bad Muskau bis nach Zittau im Süden verständigt. Wie das Sozialministerium am Mittwoch mitteilte, soll das Schwarzwild bis zu maximal zwei Tieren pro 1.000 Hektar reduziert werden. Dadurch soll die Afrikanische Schweinepest zurückgedrängt und das Eindringen von Wildschweinen aus Polen weitgehend verhindert werden.

Die Jäger haben zunächst acht Wochen Zeit für den Abschuss der Tiere. Sie erhalten 300 Euro pro abgeschossenes Tier. Anschließend wird mit Drohnen überprüft, ob die Jagd erfolgreich und der Tierbestand wie vereinbart reduziert wurde. Sollten weitere Tiere dabei festgestellt werden, kann der Jagdpächter nochmals diese Schweine entnehmen. In einem dritten Schritt erhalten die Revierinhaber für das dauerhafte Freihalten des Reviers von Wildschweinen eine Flächenprämie.

Die Jagd von Wildschweinen war schon in den zurückliegenden Monaten intensiviert worden, jetzt soll zum großen Halali geblasen werden.

Sollten sich Jäger weigern, sich an den Abschüssen zu beteiligen, oder dazu nicht in der Lage sein, können auch Dienstleister mit dieser Aufgabe beauftragt werden.

Sozialministerin Petra Köpping nannte die Jäger die "entscheidenden Akteure zur erfolgreichen Umsetzung des Konzeptes". Der Vize-Präsident des Landesjagdverbands, Wilhelm Bernstein, erklärt, dass "wir die Möglichkeit genutzt haben, die betroffenen Zonen auf das notwendige Maß zu begrenzen".

In Sachsen wurden seit 2020 mehr als 2.200 Fälle der Afrikanischen Schweinepest festgestellt, davon allein 1.441 im Landkreis Görlitz. Dabei handelt es sich um eine Virusinfektion, die ausschließlich Schweine betrifft. Sie verläuft fast immer tödlich und ist unheilbar. Es gibt bislang keine Möglichkeit, die Schweine durch eine vorbeugende Impfung zu schützen. Vermutlich wurde die Seuche anfangs von Polen durch infizierte Wildschweine nach Sachsen hineingetragen, der Virus kann aber auf sehr verschiedenen Wegen übertragen werden. Anders als in Baden-Württemberg, Niedersachsen, Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern hat es Sachsen bislang geschafft, dass die Seuche nicht in Haustierbestände eingetragen wurde.

Um das zu erreichen, wurden kilometerlange Schutzzäune zunächst entlang der Neiße aufgebaut, später auch in anderen Landesteilen bis in den Kreis Mittelsachsen hinein. Zudem wurden Schutzzonen unterschiedlicher Qualität ausgewiesen.

Zuletzt hatte die Sozialbeigeordnete des Landkreises Görlitz leise Hoffnung verbreitet, dass die Schweinepest im Kreis Görlitz bald überstanden sein könnte. Seit über zwei Monaten ist im Kreis Görlitz kein Fall der Seuche mehr aufgetreten, erklärte sie Anfang August. Der bislang letzte Fund war am 23. Mai am Berzdorfer See. Erstmals war die Seuche an einem verendeten Wildschwein im Kreis Görlitz am 1. November 2020 nachgewiesen worden. "Die Zahlen sind bei uns deutlich zurückgegangen", bilanzierte Martina Weber vor Journalisten.

Dagegen nahmen die Fälle der Afrikanischen Schweinepest im nördlichen Landkreis Bautzen auf niedrigem Niveau zu. Während in den vergangenen zwölf Monaten im Kreis Görlitz nur 214 Wildschweine mit dem Virus der Schweinepest festgestellt wurden, waren es im Kreis Bautzen 403. Insgesamt war die Seuche im Kreis Bautzen bislang aber weitaus geringer verbreitet als im Kreis Görlitz. Hier wurden mit 707 Fällen nur halb so viele infizierte Wildschweine seit Seuchenausbruch festgestellt wie im Nachbarkreis Görlitz.