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Corona: Dresdner Chor probt im Videochat

Im Nicodéchor Langebrück singen etliche Senioren mit. Am Computer studieren sie Lieder ein und sind so fit wie die Jungen.

Von Nadja Laske
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Wie aus einzelnen Stimmen ein großes Ganzes wird, das ist für die Sänger des Nicodéchores kein Geheimnis mehr.
Wie aus einzelnen Stimmen ein großes Ganzes wird, das ist für die Sänger des Nicodéchores kein Geheimnis mehr. © Simone Lehmann/PR

Dresden. Der Frühling hat sich eingestellt. Noch sieht es draußen zwar nicht so aus. Erst ab Mittwoch soll es sonniger und wärmer werden. Doch bei einem der jüngsten Probenerfolge des Nicodéchores ist es laut und überzeugend zu hören: Wohl an, wer will ihn sehen?

Sehen kann den Chor im Moment keiner. Jedenfalls nicht so, wie er und sein Publikum das gewohnt sind - auf dem Familienfest in Langebrück zum Beispiel, oder beim Chorfest auf der Hofewiese. Herbst- und Weihnachtskonzerte stehen im Terminplan. Außerdem ein ganz wichtiges Datum: das Konzert anlässlich des 75-jährigen Bestehens des Nicodéchores. 

Benannt ist er nach Jean Louis Nicodé,  einem deutschen Komponisten, Pianisten und Musikpädagogen, der in Langebrück lebte und dort 1919 gestorben ist. Exakt 44 Sänger gründeten 1945 einen Chor und ehrten mit seinem Namen den Musiker. Nun sollte am 20. Juni das Jubiläum im Bürgerhaus gefeiert werden. Doch Corona wird das sehr wahrscheinlich nicht zulassen.

Und trotzdem wollen die Chormitglieder die Freude am Singen nicht genau so herunterfahren, wie unzählige Kulturhäuser, Restaurants und Kirchen das mit ihren Aktivitäten gerade tun müssen. Deshalb haben sie nach einem Weg gesucht, trotzdem zu singen - und zwar zusammen. Jeder für sich, das wäre keine so große Herausforderung. Aber als Einheit, wie kann das gelingen, wenn sich die Chormitglieder doch nicht zu Proben treffen dürfen?

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Derzeit gehören dem Chor neben den 17 Sopranen, zehn Altstimmen, drei Tenöre und zwei Bässe an. Sie sind zwischen 35 und über 70 Jahre alt und haben ein Repertoire von rund 130 Liedern, überwiegend Volkslieder. Kein Chor gibt ein solches Gut gern auf. Schließlich hat es unzählige Stunden Arbeit und jede Menge Fleiß gekostet. Doch Chorgesang will wach und lebendig gehalten werden. Also ließ sich die Vorsitzende des Nicodéchores Langebrück etwas einfallen:

"Wir treffen uns zur Chorprobe über einen Videogruppen-Chat am Computer", erzählt Simone Lehmann. Sie hat die Technik dafür eingerichtet und allen Chorsängern dabei geholfen, sie auch bei sich zuhause zu beherrschen und damit die Scheu vor unbekannten virtuellen Welten zu verlieren. "Das ist eine gute Möglichkeit, zusammen mit unserem Chorleiter Vitali Aleshkevich zu proben und uns alle einmal die Woche wenigstens über den Bildschirm zu sehen", erzählt Simone Lehmann.

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Die Proben starten mit einem gemeinsamen Einsingen, dann stellen alle Sänger ihr Mikrofon aus. So ist nur die Erklärung des Chorleiters zu hören. Jedes Chormitglied nimmt seine eigene Stimme per Handy oder Aufnahmegerät auf und korrigiert sich nach den Hinweisen Vitali Aleshkevichs. Abschließend lässt sich der Leiter alle Einzelstimmen schicken und fügt sie zu einem Chorgesang zusammen. Die Summe aller Stimmen können die Mitwirkenden schließlich als ihren eigenen Chor hören.

"Auf diese Weise gehen wir unser gesamtes Liedgut durch", sagt Simone Lehmann. Das erhalte und festige das Repertoire. Außerdem haben künftig neue Chormitglieder die Möglichkeit, mit den Aufzeichnungen zu üben. "Wir freuen uns, dass inzwischen schon die Hälfte des Chores an unseren virtuellen Proben teilnimmt", sagt Simone Lehmann. Das Alter spiele dabei keine Rolle, auch ältere Chorkollegen sind begeisterte Chat-Choristen geworden. Das hält alle fit für den Moment, ab dem auch wieder begeisterte Zuhörer zum Chorleben gehören. 

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