Das größte Volksfest der Oberlausitz hat auch nach zwei Jahren coronabedingter Pause nichts an seiner Popularität verloren: Zum 292. Jacobimarkt in Neugersdorf werden dieses Mal rund 250.000 Besucher erwartet. Zur Eröffnung am Freitag kamen sogar mehr als bislang, schätzt Cheforganisator René Linke ein. Dagegen war der Sonnabend etwas schwächer besucht, was er aber auf das Wetter schiebt. Der Sonntag ist dagegen "im Limit".
Bisher hat René Linke auch nur von einem nennenswerten Vorfall erfahren: Eine körperliche Auseinandersetzung unter mehreren Personen am Sonnabendabend, wovon eine ins Krankenhaus musste. Und einige Wespenstiche mussten die Rettungskräfte vom DRK behandeln. Ansonsten seien Drogen ein Problem, berichtet der Organisator. "Durch die Grenznähe", vermutet er. Die Polizei bestätigt mindestens einen Fall, bei dem sie Cannabis fand. Was das Sicherheitskonzept angeht, so ist die Veranstaltung nach Auskunft von René Linke auf dem Top-Stand.
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Und das Schissn - wie die Einheimischen ihr Fest nennen - wartet noch bis Mittwoch mit allein 15 großen Fahrgeschäften auf. Eigentlich waren nur 14 geplant. Aber René Linke musste kurzfristig umplanen, nachdem ein mit Teilen der Achterbahn " Feuer & Eis" beladener Lkw auf der Autobahn in Baden-Württemberg umkippte - wohl wegen eines Reifenplatzers. Dadurch konnte das Fahrgeschäft nicht aufgebaut werden. Auf der Fläche stehen nun zwei andere: Eine kleinere Achterbahn namens "Family Coaster" und der "Hully Gully", bei dem sich die Sitze am Rand einer sich drehenden und schräg stehenden Scheibe befinden.
Allerdings haben Schausteller die Preise angehoben. René Linke schätzt, dass diese um 50 Cent bis 1 Euro höher liegen. Demnach kostet eine Fahrt im Durchschnitt 4 bis 6 Euro. Und auch den Mindestpreis für das Bier hat der Cheforganisator von 3 auf 3,50 Euro hochgesetzt. Der Grund: Die Lieferanten verlangen mehr. Und auch die Brauereien erhöhten die Preise. René Linke hat den Preis fürs Bier schon vor Jahren festgelegt, damit die Gestaltung unter den einzelnen Anbietern auf dem Festplatz fair bleibt. "Eins ist klar, bei Festen in größeren Städten sind die 3,50 Euro schon lange überschritten", sagt er.
Was dieses Jahr hingegen für den Jacobimarkt fehlt, ist ein Sonderfahrplan für Busse. Bisher hat die KVG diesen bedient. "Aber aufgrund der unklaren und existenzbedrohenden Zukunft abgesagt", berichtet René Linke mit Blick auf die umstrittene, verlorene Ausschreibung im Landkreis Görlitz. Er hoffte noch bis zuletzt. Stattdessen gilt nun der normale Fahrplan, was laut dem Cheforganisator gerade älteren Besuchern die Flexibilität nimmt. Aber die Masse reist nach seiner Auskunft mit dem Auto an.
Und ob höhere Preise oder fehlender Sonderfahrplan - der Freude bei den Besuchern tut beides keinen Abbruch. "Die Leute konnten durch Corona vieles nicht machen und wollen einfach Spaß haben", meint René Linke. Und wer weniger Geld zur Verfügung hat, für den gibt's Dienstag den Familientag. Dann gelten reduzierte Preise.
Das Schissn ist seit 2019 wieder das erste richtige unter "Normalbedingungen" mit über 250 Schaustellern, Händlern, Gastronomen und vielen Freiwilligen. Im ersten Corona-Sommer 2020 gab's nur eine Mini-Version unter besonderen Auflagen. Und für den Cheforganisator zeigt 2022 schon jetzt: "Volksfeste gehören nicht zum alten Hut, sondern sind weiterhin gewünscht", sagt er.