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Was hat es mit dem ökologischen Handabdruck auf sich?

Der ökologische Fußabdruck ist bekannt - doch was ist der ökologische Handabdruck, fragt sich Moritz Schulz aus Dresden. Die Antworten dazu gibt der Wissenschaftler Stephan Schöps von der TU Dresden.

Von Luisa Zenker
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Ein Handabdruck eines Klima-Aktivisten, der nach dem Lösen der festgeklebten Handfläche auf der Fahrbahn am Ernst-Reuter-Platz zu sehen ist, während Polizisten neben einem sitzenden Aktivisten auf der Fahrbahn stehen.
Ein Handabdruck eines Klima-Aktivisten, der nach dem Lösen der festgeklebten Handfläche auf der Fahrbahn am Ernst-Reuter-Platz zu sehen ist, während Polizisten neben einem sitzenden Aktivisten auf der Fahrbahn stehen. © Albert/dpa

Jeder von uns benötigt zum Leben Ressourcen. Wir kaufen Lebensmittel und Kleidung, heizen unsere Wohnung, sind mit Verkehrsmitteln unterwegs und nutzen diverse elektronische Hilfsmittel, die den Alltag erleichtern. Die Begriffe ökologischer Fuß- und Handabdruck werden verwendet, um negative und positive Umweltauswirkungen des eigenen Handelns und Konsums darzustellen.

Um Lebensmittel herzustellen, Rohstoffe zu gewinnen, für Mobilität und zum Wohnen wird Fläche benötigt. Der ökologische Fußabdruck gibt an, wie groß die Fläche ist, die notwendig ist, um unseren aktuellen Lebensstil aufrecht zu erhalten. So lange dieser Fußabdruck insgesamt die planetaren Grenzen nicht übersteigt, also Ressourcen nicht schneller verbraucht werden, als sie entstehen und Schadstoffe vom Ökosystem abgebaut werden können, kann man von einer nachhaltigen Nutzung der Erde sprechen. Ökologisch gesehen leben wir jedoch 2023 in Deutschland bereits seit dem 4. Mai über unsere Verhältnisse. Diesen Tag hat das Global Footprint Network als Erdüberlastungstag ermittelt. Er besagt, dass an diesem Tag die nachhaltig nutzbaren Ressourcen rechnerisch aufgebraucht sind. Das heißt, zwei Drittel des Jahres leben wir auf Kosten der Zukunft. Es wären drei Planeten Erde notwendig, wenn alle Menschen weltweit einen Ressourcenverbrauch hätten, wie wir in Deutschland.

Der ökologische Handabdruck steht dagegen für umweltfreundliches Verhalten und Engagement. Der Begriff Handabdruck (engl. handprint) als Gegenentwurf zum ökologischen Fußabdruck wurde vom Center for Environment Education in Indien 2007 geprägt und von verschiedenen Institutionen weiterentwickelt. Er zeigt im Gegensatz zum Fußabdruck nicht den Ressourcenverbrauch, sondern die positiven Umweltauswirkungen menschlichen Handelns. Dabei geht es vor allem um die Änderung von Strukturen und die Möglichkeiten jedes einzelnen in seinem Umfeld aktiv zu werden - sei es im Ehrenamt oder am Arbeitsplatz, an der Schule oder Hochschule oder im privaten Bereich. Besonders für Hochschulen bieten sich hier vielfältige Ansatzmöglichkeiten, um durch Forschung und Lehre Nachhaltigkeit zu fördern und im Betrieb Anreize und Motivation zu umweltbewusstem Verhalten zu schaffen.

Die persönliche Treibhausgasbilanz ist ein wichtiger Indikator, wenn es um einen nachhaltigen Lebensstil geht. Im Alltag nur auf die persönliche Klimabilanz zu achten, trägt der Idee von Nachhaltiger Entwicklung allerdings nur unzureichend Rechnung. Es lohnt sich hier den Blickwinkel zu erweitern, da klimaschonendes Verhalten häufig auch zur Erreichung von anderen Nachhaltigkeitszielen beiträgt. So stärkt z.B. eine saisonale und regionale Ernährung heimische Wirtschaftskreisläufe. Reparatur und Weiternutzung von Gegenständen statt Neukauf schont neben dem Klima auch den eigenen Geldbeutel, genauso wie die Nutzung des Fahrrads statt des PKW für kürzere Strecken. Eine fleischreduzierte Ernährung ist klimafreundlicher und beugt vielen Zivilisationskrankheiten vor. Muss ich jedes Gerät selber besitzen – oder teile ich es mir mit anderen? Viele interessante Ansätze z.B. Carsharing oder die Bibliothek der Dinge, der Städtischen Bibliotheken Dresden ermöglichen es, mit einem kleineren ökologischen Fußabdruck unterwegs zu sein.

Kurz - es geht darum, den ökologischen Fußabdruck zu verkleinern - also weniger Ressourcen zu verbrauchen. Parallel ist das Wirken in die Gesellschaft für mehr Nachhaltigkeit wichtig - das heißt eine Vergrößerung des ökologischen Handabdrucks ist erstrebenswert, um eine Transformation hin zu einer zukunftsfähigen Wirtschaftsweise zu erreichen.

Beantwortet hat die Fragen Stephan Schöps von der TU Dresden. Er arbeitet im Umweltmanagement der Universität und ist unter anderem für die Umweltberichterstattung zuständig.

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Klimawandel, Digitalisierung, Energiewende – die Welt verändert sich. Gewohnte Muster greifen nicht mehr, um die Probleme unserer Zeit zu lösen. Neue Ideen und Technologien drängen sich auf. Aber auch altbewährtes Wissen rückt wieder in den Fokus. Doch was bedeuten all das? In unserer neuen Serie können Leser und Leserinnen regionale Experten mit Fragen löchern. Zu all den Themen der Zeit, die drängen und manchmal komplexer sind, als sie erscheinen. Starten wollen wir mit der Thematik Nachhaltigkeit. Schreiben Sie uns gern all Ihre Fragen dazu. Angefangen beim eigenen Hausbau, über Klimazertifikate bis hin zur gesunden Ernährung.

Alle zwei Wochen erscheint die Antwort auf unserer Nachhaltigkeitsseite. Beantwortet werden die Fragen von dem Dresdner Wissenschaftsforum Cosmo. Hier arbeiten Forscher an drängenden Zukunftsthemen. Sie wollen raus Wissenschaft für alle erlebbar machen. Denn ohne Gesellschaft keine Forschung, heißt es von den Experten des Barkhausen Instituts, die mit zahlreichen Wissenschaftlern aus Dresden kooperieren. Bis Ende Sommer zeigen sie im Dresdner Kulturpalast die Ausstellung: Was bedeutet Nachhaltigkeit.

Senden Sie uns Ihre Fragen zum Thema Nachhaltigkeit gern per E-Mail an: sz.wirtschaft@sächsische.de