Kamenz. Die Hinrunde in der Fußball-Landesliga ist beendet. Der SV Einheit Kamenz, mit dem Ziel, die Klasse zu halten in die Serie gestartet, befindet sich im einigermaßen gesicherten Mittelfeld - nur spielt das nun keine Rolle mehr. Das sportliche Geschehen bei den Kamenzern rückte bereits in den vergangenen Wochen komplett in den Hintergrund, seitdem - ausgelöst mit einer dann wieder gelöschten Facebook-Nachricht von Präsident Thorsten Edelmann - über den Rückzug der Mannschaft spekuliert worden ist.

Eine knappe Woche vor Weihnachten ist die endgültige Entscheidung gefallen. Trotz des Widerstands von Trainern und Spielern hat die Vereinsführung die Mannschaft mit sofortiger Wirkung aus Sachsens höchster Spielklasse zurückgezogen.

Am Mittwoch um kurz nach 12 Uhr ist beim sächsischen Fußballverband SFV die schriftliche Erklärung aus Kamenz eingetroffen. Damit liegt die Sache jetzt beim SFV-Sportgericht, das über das weitere Prozedere entscheiden muss. Ohne dem Urteil vorzugreifen: Es ist davon auszugehen, dass alle Spiele der Kamenzer in dieser Saison annulliert werden und Einheit als erster Absteiger feststeht.

Bei Trainer und Mannschaft herrscht indes das blanke Entsetzen. "Diese Entscheidung hat uns völlig unvorbereitet getroffen", sagt Cheftrainer André Kohlschütter auf Nachfrage von Sächsische.de, und er betont: "Von Vorstandsseite wurde uns nie mitgeteilt, dass es diese Überlegungen gibt. Im Gegenteil, das Trainerteam hat die Rückrundenvorbereitung geplant, Gespräche mit möglichen Neuzugängen geführt und wir hatten auch schon Spieler zum Probetraining. All dies passierte mit Wissen des Vorstandes und insbesondere des Geschäftsstellenleiters."

Auch der Kamenzer Kapitän Patrick Wocko, seit zehn Jahren beim SV Einheit, reagiert empört: "Es ist ein Schlag ins Gesicht, wir hatten keine Vorahnung." Vereinspräsident Edelmann nannte indes bereits vergangene Woche im Interview mit Sächsische.de die Gründe für den unerwarteten Schritt. Er halte das Thema Landesliga derzeit für nicht machbar. "Wir mussten feststellen, dass für Sponsoren die Spielklasse unserer ersten Männer-Mannschaft immer mehr eine völlig untergeordnete Rolle spielt. Es ist nicht mehr allein ausschlaggebend, eine Männermannschaft in der Landesliga zu platzieren. Im Fokus stehen hier Themen wie qualitativ gute Kinder- und Jugendarbeit in den Sportabteilungen, Vereinsleben und soziales Engagement in der Breite", sagte Edelmann.

Offen ist, wie es nun in Kamenz weitergeht. Nach Informationen von Sächsische.de soll der Verein beim sächsischen Fußballverband SFV angefragt haben, ob es in der nächsten Saison eine Liga tiefer, in der Landesklasse, für die Mannschaft weitergehen könnte. Andere Informationen besagen, der Verein wolle kommende Saison in der 1. Kreisklasse antreten. So oder so, für Kapitän Wocko steht fest: "Ich bin so entsetzt und enttäuscht, dass ich auf keinen Fall unter so einem Vorstand mehr ein Spiel für Einheit bestreiten werde - egal in welcher Liga."