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Der Immobilienmarkt in Sachsen ist ins Rutschen geraten

Die Verkäufe von Immobilien in Sachsen haben im vorigen Jahr mit 11,5 Milliarden Euro weniger eingebracht als 2021. In fast allen Landkreisen fielen die Preise, in den Großstädten stiegen sie.

Von Ulrich Wolf
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Zweifamilienhäuser in einem Neubaugebiet: Für solche Immobilien muss in den sächsischen Landkreisen nirgends so viel bezahlt werden wie im Landkreis Meißen.
Zweifamilienhäuser in einem Neubaugebiet: Für solche Immobilien muss in den sächsischen Landkreisen nirgends so viel bezahlt werden wie im Landkreis Meißen. © dpa

Dresden. In Sachsen sind im vorigen Jahr rund 47.500 Immobilien für gut 11,5 Milliarden verkauft worden. Die Zahl der Transaktionen ist damit binnen Jahresfrist um 13 Prozent, die des Volumens um zehn Prozent gesunken. Das geht aus dem am Donnerstag in Dresden veröffentlichten Jahresbericht 2023 des Oberen Gutachterausschusses hervor.

Regional und segmentbezogen fällt die Preisentwicklung bei den Immobilien verschieden aus. Preissteigerungen bei den Eigentumswohnungen im überwiegenden Teil des Freistaates stehen eher Preisrückgängen bei den Ein- und Zweifamilienhäusern in einigen Landkreisen gegenüber.

Wie sieht es bei Immobilien in den Großstädten aus?

Der Preisanstieg für Wohnungseigentum und Bauplätze sei insbesondere in Dresden bemerkenswert, heißt es in dem Bericht. Und das bei insgesamt deutlich weniger Verkäufen. Insgesamt gab es in den drei sächsischen Großstädten gut 13.000 Verkäufe, die meisten davon in Leipzig: fast 6.000. In Dresden waren es 4.150, in Chemnitz rund 3.000. Mehr als 70 Prozent aller Käufe bezog sich auf den Verkauf von Wohnungen in Mehrfamilienhäusern.

Die Verkäufer der Immobilien erlösten 6,4 Milliarden Euro. Auch hier führt Leipzig das Ranking mit 3,4 Milliarden Euro an, gefolgt von Dresden mit 2,2 Milliarden. In Chemnitz brachten die Verkäufe lediglich 750 Millionen Euro ein. Stark gesunken ist überall die Weitergabe unbebauter Grundstücke bei jedoch einem stark gestiegenen Preis. So kostete der Quadratmeter in Dresden 2022 im Durchschnitt fast 500 Euro, in Chemnitz lediglich 100 Euro. Die Preise für Ein- und Zweifamilienhäuser sind ebenfalls gestiegen: Hier kostete ein solches Objekt in Dresden im Schnitt rund 550.000 Euro.

Die Zahl der Zwangsversteigerungen in den Großstädten beziffert der Ausschuss auf 59.

Wie haben sich die Preise in den Landkreisen entwickelt?

Die Entwicklung in ausgesuchten sächsischen Landkreise fällt unterschiedlich aus:

  • Bautzen: Die Zahl der verkauften Objekte sank um zehn Prozent auf 3.653. Der Erlös betrug 464 Millionen Euro, ein Plus von einem Prozent. Unbebaute Grundstücke wechselten lediglich 245-mal den Besitzer, das ist ein Rückgang von 46 Prozent. Die verkauften Einfamilienhäuser kosteten durchschnittlich rund 180.000 Euro. Zwangsversteigerung gab es 35.
  • Görlitz: Im östlichsten Landkreis wurden fünf Prozent mehr Immobilien verkauft als noch 2021, nämlich exakt 3.263. Die Erlöse daraus sanken jedoch um vier Prozent auf 345 Millionen Euro. Nirgends in Sachsen waren Einfamilienhäuser günstiger zu haben: Lediglich rund 120.000 Euro wurden im Schnitt gezahlt. Und die Zahl der Zwangsversteigerungen war von allen Landkreisen mit 79 die höchste.
  • Meißen: In diesem Landkreis fiel die Zahl der Verkäufe um elf Prozent auf 2.923. Das spülte den Verkäufern 586 Millionen Euro in die Kasse, zehn Prozent weniger als noch 2021. Überaus deutlich ging der Verkauf unbebauter Grundstück zurück: um 59 Prozent. Auf Rang zwei in Sachsen nach dem Landkreis Leipzig lag Meißen beim Preis für Einfamilienhäuser: Das kostete im Schnitt 300.000 Euro. Bei Reihenhäusern und Doppelhaushälften lag man sogar an der Landkreis-Spitze: 250.000 Euro. Zwangsversteigert wurden 24 Immobilien.
  • Mittelsachsen: Dort war die Verkaufszahl ebenfalls rückläufig: Sie ging um neun Prozent auf 3.930 zurück. Das brachte aber immer noch 519 Millionen Euro, ein leichtes Minus von zwei Prozent. Wer ein Einfamilienhaus verkaufte, bekam dafür im Schnitt 150.000 Euro. Für Reihenhäuser oder Doppelhaushälften wurden lediglich etwas mehr als 100.000 Euro durchschnittlich bezahlt. Das ist der vorletzte Platz im Landkreis-Ranking. Ganz weit vorne liegt der Landkreis jedoch beim Verkauf von Drei- und Vierseithöfen: 155 fanden neue Eigentümer. Zum Vergleich: Auf Rang zwei liegt Nordsachsen, da waren es nur 73. Die Amtsgerichte meldeten 35 Zwangsversteigerungen.
  • Sächsische Schweiz-Osterzgebirge: Dort gab es den mit 29 Prozent stärksten Rückgang beim Verkauf von Immobilen. Die Zahl der verkauften Objekte belief sich auf 3.005. Dass die Region dennoch gefragt ist, zeigt sich an den Erlösen. Die stiegen um zwölf Prozent auf 593 Millionen Euro. Das ist der zweithöchste Wert aller sächsischer Landkreise nach Zwickau. Unbebaute Grundstücke sind offenbar kaum noch zu haben: Der Verkauf brach um 72 Prozent ein. Ein Einfamilienhaus kostete 2022 im Schnitt 250.000 Euro. Und nur zwölf Objekte wurden zwangsversteigert.

Wie sieht die künftige Entwicklung aus?

Die zurückgehende Entwicklung begründet der Vorsitzende des Gutachterausschusses, Matthias Kredt, mit höheren Zinsen und Baukosten. Zudem verweist er auf stark gestiegene Verbraucherpreise. Dennoch sei der sächsische Immobilienmarkt "robust und widerstandsfähig". Das gesamte Ausmaß der Schwierigkeiten in der Branche werde sich aber erst mit den Marktdaten für das Jahr 2023 zeigen. Halbjahresauswertungen der örtlichen Gutachterausschüsse wiesen darauf bereits hin.