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"Kultige Typen": Der Hexer von Meißen

Die Serie "Kultige Typen" geht weiter. Heute: 5 Fragen – 5 Antworten an und von Peter Georg Falk, dem Hexer von Meißen.

Von Christiane Weikert
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© Foto: Claudia Hübschmann

Wie bist du zur Zauberei gekommen?

„Bereits zu meiner Geburt. Meine Tante schaute in die Wiege und sprach die magischen Worte: 'Was für ein zauberhaftes Kind'. 1954 zu meiner Schuleinführung habe ich dann das erste Mal für meinen Lehrer gezaubert. Das hat mir auch in den nächsten Jahren geholfen, schlechten Leistungen oder Faulheit durch meinen magischen Bann weg zu hexen.

Mein Vater, Georg Falk, hat mir dann das Unternehmen für Zauber- und Scherzartikel, welches 1946 in Meißen gegründet wurde, 1974 übergeben. Bis zur Wende 1990 haben wir hier vor Ort fleißig bis zu 5.000 kleine und 3.000 große unserer berühmten „Zauberkästen“ produziert. Danach habe ich meine staatliche Lizenz als „Erster Ostdeutscher Feuerwerker“ erworben. Seit dieser Zeit lasse ich es ordentlich knallen, gern auf Hochzeiten in Schlössern und Burgen und verzaubere auch immer wieder gern die Gäste mit meinen Zaubertricks.“

Peter, Du hast zu DDR-Zeiten auch viel in der Sowjetunion gearbeitet. War das abenteuerlich?

„Wie lange hast du Zeit?“, fragt Peter lachend zurück. „Natürlich war es das. Anfang der 80er Jahre, kurz nach dem beginnenden Frühjahr, bin ich auf Einladung von zwei bekannten russischen Artisten und dessen Hund Dalgo, welcher rechnen konnte, in die Sowjetunion eingeladen wurden, um im Zirkus von Moskau und in der Clownschule zu gastieren. So bin ich mit meiner Familie (meiner Frau und den 2 Kindern) mit meinem Moskwitsch (russisches Autofabrikat) von Meißen nach Moskau gefahren. 1.785 km in knapp 26 Stunden.

Vorbereitet wie ich war, öffneten sich Schranken, schwere Grenztüren und Schlösser wie von Zauberhand, mit einer Flasche Wodka als Passierschein etwas einfacher. So kamen wir in eine spannende und interessante Welt und weil wir etwas ortsunkundig auf einer 6-spurigen Straße mitten durch Moskau fuhren – nur mit einer Landkarte bewaffnet, ohne ein damals existierendes Navigationssystem – standen wir plötzlich umringt von Polizei mit unserem Auto mitten auf dem Roten Platz in Moskau.

Aber alles gut, die Polizei war sehr nett zu uns, weil sie dachten, dass ich ja bestimmt ein „wichtiger und großer Freund der Sowjetunion“ bin. Wir haben dann 12 zauberhafte Tage mit vielen Erlebnissen verbracht. Ich denke daran gern zurück, auch an die unglaubliche Gastfreundschaft. Man war auch sehr beliebt, weil ich 12 Rollen Toilettenpapier dabei hatte und sich so unsere Beherbergungsfreunde den Hintern mal mit weicherem Papier als mit alten Zeitungen säubern konnten.“

Deine Art der Erzählung und deine Mimik dazu treiben einen vor Lachen die Tränen in die Augen. Du schaust auf eine 60-jährige Bühnenpräsenz zurück. Fällt es dir immer noch leicht?

„Witz ist nicht gleich Witz! Es kommt immer darauf an, in welchem Bundesland man auf der Bühne steht. Da kann auch mal ein schlecht-platzierter Eröffnungswitz einem die Schweißperlen auf die Stirn treiben, weil die Leute sich nicht vor Gelächter biegen. Manche müssen zum Lachen in den Keller, da muss ich in meinem Alter ja nicht mehr mitgehen. Ich bin zufriedener Rentner und ich suche mir mittlerweile die Veranstaltungen aus, auf denen ich noch auftrete und die mir Spaß machen. Das Klientel verändert sich, aber nicht immer zu Gunsten der Kunst.“

Sind Kinder eigentlich heutzutage noch zu begeistern, wenn man ein Kaninchen aus dem Hut zieht?

„Ich trete seit knapp 50 Jahren als Zauberclown für Kinder auf, aber es ist immer noch eine Herausforderung. Oft ist es nur eine kurzlebige Begeisterung und die kleinen Geister schauen ganz genau hin und warten nur darauf, dass man einen Fehler macht und das darf nicht passieren. Das ist die Kunst der Magie!

Auch werde ich von Kindern oft gefragt, ob ich in der Zauberschule „Hogwarts“ bei Harry Potter war: 'Das bleibt mein Geheimnis.', sage ich dann. Aber ich wäre bei den guten Zauberern gewesen, Schlechte und Böse gibt es schon genug.

Ich finde es immer schön bei Kindern zu sehen, wenn sie Träume und viel Fantasie haben. Umso mehr macht es Spaß, mit ihnen zu arbeiten und auch mal den einen oder anderen Zaubertrick zu zeigen und zu erklären. Der Nachwuchs fehlt ja bei uns in der Branche!"

Du arbeitest ja auch für das Fernsehen als Pyrotechniker und Berater. Was waren so deine letzten Projekte?

„Pinky und der Millionenmops“ - ein Familienfilm von Stefan Lukschvy aus dem Jahr 2001. Da habe ich mit dem großartigen Hans Clarin gearbeitet und ihn bei einer Zaubereinlage beraten und unterstützt. Er zog einen Mops aus einem Zylinder.

Bei der Serie „Mama ist unmöglich“, welche in Meißen gedreht wurde mit Franziska Trögner, habe ich ein Fenster gesprengt und es in Rauch und Feuer gelegt. Das macht ungeheuren Spaß. Natürlich unterliegen wir als Pyrotechniker und Feuerwerkern strengen Regeln des Arbeitsschutzes, was die Ausführungen solcher Aufträge betrifft, das ist ja klar. Mittlerweile ist es auch nicht mehr so einfach, eine Jungfrau auf der Bühne zu zersägen. Man findet kaum noch eine.“, lacht der Hexer und die Funken der Begeisterung schweben magisch in der Luft.

Lieber Peter, vielen Dank für dieses schöne Gespräch und den zauberhaften Nachmittag bei dir im Garten. Und manchmal ist 3 x 3 auch 6.

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