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Tschechisches Unternehmen prüft Einstieg beim Waggonbau Niesky

Das wirtschaftlich angeschlagene Industrieunternehmen in Niesky ist in Insolvenz. Trotzdem gibt es in der Branche Interesse für das Werk.

Von Sebastian Beutler
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Zum 30. Mal standen Mitarbeiter des Waggonbaus Niesky vor dem Werktor in dieser Woche. Sie wollen mit den Mahnwachen für eine Zukunft ihres Unternehmens kämpfen.
Zum 30. Mal standen Mitarbeiter des Waggonbaus Niesky vor dem Werktor in dieser Woche. Sie wollen mit den Mahnwachen für eine Zukunft ihres Unternehmens kämpfen. © André Schulze

Noch zwei Monate läuft das Insolvenzverfahren beim Nieskyer Waggonbau. Ungeachtet dessen laufen parallel Gespräche zwischen neuen Investoren und der slowakischen Tatravagonka-Gruppe als Eigentümer des Waggonbaus.

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Wie die SZ aus Verhandlungskreisen erfuhr, ist darunter ein renommierter tschechischer Schienenfahrzeughersteller, der rund 4.500 Mitarbeiter an verschiedenen Standorten beschäftigt und vor allem Straßenbahnen herstellt. Seit mehreren Wochen ist das Unternehmen in intensiven Verhandlungen mit Tatravagonka und prüft verschiedene Modelle der Zusammenarbeit oder sogar des Einstiegs in den Waggonbau. Vertreter des tschechischen Unternehmens waren bereits in Niesky. Demnächst kommt es zu voraussichtlich entscheidenden Gesprächen in Prag.

Beim Einstieg in den Waggonbau liegen nach SZ-Informationen verschiedene Varianten auf dem Tisch: Zum einen könnte es um Aufträge gehen, die das tschechische Unternehmen in Niesky fertigen lässt und somit den Waggonbau stabilisiert. Eine andere Möglichkeit ist gleich die Übernahme des Nieskyer Unternehmens. Tatsächlich expandiert das tschechische Unternehmen derzeit in verschiedene Länder Europas.

Im Moment sind rund 200 Mitarbeiter beim Nieskyer Waggonbau tätig. Er ist der letzte Güterwagenhersteller in Deutschland und eines der wirtschaftsprägenden Unternehmen in Niesky. In dieser Woche versammelten sich Mitarbeiter des Waggonbaus zur 30. Mahnwache vor dem Betriebstor. Sie kämpfen auf diese Art und Weise für eine Zukunft ihres Betriebes. Tatravagonka hatte den Waggonbau Ende 2018 übernommen und sich verpflichtet, den Standort mindestens fünf Jahre fortzuführen. Diese Frist läuft Ende dieses Jahres aus. Die Tatravagonka-Gruppe hatte auf verschiedenen Wegen zuletzt mitgeteilt, dass sie an eine Schließung des Waggonbaus nicht denkt.

Anfang Mai war das Unternehmen in die selbstverwaltete Insolvenz gegangen. Unter deren Schutzschirm wird ein Neustart des Waggonbaus vorbereitet. Für dieses Ziel entwickelt der Insolvenzverwalter ein Sanierungskonzept. Dieser Prozess läuft trotz der Investorengespräche weiter. Die IG Metall kritisiert seit Monaten, dass es keine neuen Aufträge für das Nieskyer Werk gibt und befürchtet, dass der Betrieb auf diese Weise stillgelegt wird.

Alstom-Jobs in Bautzen und Görlitz vorerst sicher

Unterdessen haben Alstom und die Belegschaftsvertreter einen Zukunftstarifvertrag für die Waggonbau-Standorte in Bautzen und Görlitz abgeschlossen. Dessen Inhalt: Die Arbeitsplätze bleiben erhalten, die Mitarbeiter aber müssen finanzielle Zugeständnisse machen. Verhandelt worden war das Paket im Frühjahr, seitdem liefen die Abstimmungen unter den IG-Metall-Mitgliedern in den deutschen Alstom-Werken. Alstom beschäftigt in Bautzen und Görlitz zusammen rund 2.000 Mitarbeiter.