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E-Bike-Betrug: Dresdner Gericht schickt Täter ins Gefängnis

2021 wurden vor Fahrrad-XXL in Dresden drei Männer festgenommen. Sie gehörten zu einer Bande von Betrügern. Einer von ihnen, ein 54-Jähriger, musste sich nun vorm Amtsgericht verantworten.

Von Alexander Schneider
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Hochwertige E-Bikes wie dieses werden auch von Betrügern gerne ins Auge gefasst, da sie sich gut zu Geld machen lassen.
Hochwertige E-Bikes wie dieses werden auch von Betrügern gerne ins Auge gefasst, da sie sich gut zu Geld machen lassen. © Symbolfoto: Friederike Hohmann

Dresden. Nachdem der Haupttäter bereits im April am Landgericht Dresden verurteilt wurde, sollten sich nun seine beiden Komplizen am Amtsgericht verantworten. Doch weil einer im Krankenhaus liegt, saß Heiko K. (54) aus Suhl in Thüringen mit seinem Verteidiger alleine in dem Schöffen-Prozess. Laut Anklage soll er im April 2021 mit falschen Personalien hochwertige E-Bikes und Möbel gekauft haben. Bezahlt wurde mit Finanzierungsverträgen, die auf fremde Menschen ausgestellt wurden.

Die persönlichen Daten soll Haupttäter Thomas R. (37), ein offenbar schillernder Unternehmer aus Polen, organisiert oder gefälscht haben: EC- und Giro-Karten, Meldebescheinigungen, Ausweise, Einkommensnachweise. Heiko K., dessen selbst erstelltes Konterfei die falschen Papiere zierte, sprach dann in den Geschäften vor und gab sich als zahlungsfreudiger Kunde aus.

Auf diese Art ergaunerte das Duo in Erfurt, Jena, Halle, Leipzig, Zwickau und Chemnitz Fahrräder im Wert von 25.000 Euro. Auch ein Möbelkauf in Höhe von 1.800 Euro ist dabei. In Dresden jedoch stießen die Täter an ihre Grenzen. Nachdem der dritte Komplize Anfang Mai 2021 im XXL-Fahrradladen auf der Dohnaer Straße weiche Knie bekommen und mitten im Finanzierungsgespräch die Filiale verlassen hatte, wurde die Verkäuferin stutzig.

Die aufmerksame Mitarbeiterin fand heraus, erst wenige Tage zuvor einem Mann unter ähnlichen Bedingungen – beide hatten ID-Karten aus Luxemburg – schon ein teures E-Bike verkauft zu haben. Da er es noch nicht abgeholt hatte, wurde die Polizei eingeschaltet. Schon am nächsten Tag nahmen die Beamten alle drei noch vor der XXL-Filiale fest.

"Praktisch immer besoffen"?

Heiko K. sagte, er sei schwerer Alkoholiker gewesen, "praktisch immer besoffen". Vier bis sechs Flaschen Wein am Tag habe er damals getrunken. Er will gar nicht mitbekommen haben, wie er von Thomas R., seinem Bekannten, gebeten worden sei, für ihn "ein Fahrrad abzuholen". Als er dann sein versprochenes Geld nicht erhielt, habe er an einem zweiten Fahrrad-Betrug mitgewirkt. Die dritte Tat sei dann der Möbelkauf gewesen, Möbel für ihn, quasi als Lohn für seine Komplizenschaft. Und so ging das weiter.

Der Staatsanwalt nahm K. die Opferrolle nicht ab. Er habe Fahrräder in den Läden fotografiert, ehe sie ergaunert wurden. Daneben fanden die Ermittler weitere Dokumente wie Meldebescheinigungen auf K.s Handy. Darüber hinaus hätten sich nicht nur alle ergaunerten Möbel in seiner Wohnung befunden, K. habe auch Interessenten für die E-Bikes gesucht: 20 Prozent günstiger, weil ein "Bekannter in Geldnot" sei. Das seien auch alles Sachverhalte, die sich nicht im volltrunkenen Zustand bewerkstelligen ließen.

Der Prozess kam für K. ungünstig. Nach seiner Festnahme – er war nicht verhaftet worden, weil er gestanden und vor allem R. belastet hatte – machte er eine erfolgreiche Langzeit-Alkoholtherapie. Dieses Jahr hatte er seit langem wieder Arbeit, ab 2023 sogar eine gut bezahlte Stelle in Aussicht.

Das Gericht verurteilte den vielfach vorbestraften Mann aus Suhl wegen Betruges in fünf Fällen und Fälschung von Zahlungskarten zu drei Jahren Haft. Der Vorsitzende Richter Arndt Fiedler betonte, die Taten seien vor allem für die betroffenen Männer, deren Daten ausgespäht worden waren, extrem belastend. Zunächst hätten sie unter Betrugsverdacht gestanden, da sie "ihre" Darlehensraten nicht bezahlt hatten.

Thomas R. hatte nur drei Monate Haft mehr bekommen. Woher die ausgespähten Daten stammten, ist bis heute unklar. Denkbar ist, dass sie im Darknet von anderen Kriminellen verkauft wurden. R. könnte selbst auch Teil einer größeren Bande sein, über die er die Daten erhielt. Er selbst, zweifach in Prag und München für einschlägige Taten vorbestraft, machte keine Angaben. Sein Prozess hatte fast vier Monate gedauert.