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Geld von der Landesregierung soll fürs Meißner Kornhaus fließen

Das Ergebnis der Spendenaktion von 2022 ist jetzt bekannt. Es gibt erste Ideen für eine Nutzung. Bis November des Vorjahres wollte noch die AfD das Gebäude kaufen.

Von Ulf Mallek
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Kreuzgewölbe: Der ehemalige Pferdestall im Kornhaus. Hier könnten wieder Veranstaltungen stattfinden.
Kreuzgewölbe: Der ehemalige Pferdestall im Kornhaus. Hier könnten wieder Veranstaltungen stattfinden. © www.loesel-photographie.de

Meißen. Die neuen Eigentümer vom Kornhaus dürfen sich freuen. Der Freistaat Sachsen will der Otto-und-Emma-Horn-Stiftung Geld für die Sanierung des über 500 Jahre alten Gebäudes zur Verfügung stellen. Das bestätigte Annegret Fischer vom sächsischen Ministerium für Regionalentwicklung. Finanzielle Mittel zur Unterstützung von Maßnahmen am Kornhaus stünden im Haushalt des Freistaates zur Verfügung, so Frau Fischer. "Das sogenannte Sonderprogramm Denkmalpflege ist hierzu hinreichend ausgestattet."

Bewilligungsbehörde und Ansprechpartner sei das Landesamt für Denkmalpflege. Über die Höhe der Mittel wurden keine Angaben gemacht. Zudem gebe es weitere Fördermöglichkeiten über die Bund-Länder-Städtebauförderung. Partner seien hier die Stadt Meißen und die Sächsische Aufbaubank. Stiftungsverwalter Tom Lauerwald bestätigte, dass er nächste Woche erste Gespräche mit der Denkmalpflege haben werde.

Das Kuratorium Rettet Meißen jetzt gab jetzt auch das Ergebnis der Spendenaktion von Jörg Kachelmann und Gunther Emmerlich bekannt. Es sind 2.700 Euro. Die Spenden stehen mit Zweckbestimmung zur Verfügung, so der 1. Vorsitzende des Kuratoriums Karsten Reitz. Der SPD-Landtagsabgeordnete Frank Richter erinnerte an den im Dezember gestorbenen Sänger Gunther Emmerlich, der die Spendenaktion im Sommer 2022 gemeinsam mit Jörg Kachelmann gestartet hat, um einen Verkauf des Kornhauses an die AfD zu verhindern.

Die Nachricht vom Erwerb des Kornhauses durch die Meißner Stiftung hat Emmerlich zu Lebzeiten nicht mehr erreicht. "Ich gehe davon aus, dass er sich darüber gefreut hätte", so Richter. Gründe für das geringe Ergebnis der Spendenaktion sieht Richter vor allem im fehlenden Nutzungskonzept für das Kornhaus. Das könne jetzt aber nachgeholt werden.

Blick auf das Kornhaus auf dem Domplatz in Meißen: Das Dach ist an vielen Stellen geflickt worden.
Blick auf das Kornhaus auf dem Domplatz in Meißen: Das Dach ist an vielen Stellen geflickt worden. © Claudia Hübschmann

Albrechtsburg hat keine Exponate übrig

Als möglicher Nutzer scheidet die Albrechtsburg Meißen aber wohl aus. Der Geschäftsführer der Staatlichen Schlösser und Gärten Christian Striefler teilte mit, dass die Burg bereits höchst anspruchsvoll in der Vermittlung und Nutzung als Museum eingebunden sei. Auslagerungsfähige Exponate habe die Albrechtsburg nicht.

Schlosschef Uwe Michel freut sich über den Kornhaus-Deal, hätte aber lieber den Freistaat als Käufer gesehen: "Ich bedaure die Zurückhaltung des Freistaates beim Erwerb der Immobilie, denn diese ist ja untrennbar mit dem ältesten Schloss Deutschlands verbunden und bestimmt das Burgbergensemble in seiner Gesamtheit."

Die Meißner AfD mit dem Landtagsabgeordneten Thomas Kirste hält den Erwerb des Ensembles durch den Freistaat immer noch als die beste Lösung. Seit 2019 habe er wiederholt auf den desolaten Zustand dieses historisch wertvollen Gebäudes aufmerksam gemacht. Kirste: "Bereits im September 2020 forderte ich die Staatsregierung auf, das Kornhaus zu erwerben und einer öffentlichen Verwendung zuzuführen." Die Regierungsparteien würden an der Rettung des Kornhauses aber nicht das geringste Interesse zeigen. "Insbesondere interessierte es weder die Meißner CDU-Abgeordnete Daniela Kuge noch den Meißner SPD-Abgeordneten Frank Richter."

Mit seiner AfD-Fraktion habe Kirste noch im Dezember einen Antrag erarbeitet, im Kornhaus ein Landesmuseum einzurichten. "Der Erwerb durch die Otto-und-Emma-Horn-Stiftung Ende Dezember kam für uns selbst überraschend, aber als sehr erfreuliche Nachricht." Mit dem Stiftungsleiter stehe Kirste seitdem im Gespräch. Auch die Deutsche Stiftung Denkmalschutz sei bereits einbezogen worden.

AfD-Abgeordnete möchten fürs Kornhaus spenden

Die AfD präferiere immer noch die Einrichtung eines Landesmuseums beispielsweise in Vorbereitung auf die 1.100-Jahr-Feier der Stadt Meißen. Auch ein Archiv oder Depot für die Albrechtsburg oder den Freistaat wäre denkbar, so Kirste. Wichtig wäre ihm, dass weder der imposante Dachstuhl verbaut wird, noch der Keller, in dem sich noch Reste der ursprünglichen Porzellanmanufaktur verbergen.

Auch die 1.100-Jahr-Feierlichkeiten Meißens könnten im Kornhaus Räumlichkeiten finden, so Kirste weiter. Vielleicht könnte man den Kreuzgewölbe-Saal über Buchungen ebenfalls erschließbar machen. Teile des Kornhauses parteipolitischen zu nutzen, halte er nicht für zielführend. Als Meißner und als Abgeordneter stehe er jederzeit für die Stiftung zur Verfügung und werde für das Kornhaus spenden.

Auch der Riesaer AfD-Landtagsabgeordnete und Bundesschatzmeister Carsten Hütter möchte privat spenden. Er hat noch bis November vorigen Jahres mit den Alteigentümern des Kornhauses über einen Kauf verhandelt. Sein Ziel war ja, das Haus in ein Bildungszentrum für die AfD zu verwandeln. Angesichts der seiner Meinung nach nötigen 15 Millionen Euro Gesamtinvestition hat Hütter den Kauf dann aber abgeblasen. Tom Lauerwald von der Stiftung freut sich über die Spendenangebote der beiden Abgeordneten. Zudem hat er jeden einzelnen der 27 Meißner Stadträte inklusive Oberbürgermeister mit der Bitte um eine Spende fürs Kornhaus angeschrieben. "Mal sehen, wie die Resonanz ist", sagte Lauerwald.

"Meine Fantasie kennt da kaum Grenzen"

Der Kreisrat und FDP-Kreisvorsitzende Martin Bahrmann möchte, dass das Kornhaus kein Objekt parteipolitischer Diskussionen mehr sein sollte. Auch eine Nutzung durch Parteien halte er daher nicht für zielführend. "Da bei der Sanierung erhebliche Kosten entstehen, bin ich persönlich gern bereit, den Kontakt zu den von uns im Bund besetzten Ministerien herzustellen, um auf diesem Wege über Fördermöglichkeiten zu sprechen."

Die von der AfD gescholtene CDU-Landtagsabgeordnete Daniela Kuge sagte, dass es ihr wichtig sei, dass das Kornhaus mit sensiblen Händen saniert werde und dann allen als offenes Haus zur Verfügung stehe. "Meine Fantasie kennt da kaum Grenzen", sagte sie. Der untere Bereich würde sich als Veranstaltungsort eignen. In der ersten Etage könnte eine Ausstellungsfläche entstehen und als Liebhaberin des Meissener Porzellans wäre für sie eine Schauwerkstatt mit integriertem Shop geeignet. Möglich sei auch eine Nutzung als Atelier für Künstler oder sogar als Wohnungen.

Das Kornhaus wurde von der Meißner Otto-und-Emma-Horn-Stiftung Ende Dezember 2023 für rund eine Million Euro erworben. Die Finanzierung der Neudeckung des Daches in Höhe von 900.000 Euro sei gesichert. Dem Vernehmen nach hat die Stiftung die Mittel für den Kauf selbst aufgebracht.