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Kriminalität im Kreis Meißen steigt erneut

Erstmals seit 2012 werden wieder Verstöße gegen das Infektionsschutzgesetz gemeldet. Aber: Die Pandemie hat noch andere Auswirkungen auf die Kriminalität.

Von Martin Skurt
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Bürgerpolizisten kontrollierten vergangenes Jahr im Herbst, ob die Meißner an den Bushaltestellen ihre Masken trugen. Rund 30 Kollegen der Bereitschaftspolizei Dresden halfen an zwei Tagen aus.
Bürgerpolizisten kontrollierten vergangenes Jahr im Herbst, ob die Meißner an den Bushaltestellen ihre Masken trugen. Rund 30 Kollegen der Bereitschaftspolizei Dresden halfen an zwei Tagen aus. © Claudia Hübschmann

Landkreis. Das vergangene Jahr prägte die Pandemie. Im deutschlandweiten Vergleich gab es im Landkreis Meißen die höchsten Infektionszahlen. Doch neben vielen Corona-Fällen ist auch die Zahl der Straftaten wieder gestiegen. Ein Trend, der im vergangenen Jahr begonnen hat und sich trotz Corona-Lockdown weiter fortsetzt. Doch einige Zahlen der Straftaten sind gesunken. Lag das an den politischen Maßnahmen zur Bekämpfung des Corona-Virus?

Im vergangenen Jahr wurden insgesamt 11.529 Straftaten gemeldet, teilte die Polizeidirektion Dresden mit. Das sind 570 Fälle mehr als im Vorjahr und 955 mehr als 2018. Gestiegen ist aber auch die Aufklärungsquote. Insgesamt 7.392 Fälle (2019: 6.566) haben die Polizeibeamten erfolgreich ermittelt. Das entspricht einer Quote von 64 Prozent.

Pandemie hinterlässt Spuren in der Kriminalitätsstatistik

Die Pandemie hat sich spürbar im Jahr 2020 auf die Kriminalitätsstatistik ausgewirkt. Das schlägt sich zum Beispiel direkt bei Verstößen gegen das Infektionsschutzgesetz nieder, die erstmals seit 2012 wieder in der Statistik auftauchen. Insgesamt 171 Verstöße hat die Polizei 2020 festgestellt. Nur ein Fall davon konnte nicht aufgeklärt werden. Drei Viertel der 305 überwiegend männlichen Täter waren Erwachsene.

© SZ Grafik

Andere Straftaten sind ebenso im Vergleich zum Vorjahr gestiegen. Hier lässt sich aber nur ein Zusammenhang mit den Maßnahmen gegen das Virus vermuten. So sind die Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung um 31 Prozent gestiegen: auf 219 Fälle (2019: 167). Genauso sind mehr Fälle der Computerkriminalität festgestellt wurden, und zwar 126 (2019: 82). Das ist immerhin ein Anstieg um 53 Prozent.

Weniger Diebstähle: Wegen Corona?

Andere Arten von Straftaten sind wiederum gesunken. Wie die Straßenkriminalität mit nur 1.945 Fällen (2019: 2.097). Damit sei die Zahl erstmals unter die 2.000er-Marke gefallen. "Dieses Rekordtief ist deshalb so wichtig, weil Straftaten im öffentlichen Raum die größten Auswirkungen auf das Sicherheitsgefühl haben", informiert der sächsische Polizeipräsident Jörg Kubiessa. "Weniger Mobilität aufgrund von Ausgangsbeschränkungen könnte eine Erklärung für den statistischen Rückgang sein." Allerdings bleibe abzuwarten, ob sich dieser positive Trend auch in diesem Jahr fortsetze oder nur eine Pandemiefolge sei.

Die Zahl der Diebstähle hat sich ebenso verringert. Dieses Jahr sind es 3.891 Fälle (2019: 4.193). Das ist die niedrigste Fallzahl der vergangenen zehn Jahre, laut Polizeidirektion Dresden. Diebstahldelikte bleiben jedoch weiterhin der Hauptbestandteil der Kriminalität im Landkreis, wie auch schon im vergangenen Jahr. Gestohlen wurde vor allem aus und in Geschäften und Kiosken. Die Aufklärungsquote aller Diebstähle liegt bei 72 Prozent. Das ist eine leichte Steigerung von fünf Prozentpunkten im Vergleich zu 2019 und liege damit über den Vorjahreswerten, so die Mitteilung der Polizei.

Polizeipräsident Jörg Kubiessa bei einer Pressekonferenz. Aufgrund der aktuellen Situation wurde die Kriminalitätsstatistik dieses wie vergangenes Jahr nur per Mitteilung vorgestellt.
Polizeipräsident Jörg Kubiessa bei einer Pressekonferenz. Aufgrund der aktuellen Situation wurde die Kriminalitätsstatistik dieses wie vergangenes Jahr nur per Mitteilung vorgestellt. © Ronald Bonss/Archiv

Aber auch in Wohnungen wird eingebrochen, wenngleich die Fallzahl im vergangenen Jahr gesunken ist: von 291 im Jahr 2019 auf 253 in diesem Jahr. Nur 58 Einbrüche fanden zwischen 6 und 21 Uhr statt. Das ist ein Rückgang um 21 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Eine Vermutung: Die Menschen waren häufiger zu Hause im Lockdown-Jahr 2020, sodass ein Diebstahl am Tag schwieriger wurde. Von allen Wohnungseinbrüchen konnten zwei Drittel aufgeklärt werden.

Mehr Rauschgiftkriminalität wegen Corona-Kontrollen

Schon 2019 waren die Fälle der Rauschgiftkriminalität häufiger als in den vergangenen Jahren. Dieses Jahr ist die Zahl auf 539 (2019: 500) gestiegen. "Bei Rauschgiftkriminalität handelt es sich um Kontrollkriminalität", erklärt der Polizeipräsident. "Gerade aufgrund der verstärkten Kontrollen im Zusammenhang mit der Durchsetzung der Sächsischen Corona-Schutz-Verordnung haben wir als Beifang wiederholt Betäubungsmittel festgestellt." Der Anstieg betreffe zudem fast ausschließlich Delikte des Besitzes von Cannabisprodukten. Wie 2019 wurden auch in diesem Jahr etwa neun von zehn Fällen aufgeklärt. Die insgesamt 460 Tatverdächtigen waren überwiegend männlich.

Neben Verstößen gegen das Betäubungsmittelgesetz stieg auch die Gewaltkriminalität, und zwar um zehn Prozent auf 300 Fälle. Die Aufklärungsquote ist jedoch hoch und liegt bei 87 Prozent. Positiv: Es wurden keine Mord- und Totschlagdelikte im vergangenen Jahre gemeldet. Im Vergleich zum Vorjahr sind zudem Sachbeschädigungen vermehrt registriert worden: 1.494 Fälle (2019: 1.310). Mehr als die Hälfte entfallen auf Sachbeschädigungen von Straßen, Wegen und Plätzen sowie von Autos. Auch die Zahl der Graffiti ist um 15,6 Prozent auf 281 Fälle (2019: 243) gestiegen. Etwa jeder fünfte konnte aufgeklärt werden. 2019 war es jeder vierte. Die Täter sind vorrangig Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene.

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