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Alte Posthalterei wird Kulturtreff für Kamenz

Ausstellungen, Töpferkurse, Kinderprogramm: Nach der aufwendigen Sanierung des denkmalgeschützten Hauses gibt es vielfältige Pläne.

Von Ina Förster
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Die erste Ausstellung in der sanierten Alten Posthalterei in Kamenz zeigte Reproduktionen von Georg Baselitz und Gerhard Richter. Nun wird in diesen Räumen ein Dada-Zentrum etabliert.
Die erste Ausstellung in der sanierten Alten Posthalterei in Kamenz zeigte Reproduktionen von Georg Baselitz und Gerhard Richter. Nun wird in diesen Räumen ein Dada-Zentrum etabliert. © Stiftung Pro Gemeinsinn/Zöllner

Kamenz. Das Kleine Gewölbe in der Alten Posthalterei Kamenz wurde vor Kurzem kreativ eingeweiht. Die ersten Kurse Familientöpfern starteten erfolgreich. Zur Freude großer und kleiner Hobby-Kunsthandwerker. Sechs Workshops laufen noch bis Ende Oktober unter Leitung von Künstlerin Martina Vollhardt. Ein Zugewinn für die Altstadt. Und weitere Ideen stehen in den Startlöchern.

Kooperation. Das ist es, was die Stiftung Pro Gemeinsinn in Kamenz und für Kamenz möchte. Seitdem das Team um Geschäftsführerin Anne-Kathrein Zöllner im Juni in die neue Alte Posthalterei an der Zwingerstraße gezogen ist, ist viel in dieser Hinsicht passiert. Erst kürzlich endete die erste Ausstellung im Haus mit Reproduktionen der beiden Weltklasse-Künstler Gerhard Richter und Georg Baselitz. Und vieles steht auch weiterhin auf der kulturellen To-do-Liste der Stiftung.

Das Kleine Gewölbe der Alten Posthalterei in Kamenz wurde jetzt mit Töpferkursen eingeweiht.
Das Kleine Gewölbe der Alten Posthalterei in Kamenz wurde jetzt mit Töpferkursen eingeweiht. © Stiftung / Zöllner

Dabei kümmert diese sich eigentlich vorrangig um 1.700 Kinder in Kitas sowie Ganztagsgrund- und -förderschulen. Zum größten Teil in der Bundeshauptstadt Berlin. Auch vor Ort wurden die Fühler bereits ausgestreckt - zwei Kindergärten in Bretnig und Hauswalde gehören mittlerweile zur Stiftungsfamilie. Und profitieren von der Trägerschaft der Stiftung und vor allem von deren Erfahrungen.

Anne-Kathrein Zöllner möchte den Fokus auch weiterhin auf diesem Thema belassen. "Wir sind neu in Sachsen als Rückkehrer, und unser Hauptthema ist und bleiben Kita und Hort. Wir sind hier deshalb auch auf der Suche nach ein bis zwei weiteren Einrichtungen, die wir aufbauen möchten", sagt sie.

Dennoch gehen die Überlegungen schon seit den ersten Planungen für das Haus auch hin zur Mehrfachnutzung der Alten Posthalterei. Platz gibt es genügend. Allein die Lage - gleich neben dem Stadttheater und gegenüber vom Museum der Westlausitz - gebe eine Art Bürgerhaus her. Einen Treffpunkt für Kunst- und Kulturinteressierte. Zum Mitmachen, Anpacken, Austesten oder einfach zum Genießen.

So kooperiert man unter anderem bereits mit der Stadt Kamenz. Im großen Galerieraum im Erdgeschoss will sie Dada-Kunst aus einer Schenkung öffentlich ausstellen. Es handelt sich dabei um Collage-Kunst, verwurzelt in der Dada-Bewegung, einer Kunstrichtung, die vor gut 100 Jahren entstand. Das Lessingmuseum will obendrein ein kunstpädagogisches Programm zur Schau für unterschiedliche Zielgruppen anbieten.

Anne-Kathrein Zöllner, Chefin der Stiftung Pro Gemeinsinn, stammt aus der Region. Sie ist in Möhrsdorf aufgewachsen und in Kamenz zur Schule gegangen, bevor es sie nach Berlin verschlug.
Anne-Kathrein Zöllner, Chefin der Stiftung Pro Gemeinsinn, stammt aus der Region. Sie ist in Möhrsdorf aufgewachsen und in Kamenz zur Schule gegangen, bevor es sie nach Berlin verschlug. © Stiftung Pro Gemeinsinn/Zöllner

Nach dem riesigen Sanierungsaufwand für das marode, denkmalgeschützte Haus in den vergangenen Monaten und einer Investition von immerhin 1,3 Millionen Euro, die die Stiftung ohne Fördergelder stemmen konnte, geht es nun Schritt für Schritt an die inhaltliche Belebung des Objektes. "Wir wollen dabei nicht konkurrieren, sondern kooperieren mit bereits vorhandenen und neu hinzu kommenden Akteuren, wie zum Beispiel den Dada-Leuten", sagt Anne-Kathrein Zöllner

Wichtig sei ihr dabei aber auch eines: Dass alles effizient ist. Und dass der Schwerpunkt wirklich auf dem Machen liegt. "In diesem Haus geht es natürlich zum einen darum, Kunst zu rezipieren. Zum Zweiten aber auch darum, Kunst selber zu schaffen, zu erleben", so die Stiftungschefin.

Angebote für alle Altersgruppen geplant

Das dachte sich auch Citymanagerin Anne Hasselbach, die kürzlich im Auftrag der Stiftung Pro Gemeinsinn einen Wettbewerbsbeitrag für "Ab in die Mitte! - Die City Offensive Sachsen" entwarf. "Kreativ aus der Krise – Innenstadt neu denken", titelt dieser. Man wolle damit vor allem Kinder und Jugendliche mit ihren verschiedenen Bedürfnissen und Lebenshintergründen in die Mitte der Stadt holen und ihnen einen Ort geben, an dem sie gemeinsam die Möglichkeiten von Kunst und Kreativität ausloten.

Praktisch und ideell unterstützt wird das Projekt durch die Stadt Kamenz, das Citymanagement, die Städtischen Sammlungen, das Dada-Zentrum, freiberufliche Künstler, die City-Initiative, Stadtwerkstatt Bürgerwiese sowie Schulen und soziale Einrichtungen. "Diese Zusammenarbeit ist gewünscht, da sich die genannten Akteure alle um Innenstadtbelebung bemühen, und wir mit den neuen, räumlichen Möglichkeiten - auch im Hof - entsprechende Durchschlag - und Anziehungskraft bekämen", so Anne Hasselbach.

Geplant sind künftig Dada-Art, Mail-Art, Siebdruck, Druckgrafik, Fotografie, Upcycling, Textildruck, Collagen, Ausstellungen, die Produktion eines jährlichen Kinderkalenders, Kinderführungen durch ihre Stadt, das Projekt "Kinder machen Bücher" sowie ein Kinderkunstdepot. Man rechne sich gute Chancen im Wettbewerb aus.

Anne-Kathrein Zöllner denkt das Ganze dennoch weiter: "Uns ist aber auch das Generationsübergreifende, das Verbindende wichtig", sagt sie. Eltern, Großeltern, Kinder, Seniorengruppen - sie alle sollen sich hier wiederfinden. Und was man vor allem will: Dass Menschen hier mittun, selbst aktiv werden.