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Corona: Fitnesstrainer ans Lidl-Regal?

In Dresden sind im Zuge der Corona-Krise auch alle Fitnessstudios geschlossen worden. Die Mitarbeiter werden aber woanders dringend gebraucht.

Von Nora Domschke
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Auf den Sportgeräten bei Falk Noack im Thomas Sport Center darf derzeit niemand trainieren. Doch nicht nur das Fitnessstudio an der Kesselsdorfer Straße ist geschlossen.
Auf den Sportgeräten bei Falk Noack im Thomas Sport Center darf derzeit niemand trainieren. Doch nicht nur das Fitnessstudio an der Kesselsdorfer Straße ist geschlossen. © Sven Ellger

Dresden. Seit vergangenem Donnerstag ist das Thomas Sport Center (TSC) an der Kesselsdorfer Straße zu. Geschäftsführer Falk Noack hat seine Angestellten in Kurzarbeit geschickt, sie halten sich zu Hause selbst fit, trainieren dort mit Geräten aus dem Fitnessstudio weiter. Damit auch ihre Kundschaft etwas Abwechslung daheim hat, gibt es auf der Homepage des Studios nun sogar kleine Videoclips, in denen die Trainer Anleitungen für einzelne Übungen geben. Yoga für die gestresste Mama, die aufgrund der Corona-Krise ihre Kinder betreuen muss. Muskeltraining für den gestählten Männerkörper, der das auch in den kommenden Wochen bleiben soll. 

Uniklinikum und Supermarkkette bitten um Hilfe

Allerdings sind seine Mitarbeiter derzeit auch an derer Stelle begehrt: "Das Uniklinikum hat sich bei uns gemeldet und angefragt, ob wir die Arbeiten an den Kliniken unterstützen können", erzählt Falk Noack. Eine ähnliche Anfrage gab es auch vom TSC-Kooperationspartner Lidl. Die Supermarktmitarbeiter arbeiten auf Hochtouren, um Regale zu bestücken und Kunden abzukassieren. In Zeiten von Corona-bedingten Hamsterkäufen ein Kraftakt für alle. 

"Es gibt ja sowohl in den Krankenhäusern als auch beim Einräumen von Regalen die Möglichkeit, sich entsprechend vor einer Ansteckung zu schützen", so Noack. Auch würden die Helfer im Klinikum nicht bei der Versorgung der Corona-Patienten eingesetzt, sondern auf anderen Stationen. Dennoch ist er sich sicher: Nicht jeder seiner Mitarbeiter wäre bereit dazu. Viele würden lieber auf das Geld verzichten und ihre Familien schützen. Verordnetes Homeoffice, Ausgangsbeschränkungen, Kontaktverbot - das Virus rückt auch den Dresdnern gefährlich nahe. 

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Außerdem seien die Regelungen dazu derzeit schwammig, niemand wisse so richtig, was er darf und was nicht. Das soll nun erst einmal geklärt werden, mit dem Uniklinikum steht noch ein Gespräch dazu aus, Lidl will sich melden, wenn die Not bei den Mitarbeitern zu groß wird. 

Große Not sieht auch Noack, wenn er in die Zukunft blickt, die momentan so ungewiss ist, wie selten zuvor. Einen Monat könne er das Studio sicher über Wasser halten, will mit dem Vermieter sprechen, was finanziell bei den monatlichen Zahlungen reduziert oder gestundet werden kann. "Die Corona-Krise trifft uns hart, so wie viele andere. Wir müssen einfach die Kosten minimieren." So werden Strom und Wasser komplett abgestellt, wenn niemand im Studio arbeitet. Zurzeit ist nur der Hausmeister vor Ort, übernimmt Reparaturen und was sonst noch so zu erledigen ist in einer Zeit ohne Kundenbetrieb. 

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Noack hofft auch darauf, dass möglichst viele seiner Mitglieder ihren Monatsbeitrag weiterhin bezahlen. "Aus Solidarität, soweit ihnen das finanziell möglich ist." So gibt es auch die Überlegung, die jetzt bezahlten Monatsbeiträge später als Gutschrift zu erstatten. "Wir würden den finanziellen Verlust zeitlich gern etwas strecken." Ob und wie viele Kunden sich darauf einlassen, ist noch unklar. Dazu ist die verordnete Schließung zu frisch, alles muss sich erst irgendwie klären, so Noack. 

Nicht nur seinen Mitgliedern, sondern allen Dresdnern legt der Fitnessstudio-Chef ans Herz: "Bewegt euch, haltet euch fit!" Das sei nicht nur physisch, sondern auch psychisch wichtig. Sport - und der ist ja allein, mit dem Partner oder anderen Mitgliedern des eigenen Hausstandes nach wie vor auch an der frischen Luft erlaubt - ist eine gute Abwechslung zum Alltag daheim, macht den Kopf frei. Wer jetzt sein regelmäßiges Training einstellt, müsse später außerdem damit rechnen, dass etwa der Rücken wieder schmerzt. Die Videoclips mit den Trainingsübungen sind übrigens für jeden zugänglich, nicht nur für TSC-Mitglieder. Los geht es in dieser Woche mit Yoga für Rücken, Schultern und Nacken. Wer im Homeoffice keinen ordentlichen Bürostuhl zur Verfügung hat, wird wohl dankbar sein. 

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