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„Kultige Typen“ Im Portrait: Peter Hänke

5 Fragen – 5 Antworten an und von Peter Hänke, Seit 16 Jahren ehrenamtlicher Organisator des Kunstfestes Meißen. Eine kulturelle Lebensgeschichte.

Von Christiane Weikert
 8 Min.
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Peter Hänke
Peter Hänke ©  Archivfoto: Claudia Hübschmann

Er ist der Mann der ersten Stunde, wenn es um Kultur in Meißen geht. Peter macht das schon ...

Peter, Du und Meißen. Wie kam es zu dieser Begegnung?

„Ich wurde 1947 in Schlesien geboren. Leider wurden wir damals aus unserer Heimat vertrieben, da war ich zarte 10 Wochen alt, also weißt die Erinnerung an diese Zeit Lücken auf. Wir sind dann nach Meißen gekommen und sind hiergeblieben. Ich habe hier die 5. Oberschule besucht und habe dann meine Lehre im „Plattenwerk Max Dietel“ als Elektriker gemacht. Nebenbei war ich noch Fahrlehrer der GST (Gesellschaft für Sport und Technik) für LKW.

Durch einen Unfall und die damit verbundene Verletzung eines Rückenwirbels, konnte ich dann meinen gelernten Beruf nicht mehr ausüben. Aber da spielte mir der Zufall in die Karten. Ich hatte damals schon so ein Faible für Kultur und hatte für meine Kollegen, für die Frauen und Männer der Belegschaft im Betrieb, schon Veranstaltungen organisiert. Frauentag, Betriebsvergnügen und alles, was es damals so zu feiern gab und das war relativ viel zu DDR-Zeiten. Und so kam mein Elektromeister auf die Idee:

Peter, Du machst das schon.

Also lag es dir schon immer im Blut zu organisieren und Leute zu begeistern. Hast du dann deinen Beruf gewechselt und bist professionell in diese Richtung gegangen?

„Ich habe dann immer mehr organisiert, auch für die Jugend und habe dann den ersten Club in Meißen, den „Jugendclub Hafenstraße“ gegründet. Aber, damals war das Clubhaus noch in einem katastrophalen Zustand und wir mussten erstmal neue Toiletten bauen. Ja, damals waren wir noch jung und sind mit großem Elan ans Werk gegangen. Von der Stadt hatten wir eine kleine Tonanlage mit Schallplattenspieler gesponsert bekommen und so konnten wir die ersten Veranstaltungen durchführen, mit einem offiziell bestellten „Schallplattenunterhalter“ (heute heiß das DJ) und der erste Jugendtanz konnte stattfinden.

Und ich organisierte weiter, dann auch für die Gewerkschaft, den Betrieb und jeden, der was zu feiern hatte. Betriebsvergnügen standen hoch im Kurs und nun nahm aber auch mein Anspruch und der von den Führungskadern zu. Unter Zuhilfenahme meiner Kollegen und vieler anderer Gewerke aus unserem Betrieb, haben wir dann im Saal vom „Kulturhaus Max Dietel“ (zuvor Kaiser- bzw. Volksgarten) eine Pergola eingebaut, haben alle Säle toll dekoriert, mit den wenigen Mitteln und Dingen die einem zur damaligen Zeit zur Verfügung standen, und so konnten wir mit den Veranstaltungen loslegen. Für die Durchsetzung der SED-Kulturpolitik spielten ja gewerkschaftliche Kulturhäuser eine große Rolle und so ist sogar der „Thomanerchor Leipzig“ bei uns aufgetreten.“

Zu DDR-Zeiten waren auch Fliesen ein gutes „Zahlungsmittel“

„Ich hatte damals immer ein Paket Fliesen aus unserem Betrieb im Kofferraum, wenn ich in eine Firma gefahren bin und was für eine Veranstaltung brauchte. Da kam man bei Verhandlungen manchmal eher weiter als mit Geld. Zu DDR-Zeiten wurde viel „getauscht“ und so habe ich es auch geschafft, dass wir mit der damaligen „Weißen Flotten“ aus Dresden und dem damaligen Geschäftsführer ein Geschäft abwickelten und ich so vier Betriebsvergnügen des Nachts auf Schiffen der Flotte organisieren konnte.

Jedenfalls habe ich dann in der Klubleiterschmiede „Schloß Siebeneichen“ mein Fernstudium zum Kulturfunktionär absolviert und bin voll in die Branche eingetaucht. Bis 1992 habe ich dann noch im Kulturhaus „Max Dietel“ gearbeitet und viele Veranstaltungen organisiert und durchgeführt. Selbst sogenannte „Kaffee-Fahrten“, die nach der Wende sehr beliebt waren, wurden super gut besucht. Und natürlich auch die veranstalteten Messen. Für die Firma, diese damals die Veranstaltungen in unserem Haus organisiert hat, habe ich dann knapp 10 Jahre gearbeitet und habe große Gewerbe- und Handwerkermessen in ganz Deutschland organisiert. Aber alles hat seine Zeit und irgendwann war es halt vorbei. Ich war mittlerweile ja auch schon 55 Jahre alt.“

Du warst dann eine Weile erwerbslos und plötzlich kam die Hafenstraße auf dich zu mit der Frage, ob du das Kunstfest organisieren willst. Warst du von Anfang an Feuer und Flamme?

„Am Anfang war meine Freude verhalten, weil ich eher Großveranstaltungen organisiert hatte. Aber irgendwie hat es mich gereizt. Das Kunstfest sollte erst auf dem Lutherplatz stattfinden und da war ich dagegen. Die Fläche war einfach zu klein und so habe ich das jetzige Gelände ausgewählt.“

Eine göttliche Fügung

„So kam mir die Idee, den damaligen Pfarrer Walter von der Johanniskirche zu fragen, dass Fest lieber in dem schönen Umfeld der Kirche stattfinden zu lassen. Jedem, dem ich von der Idee erzählte winke ab und riet mir davon ab. Aber, wie das Schicksal so spielt gab es eine göttliche Fügung. Pfarrer Walter und ich hatten als kleine Kinder miteinander gespielt, weil er genau neben mir gewohnt hatte. Auf dieser Ebene haben wir uns angenähert und uns angefreundet. So konnte ich Ihn und auch die Hafenstraße von der Idee und dem Vorhaben mit der Durchführung der Veranstaltung „Rund um die Johanniskirche“ begeistern.

Ich bin dann gestartet mit 70 Händlern und habe die Veranstaltung 2005 - das erste offizielle Kunstfest - an einem Tag durchgezogen. Eine große Hilfe war mir dabei auch Peter Falk, welcher auf dem Lutherplatz schon im regen Kontakt zu den dort ansässigen Künstlern war und mich sehr unterstütze."