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Diskussion um Deckenhöhen: Wie der Denkmalschutz Investoren bremst

Ein Löbauer Sanierer erzählt, warum sich bei zwei großen Projekten - Johannisplatz und Gewandhaus - so lange nichts tut. Es geht um Raumhöhen von 1,70 Meter und sechs Metern.

Von Anja Beutler
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Die Häuser Johannisplatz 2 und 4 in Löbau sollen saniert werden. Lange aber ruhte die Baustelle.
Die Häuser Johannisplatz 2 und 4 in Löbau sollen saniert werden. Lange aber ruhte die Baustelle. © Matthias Weber/photoweber.de

Das alte Haus gleich rechts neben der Johanniskirche in Löbau trägt seit mehreren Monaten ein grünes Kleid. Dass diese Immobilie saniert werden soll, hat viele Löbauer aufatmen lassen - schließlich ist ringsum am Johannisplatz und in der Johannisstraße in den vergangenen Jahren viel passiert und das ruinöse Gebäude will nicht mehr so ganz ins Bild passen. Dass es nach anfänglicher Bewegung aber zuletzt ziemlich still auf der Baustelle geworden ist, hat die Hoffnung auf Besserung zuletzt nicht eben wachsen lassen. Was ist da eigentlich los?

Pawel Nowak, der in Löbau schon viele Häuser für seine Familie oder Investoren aus seinem Geburtsland Polen saniert hat und auch noch sanieren lässt, seufzt tief bei dieser Frage. Seiner Tochter gehören die beiden Gebäude - denn es handelt sich um zwei Häuser mit separaten Eingängen - und er hätte nicht gedacht, dass sich hier solche Tücken auftun könnten. Dieses Mal gab es Probleme mit dem Denkmalschutz, erklärt der Bauexperte. "Fast ein Jahr lang haben wir diskutiert, ob man Räume mit 1,70 Meter Deckenhöhe vermieten kann", erklärt der selbst etwa 1,90 Meter große Mann. Das hatten die zuständigen Bearbeiter in Dresden bei der Oberen Denkmalschutzbehörde wohl lange Zeit gefordert. "Aber das geht allein wegen der geltenden Vorschriften gar nicht", argumentiert Nowak.

Ein Jahr mit Streit um Deckenhöhe verloren

Am Ende sei dann sogar der Chef des Landesdenkmalamtes, Alf Furkert, vor Ort gewesen und habe sich das Haus angesehen. Jetzt ist diese Einschränkung vom Tisch, bestätigt Pawel Nowak, der mit anderen Auflagen wie Wand- und Deckenmalereien zu erhalten, kein generelles Problem hat. Diese historischen Relikte hat man in dem etwa um 1670 entstandenen Doppelhaus nämlich jetzt gefunden. Denkmalschutz hat Nowak auch bei seinen bisherigen Projekten nie als Hindernis oder Hemmnis gesehen. Vielleicht auch, weil er viel Erfahrung damit hat und immer gut mit den Denkmalpflegebehörden klargekommen ist. Die jüngsten Erfahrungen haben ihn deshalb doch sehr verwundert und nachdenklich gemacht.

Denn nicht nur die Zukunft des Hauses am Johannisplatz hingen an Denkmalschutzfragen - auch beim Gewandhaus am Theaterplatz scheint hier der Knackpunkt zu liegen. Pawel Nowak agiert hier im Auftrag eines Investors im polnischen Łódź (Lodz), der zunächst plante, ein Hotel aus dem Gewandhaus zu machen. Mit der Corona-Pandemie und der dann folgenden Inflation hatten sich diese Pläne allerdings geändert: "Der Plan ist jetzt, altersgerechte, barrierefreie Wohnungen einzurichten", sagt Nowak. Dazu soll in einen größeren Saal, der einen Raumhöhe von etwa sechs Metern hat, eine Zwischendecke eingezogen werden. "Das war mit dem vorherigen Zuständigen bei der Denkmalpflege bereits besprochen", sagt Nowak. Nun aber sei dies plötzlich abgelehnt worden.

Gespräche zu Gewandhaus laufen noch

Für Pawel Nowak und den Investor war das ein herber Rückschlag: "Ich verstehe, dass denkmalgeschützte Gebäude gut behandelt werden sollen - aber eine Stadt muss leben, man kann nicht nur eine Seite sehen!", sagt der Bauexperte. Bisher habe er immer den Eindruck gehabt, in Deutschland gehe man mit Vernunft an diese Fragen heran und finde dann einen gemeinsamen Weg zum Ziel. Diesen Pragmatismus vermisst er derzeit. Noch hofft er aber, dass es bei weiteren Verhandlungen doch noch eine Lösung geben kann. Denn das Gewandhaus mit seinen 1.500 Quadratmetern Fläche könne man nur mit einem sinnvollen Konzept sanieren und betreiben - oder es unsaniert stehen lassen. Wie und ob es beim Gewandhaus weitergeht, wird sich vielleicht im April entscheiden.

Für die beiden Häuser Johannisplatz 2 und 4 gibt es jedenfalls einen Plan: In jedem der beiden Haushälften soll eine große Maisonnette-Wohnung entstehen und zusätzlich jeweils eine kleine Obergeschoss-Wohnung. Wenn er daran denkt, wie schön es bald werden kann, in diesem alten Gemäuer mitten in der Stadt, gerät Pawel Nowak ins Schwärmen. Wenn nun die Verhandlungen um die Fassadengestaltung mit dem Denkmalschutz gut laufen, sollte das Sanierungsprojekt nach einem Jahr Diskussionspause um die Raumhöhe wieder Fahrt aufnehmen.