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Görlitz saniert überraschend seinen Untermarkt

Die große Sanierung liegt 20 Jahre zurück. Über die Jahre spült die Fugenfüllung aus. Das soll jetzt behoben werden. Aber nicht alles auf einmal.

Von Ingo Kramer
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Die Restaurants und Kneipen am Görlitzer Untermarkt sind beliebt. Doch das Pflaster davor bereitet Probleme.
Die Restaurants und Kneipen am Görlitzer Untermarkt sind beliebt. Doch das Pflaster davor bereitet Probleme. © Archivfoto: Paul Glaser/glaserfotografie.de

Das kommt völlig überraschend: Direkt nach Ostern wird der Untermarkt in Görlitz zur Baustelle. Darüber informierte Svend Schmoll, Sachgebietsleiter im städtischen Bauamt, am Mittwoch im Technischen Ausschuss.

„Der Platz wurde zwischen 2002 und 2005 mit dem historischen Basaltwildpflaster grundhaft ausgebaut“, erklärte Schmoll gegenüber den Stadträten. Als Fugenfüllung sei damals ein Kalk-Lehm-Gemisch verwendet worden. Das aber spüle über die Jahre aus, unter anderem auch durch die regelmäßige Straßenreinigung. „Da fängt dann irgendwann ein Stein an zu wackeln, dann der nächste und dann ist das nicht mehr aufzuhalten“, erklärte Schmoll.

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Bevor es soweit kommt, will die Stadt nun handeln – und im Rahmen des Straßenunterhalts die Fugenfüllungen erneuern. Zeitlich ist das aufwendiger, als es sich der Laie vorstellt: Zwar dauert das Säubern der Fugen und das Einkehren eines neuen Kalk-Lehm-Gemisches nur eine Woche. Hinterher aber sind drei Wochen für das Abbinden des Fugenmaterials nötig, also für die Verfestigung. In diesen drei Wochen muss das Pflaster abgedeckt und gegen Austrocknung geschützt sein. Das heißt, dass das Pflaster vier Wochen lang weder betreten noch befahren werden darf.

Die Stadt will den Platz in drei Bauabschnitte aufteilen – jeweils einen in den Jahren 2024, 2025 und 2026. Der lange Zeitraum habe auch etwas mit dem städtischen Haushalt zu tun. Jeder der drei Bauabschnitte koste zwischen 20.000 und 30.000 Euro. Da für den Straßenunterhalt in Görlitz aber in jedem Jahr nur eine begrenzte Summe zur Verfügung stehe, werde der Untermarkt auf drei Jahre aufgeteilt.

Winter und Hochsommer fallen weg

Ein anderes Problem ist das Wetter: „Es braucht Temperaturen deutlich über null Grad und dazu eine gewisse Luftfeuchte zum Abbinden.“ Das heißt, Winter und Hochsommer fallen schon einmal weg. Ideal seien April/Mai sowie September/Oktober. Das aber sind Monate, in denen die Gastronomen ihre Tische und Stühle herausstellen und – im Gegensatz zum Winter – ihre Umsätze machen können.

Vor kurzem habe sich die Stadtverwaltung mit den Gastronomen vom Untermarkt getroffen, um einerseits über das Vorhaben zu informieren und andererseits gemeinsam darüber zu beraten, welche Bauzeiträume für beide Seiten sinnvoll wären. „Unbestritten war bei dem Treffen, dass ein Unterhalt des Platzes nötig ist“, erklärt Schmoll. Ursprünglicher Plan der Stadt war, direkt nach Ostern mit der Südseite des Platzes zu beginnen, also der Brunnenseite. „Im Gespräch mit den Gastronomen hat sich aber gezeigt, dass die Wirte auf der Südseite sehr auf April/Mai warten, weil dann ihre Saison startet“, so Schmoll. Auf der Nordseite – der Flüsterbogenseite – hingegen seien größere Flächen vorhanden. Die dortigen Wirte hätten eine Bauzeit im April/Mai 2024 akzeptiert.

Baubeginn am 2. April

Damit steht der Zeitplan nun fest. In der Woche nach Ostern, vom 2. bis 5. April, sind die Nord- und Ostseite Baustelle. Allerdings nicht vollständig. Ausgespart bleiben die Bereiche vor sämtlichen Häusern an den Platz-Außenseiten. Zudem ist eine Fläche in der Mitte nicht enthalten – als Weg zum Eingang des Hotel Börse, das während der gesamten Bauzeit erreichbar bleibt. In den drei Wochen danach – also bis Ende April – sind die genannten Flächen abgesperrt, damit das Material abbinden kann.

Die Süd- und Westseite des Untermarktes ist dann 2025 dran – auf Wunsch der Gastronomen aber nicht in den für sie so wichtigen Monaten April/Mai, sondern erst im Herbst: Baubeginn dort ist Mitte September 2025, also nach dem Tag des offenen Denkmals. Auch dort wird es einen Monat dauern und auch dort sind die Flächen vor sämtlichen Häusern an den Platz-Außenseiten nicht mit enthalten.

Im dritten Bauabschnitt 2026 wird dann alles angefasst, was 2024 und 2025 ausgespart wurde: Die Flächen vor sämtlichen Häusern an den Platz-Außenseiten und der Weg zum Hotel Börse. Gebaut werden soll dann erneut im April, gleich nach Ostern. Die Gehwege seien dabei aber kaum betroffen, stattdessen gehe es vor allem um die Regenrinnen.

Dass die Flächen vor den Häusern in einem eigenen Bauabschnitt saniert werden, habe vor allem verkehrliche Gründe, erläutert Schmoll. Die Belieferung der Restaurants erfolge über die Peterstraße. Wenn nicht alles gleichzeitig gebaut werde, könne der Lieferverkehr in jedem Bauabschnitt nah an die Restaurants heranfahren – 2024 und 2025 entlang der Platzaußenseiten und 2026 dann über die Platzmitte: „Das ist eine Vereinfachung für die Unternehmen.“ Billiger wäre es freilich, wenn es nicht getrennt würde: Dann müsste die Absperrung nur einmal pro Platzseite aufgestellt werden. Doch der Vorteil der besseren Belieferung sei wichtiger. Mit dem Ergebnis der Abstimmung können alle Beteiligten gut leben, sagt Schmoll.