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Böhmermann-Honig: Neuer Name, neues Etikett

Der Streit zwischen Jan Böhmermann und dem Meißner Imker Rico Heinzig ist um eine Episode reicher. Oder besser: eine Honigedition.

Von Andre Schramm
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Nach dem Verkaufsstopp des Böhmermann-Honigs kommt nun Ersatz. Der Cancel-Culture-Honig soll ab Freitag in den Verkauf gehen.
Nach dem Verkaufsstopp des Böhmermann-Honigs kommt nun Ersatz. Der Cancel-Culture-Honig soll ab Freitag in den Verkauf gehen. © Schramm

Meißen. Erst vor wenigen Tagen hatte Imker Rico Heinzig den Böhmermann-Honig aus dem Sortiment genommen. Als Grund dafür nannte er mögliche Lizenzgebühren, die er im Falle einer juristischen Niederlage an den ZDF-Satiriker zahlen müsste. "Im schlimmsten Fall würde das dazu führen, dass das Geld aus dem Honig-Verkauf am Ende in die Taschen des Moderators fließt", erklärte der Unternehmer damals. Inzwischen hat der 48-Jährige für Ersatz gesorgt. "Eine rechtliche saubere Lösung", wie Rico Heinzig gegenüber der SZ erklärte.

Und die nennt sich "Cancel-Culture-Honig". "Von Böhmermann-Seite wurde ja die Verwendung seines Gesichtes und seines Namens, insbesondere die Bezeichnung "Führender Bienen- und Käferexperte empfiehlt", kritisiert", so Heinzig weiter. All das ist auf dem neuen Honig-Etikett nicht mehr zu finden. Zwar ist das Foto der Szene aus der Magazin-Royale-Folge samt Böhmermann immer noch zu sehen, allerdings fehlt sein Gesicht. Es wurde wegretuschiert. Viel Mühe hat sich der Grafiker dabei offenbar nicht gegeben. Denn es wirkt fast so, als hätte jemand das Etikett an der Stelle abgerissen.

"Da macht der Imker richtig Patte"

Die neue Bezeichnung des süßen Aufstrichs ist eine Anspielung auf die Magazin-Royal-Folge vom 24. November 2023. Unter dem Titel "Cancel Culture" hatte Böhmermann aufgedeckt, wie einflussreiche Leute mit Zivilklagen Aktivisten, Künstler und Journalisten fertigmachen wollen. In der Sendung erarbeitete man sich auch gleich eine Definition dazu: "Eine das Berufsleben bedrohende Zensur der Meinungsfreiheit und eine Gefährdung der Demokratie durch Mächtige – mit dem Ziel, andere hörig zu machen", hieß es da.

Rico Heinzig, der etwa zu diesem Zeitpunkt Post von Böhmermanns-Anwälten bekam, sprach in dem Zusammenhang von einer Doppelmoral. Tenor: Böhmermann prangert dieses System an, macht es aber genauso – wenn die Kameras offline sind.

Auf dem Deckel der neuen Honigedition ist zu lesen: Was darf Satire? Eine unterschwellige Frage, die in dem Rechtsstreit möglicherweise noch mehr Bedeutung bekommen könnte. Ein QR-Code neben dem Schriftzug führt zur Cancel-Culture-Sendung von Jan Böhmermann auf Youtube. Beigelegt ist der Honigbestellung eine Karte, auf der sich das Unternehmen nicht "MyHoney", sondern "MyMoney" nennt. Untertitel: "Da macht der Imker richtig Patte."

Urteilsverkündung am 8. Februar

Der Streit hatte seinen Anfang im November 2023 genommen, als der ZDF-Satiriker Imker aufs Korn nahm, die Bienenpatenschaften anbieten. In der damaligen "Magazine Royal"-Folge nahm Böhmermann Bienen-Start-ups aufs Korn, die Bienenpatenschaften an Unternehmen verkaufen, um deren Nachhaltigkeitsbilanz aufzupolieren. Für diese Form des Greenwashings lieferte Böhmermann auch gleich noch die passende Bezeichnung: Beewashing. Ein kurzer Videoclip von Imker Rico Heinzig aus Meißen und sein Firmenlogo landeten ebenfalls in der Sendung.

Für Rico Heinzig kam der Auftritt in der Magazin-Royal-Folge völlig unerwartet, wie er kurz danach erklärte. Das Redaktions-Team hatte weder angefragt, ob sie Videos und Bilder von ihm nutzen können, noch hätten sie den Versuch unternommen, seine Sicht der Dinge zu hinterfragen.

Der Chef der kleinen Imkerei (vier Mitarbeiter) drehte den Spieß daraufhin um. Wenige Tage nach der Sendung brachte er den "Beewashing-Honey" heraus, der fortan in seinem Online-Shop und in einigen Supermärkten zu haben war. Böhmermanns Anwälte sahen die Persönlichkeitsrechte ihres Mandanten verletzt. Eine Einigung in der Güteverhandlung am 16. Januar kam nicht zustande. Das Landgericht will am 8. Februar seine Entscheidung verkünden.