Weihnachtsmärkte bleiben still: Mehrere Städte in Sachsen protestieren gegen Gema
Leipzig. Aus Protest gegen erhöhte Kosten für Musik herrschte auf einigen Weihnachtsmärkten in Sachsen am Montag Stille. An dem bundesweiten "Tag der Stille" beteiligten neben Leipzig auch in Dresden die Betreiber auf dem Augustusmarkt, des Advents auf dem Neumarkt sowie des Romantischen Weihnachtsmarkts am Taschenberg sowie des Canalettomarkts in Pirna (Landkreis Sächsische Schweiz-Osterzgebirge).
Auf dem Dresdener Striezelmarkt sollte es von 10.00 bis 14.00 Uhr still bleiben. Es gab weder Hintergrundmusik noch ein Bühnenprogramm mit musikalischer Begleitung, wie es hieß. Auch andere bekannte Weihnachtsmärkte in Erfurt, Hannover, Rostock, Magdeburg oder Quedlinburg beteiligten sich. Es gibt keine Live-Musik und kein Tonband.
Sie alle protestieren gegen die stark angestiegenen Gebühren der Gesellschaft für musikalische Aufführungs- u. mechanische Vervielfältigung (Gema) für die Weihnachtsmärkte. Wie die Stadt Leipzig mitteilt, verlangte die Verwertungsgesellschaft im vergangenen Jahr 18.000 Euro Gebühren. Bis zum letzten Weihnachtsmarkt 2019 habe die Gebühr bei rund 2.900 Euro gelegen.
Viele Kommunen gegen hohe Gebühren
"Die Aussichten für 2023 sind bei uns noch völlig unklar", sagt Marktamtsleiter Dr. Walter Ebert. "Der Tarif wurde so umgestellt, dass die Gebühr auf Grundlage einer geschätzten Besucherzahl und der Größe der gesamten Veranstaltungsfläche berechnet wird." Das sei unabhängig von der wirklich beschallten Fläche, zum Beispiel vor der Bühne. Alle Weihnachtsmärkte litten unter den hohen Kosten. Die Gebühren stiegen um bis zu 1.000 Prozent.
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In Zittau haben die Preissteigerungen dazu geführt, dass erste mögliche Änderungen in der Programmplanung diskutiert wurden. Die Stadt Radebeul musste 2022 mehr als zehnmal so viel Gebühren bezahlen als sonst. Mehrere sächsische Kommunen haben eine Petition gestartet. Unterschrieben haben unter anderem die Bürgermeister von Großenhain, Niederau, Oberwiesenthal, Radebeul und Schneeberg
"Bühnenprogramme mit Live-Musik sind nicht mehr zu finanzieren, selbst für Beschallung per Boxen aus der Konserve werden außerordentlich hohe Summen aufgerufen", sagt Ebert. Auch die Künstler, Chöre und Musiker seien Leidtragende, wenn Auftritte gestrichen werden müssen.
Tarif sei laut Gema nicht umgestellt worden
Die Kommunen fordern von der Gema eine Überarbeitung und Neufassung des Tarifs für Weihnachtsmärkte und Volks- und Bürgerfesten, der die Merkmale jeder einzelnen Veranstaltung berücksichtigt.
Die Gema schreibt in einer Mitteilung, die "von Städten und Kommunen an die Presse lancierten Meldungen über angebliche Preiserhöhungen bei Weihnachtsmärkten sind falsch." So hätten insbesondere die großen, kommerziellen Weihnachtsmärkte teilweise falsche Angaben bei der Anmeldung von Musik gemacht.
Der Gema-Tarif sei zuletzt 2018 verändert worden. Seit 2011 gelte die Berechnung der gesamten Fläche. Man habe sich auf korrekte Angaben verlassen. Die Gema prüfte nach und berechnete die Flächen neu. "Das führte bei rund 5 Prozent der insgesamt 3.350 Märkte zu höheren Lizenzgebühren." Die Gema gesteht aber auch ein: Man habe die Gebührenerhöhung besser kommunizieren müssen.