Peter Schellin hat es sich nicht nehmen lassen, selbst bei der Eröffnung dabei zu sein. „Eine wunderbare Sache, keine Frage“, schwärmt der Görlitzer Ortsgruppenvorsitzende des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs (ADFC) über die neue Fahrradstation im Görlitzer Bahnhofstunnel. „Wir verfolgen das ja schon seit Jahren und freuen uns, dass es tatsächlich realisiert werden konnte“, sagt er.
Gebaut hat die Deutsche Bahn – in enger Abstimmung mit der Stadt Görlitz. Schon seit Ende voriger Woche ist die Station in Betrieb, am Mittwoch wurde sie nun ganz offiziell eröffnet. 36 vor Wind, Regen und Schnee geschützte Stellplätze gehören dazu, darunter sechs, die groß genug für Lastenräder sind. Dazu zwei Stelen und vier Wandtafeln mit Informationen über die Station, über Görlitz und Radtouren im Umland. In der Mitte gibt es eine Reparaturstation: Dort kann jeder sein Rad einhängen und mit den an stabilen Seilen befestigten Werkzeugen reparieren. „Die Säule hat schon erste Gebrauchsspuren, sie wird also genutzt“, freut sich Heiko Klaffenbach, Leiter Bahnhofsmanagement Dresden bei der Bahn.
Luftpumpe ist auch vorhanden
Er habe selbst schon beobachten können, dass dort jemand sein Fahrrad repariert hat. Sogar Luft aufpumpen kann man an der Station. Dazu gibt es zwölf Schließfächer für Helme oder Taschen. „Sie sind kostenlos nutzbar, für einen Schlüsselpfand von zwei Euro“, berichtet Klaffenbach. Allerdings sind sie bereits ausgebucht und müssten wohl erweitert werden. Zum Einweihungstermin am Mittwoch war kein einziges Fach mehr frei – und selbst vorigen Freitag sah es schon genauso aus. Man könnte meinen, die Fächer seien noch gar nicht betriebsbereit, aber dem ist nach Aussage von Klaffenbach nicht so.
Kommen mehr hinzu? Das sei noch nicht klar, sagt er: „Wir werden beobachten, ob mehr Fächer nötig sind.“ Was ihm auch aufgefallen ist: „Die Infotafeln an der Wand könnten noch besser beleuchtet werden.“ Auch das soll geprüft werden.
Eigentlich sollte die Station schon viel eher fertig werden. Doch es sei schwierig gewesen, sagt Klaffenbach: „Brandschutz, Fluchtwege, Denkmalschutz, Stromanschlüsse: Das alles musste bewältigt werden.“ Zwischendurch sei tatsächlich der Gedanke dagewesen, aufzugeben. Im Laufe der Jahre sei viel Zeit verloren worden, aber am Ende habe es doch noch geklappt.
Deutlich teurer als geplant
Deutlich teurer geworden ist es auch: Vor drei Jahren, als die Pläne erstmals öffentlich wurden, rechnete die Stadt mit Baukosten von 123.000 Euro und hoffte auf eine 80-Prozent-Förderung. So bliebe ein Eigenanteil von knapp 25.000 Euro an der Kommune hängen. Am Ende lagen die Kosten bei 207.000 Euro. Davon kamen aus dem Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (Efre) etwa 100.000 Euro, die Bahn investierte rund 67.000 Euro und die Stadt Görlitz übernahm einen Eigenanteil von 30.000 Euro.
OB Octavian Ursu zeigte sich bei der Eröffnung dennoch froh, dass es geschafft ist: „Eine so moderne Anlage in Görlitz ist etwas Besonderes, das wertet unsere Stadt auf.“ Zudem sei es ein weiterer Schritt in Richtung Klimaneutralität: „Wir wollen die Leute zum Umstieg auf das Fahrrad animieren.“ Damit das gelingt, muss das Fahrradfahren so angenehm wie möglich sein.
Laut Klaffenbach ist es in seinem Zuständigkeitsbereich – vom Osterzgebirge bis Görlitz – die erste Fahrradstation, die in einen Bahnhof eingebaut werden konnte: „So etwas gibt es auch in Dresden noch nicht.“ Der Ort im Bahnhofstunnel, direkt neben dem Aufgang zu den Gleisen 7 und 8, habe zudem den Vorteil der „sozialen Kontrolle“: Täglich kommen hier 4.500 Reisende und andere Bahnhofskunden vorbei, zudem ungezählte Passanten. Sie alle haben einen Blick auf die Station: „Es ist keine dunkle Ecke.“ Somit hofft er, dass Diebstähle und Vandalismus ausbleiben.
Für die vielen Reisenden und Passanten wurden am Boden des Bahnhofstunnels sogar Gehspuren in beide Richtungen markiert, damit sie gut an der Fahrradstation vorbeikommen. Jedenfalls, wenn sie aufmerksam genug unterwegs sind, um die Markierungen auch wirklich zu beachten.