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Was ist dran an einem Koné-Transfer?

Gibt Dynamo seinen besten Torjäger in der Winterpause ab? Sportdirektor Ralf Minge bestätigt eine Anfrage, aber es ist eine knifflige Entscheidung.

Von Sven Geisler
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Wie lange ist Moussa Koné noch bei Dynamo in Dresden? Um den Stürmer gibt es mal wieder Transfer-Gerüchte.
Wie lange ist Moussa Koné noch bei Dynamo in Dresden? Um den Stürmer gibt es mal wieder Transfer-Gerüchte. © Foto: Thomas Kretschel

Dresden. Es geht schon wieder los. Und das hat nichts mit Roland Kaiser und seinem Ohrwurm zu tun. Bei Dynamo wird es so langsam zu einem Evergreen, in den Spielpausen über einen möglichen Transfer von Moussa Koné zu spekulieren. Seit der Senegalese im Januar 2018 für geschätzt 2,1 Millionen Euro Ablöse vom FC Zürich nach Dresden gekommen ist, wird er alle halben Jahre mit einem anderen Verein in Verbindung gebracht. Die Gerüchte reichen von Montpellier über Girondins Bordeaux bis eben jetzt zu Olympique Nimes.

Zu dem französischen Erstligisten, derzeit Tabellenvorletzter, war Haris Duljevic vor der Saison gewechselt. „Wir haben nach dem letzten Spiel vor Weihnachten in Nürnberg mit seinem Berater gesprochen“, bestätigt Ralf Minge das Interesse eines Klubs, den er jedoch nicht nennt. „Dabei wurden verschiedene Perspektiven dargestellt“, sagt der Sportgeschäftsführer. Für Dynamo ist das eine knifflige Sache, denn einerseits würde man mit Koné den besten Torschützen der vergangenen Jahre abgeben, in dieser Saison hat er bisher sechsmal getroffen, er ist sogar Dynamos Rekordtorschütze in der zweiten Liga, hat mit seinem Treffer beim 1:3 in Stuttgart Mickael Poté bereits überholt. Es war allerdings bislang auch sein letzter - am 3. November und per Elfmeter. Andererseits gilt sein bis Juni 2022 datierter Vertrag nicht für die 3. Liga, bei einem Abstieg wäre er also ablösefrei.

Dementsprechend zwiespältig schätzt Markus Kauczinski die derzeitigen Spekulationen über die nähere Zukunft von Koné ein. „Moussa ist ein guter Spieler mit seinem Tempo und seiner Torgefahr“, sagte der Trainer nach dem 1:0-Sieg beim Testspiel in Zwickau am Donnerstagabend. Das hatte Koné wegen Rückenschmerzen verpasst. Doch Kauczinski erklärt den 23 Jahre alten Angreifer zumindest nicht für unverkäuflich. Man müsse schauen, was der Spieler will - im vorigen Sommer hat er sich für Dynamo entschieden - und was für ein Angebot da ist.

Letzteres scheint der springende Punkt zu sein, denn verramschen will Dynamo den Torjäger auf keinen Fall. Deshalb stellt Minge klar: „Die Anfrage, wie sie jetzt vorliegt, ist für uns nicht interessant.“ Es scheint also um die Höhe der Ablöse zu gehen, zwischenzeitlich hatte Koné seinen Wert laut der Einstufung bei transfermarkt.de im Internet, die als solide gilt, auf vier Millionen Euro gesteigert. Derzeit werden für ihn 3,5 Millionen aufgerufen. Ungefähr bei der Summe dürfte die Schmerzgrenze liegen, auch wenn Minge betont: „Es klebt kein Preisschild dran.“

Sie müssen es letztlich gemeinsam entscheiden: Trainer Marcus Kauczinski (l.) und Sportgeschäftsführer Ralf Minge.
Sie müssen es letztlich gemeinsam entscheiden: Trainer Marcus Kauczinski (l.) und Sportgeschäftsführer Ralf Minge. © René Meinig

Mit Patrick Schmidt vom 1. FC Heidenheim hat Dynamo für die Rückrunde einen Stürmer ausgeliehen, zudem ist eine vorzeitige Rückkehr von Osman Atilgan aus Rostock wahrscheinlich. Der 20-Jährige sollte beim FC Hansa in der 3. Liga Spielpraxis sammeln, war allerdings nach zwei Einsätzen zu Saisonbeginn verletzt. „Er ist unser Spieler, es ist nicht ausgeschlossen, dass er im Januar zurückkommt“, erklärt Minge. Dann gäbe es fünf Stürmer mit Alexander Jeremejeff, Luka Stor, Schmidt, Atilgan und eben Koné. Dazu der offensiv variabel einsetzbare Marco Terrazzino.

Kauczinski hätte also Alternativen. Offenbar hat er aber auch Verständnis für die Interessen des Vereins, der Koné aus wirtschaftlicher Vernunft abgeben müsste, wenn genug Geld geboten würde. Deshalb dürfte es jetzt darum gehen, abzuwägen, inwieweit ein Verkauf die Chancen auf den Klassenerhalt zusätzlich schmälern würde. Koné war zuletzt zwar wie die Mannschaft buchstäblich von der Rolle, aber warum sollte er unter Kauczinski nicht wieder in seine beste Form kommen, zumal der Trainer eine Doppelspitze favorisiert? Mit Jeremejeff hat Koné gut harmoniert, bevor der Schwede nach dem 1:4 in Aue verletzt ausgefallen ist. Man kann die Klatsche im Sachsenderby als Knackpunkt für die anschließende Talfahrt sehen, aber auch den Ausfall des körperlich robusteren Angreifers als einen Grund dafür anführen.

Mit Schmidt hat Dynamo nun einen Stürmer mit Leidenschaft und Wucht geholt, wie Minge die Ausleihe des 26-Jährigen begründete. Zudem ist auch Stor bisher noch gar nicht richtig angekommen, auch weil er mehrmals mit der slowenischen U21-Nationalelf unterwegs gewesen ist. In Zwickau hat er das Tor erzielt, mit seinem Treffer im DFB-Pokal bei Hertha BSC seine Kaltschnäuzigkeit im Abschluss ebenfalls schon angedeutet.

Die Dresdner haben ihr Potenzial in der Offensive in der Hinrunde bei weitem nicht ausgereizt. Ob eine Leistungssteigerung der anderen reichen würde, Koné zu ersetzen, lässt sich kaum beurteilen. Ihn zu behalten und trotzdem abzusteigen, wäre allerdings die schlechteste Variante. Sportlich sowieso, aber auch wirtschaftlich.