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Schillerplatz: Gefahr auf dem Radweg 

Ein neuer Radweg in der Dresdner Hüblerstraße endet plötzlich vor geparkten Autos. Die Stadt hat das Problem zumindest erkannt.

Von Nora Domschke & Sarah Herrmann
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Sicherer Radweg? Radler Peter Zahn hat Zweifel an der Ausführung einer eigentlich guten Idee.
Sicherer Radweg? Radler Peter Zahn hat Zweifel an der Ausführung einer eigentlich guten Idee. © Sven Ellger

Der neue Radfahrstreifen ist prinzipiell eine tolle Idee, findet Peter Zahn. Seit Ende August dürfen Fahrradfahrer die Hüblerstraße in Richtung Schillerplatz nutzen – obwohl sie damit quasi von der falschen Seite her in eine Einbahnstraße fahren. Autofahrer dürfen dort nämlich nur in Richtung Berggartenstraße rollen. Einen durchgehenden Radweg gibt es allerdings nicht. Schon nach wenigen Metern sind die Radfahrer mit parkenden Autos konfrontiert, weil die Stadt einige Pkw-Stellplätze erhalten hat. Fünf mussten für den neuen Radweg wegfallen. Wenn die Radler dann auf die Fahrbahn und damit in den Gegenverkehr ausweichen, wird es schnell gefährlich, denn die Straße ist dort ohnehin schon sehr eng. Peter Zahn, der regelmäßig über den Schillerplatz nach Rossendorf radelt, hat schon oft solche brenzligen Situationen erlebt. „Das ist einfach zu unübersichtlich, sowohl für die Auto- als auch für die Fahrradfahrer“, sagt Zahn. Da müsse die Stadt definitiv etwas ändern.

Denn nicht nur der rollende Verkehr sei gefährlich, sondern auch die Autos, die auf der rechten Seite parken und an denen die Radfahrer dann auf der Beifahrerseite vorbeifahren. „Das Problem ist nämlich, dass die Autofahrer nach vorn ausparken und auf ihrer Seite gar nicht sehen können, ob von vorn ein Radfahrer kommt.“ Peter Zahns Vorschlag: ein durchgehender Radstreifen, über den die Radfahrer von der Berggartenstraße bis zum Schillerplatz geschützt fahren können. Allerdings würden dadurch weitere Pkw-Stellplätze wegfallen.

Unzufriedenheit auf allen Seiten

Dennoch begrüßt ¨– wie Peter Zahn – auch der ADFC die wichtige Direktverbindung in Richtung Blaues Wunder. So könne eine der Hauptrouten im Dresdner Radverkehr in beide Richtungen ohne Umwege genutzt werden. Seit die Straßenverkehrsordnung 1997 dementsprechend geändert wurde, dürfen Einbahnstraßen für Radfahrer freigegeben werden. Das gelte als ausgesprochen sichere Maßnahme.

Deshalb fordert der ADFC Dresden diese Regelung bereits seit 2004 für die Hüblerstraße. Allerdings prallen in diesem Bereich die Sicherheit für Radfahrer und die Interessen der zahlreichen Händler rund um den Schillerplatz aufeinander. Denn sie wollen natürlich jeden Pkw-Stellplatz für ihre Kunden erhalten. Im Radverkehrskonzept 2017 wurde die Hüblerstraße dann letztlich doch berücksichtigt, auch Baubürgermeister Raoul Schmidt-Lamontain (Grüne) hatte sich für den Radweg eingesetzt.

Doch der nun gefundene Kompromiss zwischen Radweg und Parkflächen scheint nicht aufzugehen. Und offenbar sieht das inzwischen auch Schmidt-Lamontain so. Auf Nachfrage teilt Rathaussprecher Karl Schuricht mit, dass der Baubürgermeister beim Radverkehr in der Hüblerstraße noch nachbessern wolle. Dazu gebe es derzeit Abstimmungen im Geschäftsbereich. Um welche Änderungen es sich handelt und wann sie umgesetzt werden sollen, bleibt unbeantwortet. „Wenn klar ist, was genau geändert wird, informieren wir“, so der Stadtsprecher.

Für Peter Zahn eine gute Nachricht, allerdings sollte die Stadt sich beeilen, bevor an dieser Stelle noch etwas passiere. Und er regt an, die Beschilderung am Schillerplatz zu verbessern. „Wer jetzt mit dem Auto vom Blauen Wunder in die Hüblerstraße fährt, kann das Schild mit dem Hinweis auf die Einbahnstraße und den entgegenkommenden Radfahrern nicht richtig sehen.“ Das steht nämlich parallel zur Fahrbahn. Dort sollte auf jeden Fall deutlich gemacht werden, was die Autofahrer in der ohnehin schon stark frequentierten und unübersichtlichen Straße erwartet.

Staunen über die jetzige Lösung

Mit dieser Forderung steht Zahn nicht allein da. In den sozialen Medien wurde der Radweg heiß diskutiert. Auch der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club (ADFC) beobachtet diese Engstelle am Schillerplatz skeptisch. „Wir haben jahrzehntelang für einen Radweg auf der Hüblerstraße gekämpft. Über die Lösung, die jetzt gekommen ist, wundern wir uns allerdings sehr. Hier ist die Prioritätensetzung völlig schief“, sagt Nils Larsen vom ADFC Dresden, der sich auch an anderen Stellen Dresdens für mehr Radwege stark macht. Um zehn Parkplätze zu erhalten, die für das Gebiet wegen der geringen Anzahl ohnehin nur wenig bringen würden, werde die Sicherheit von Radfahrern aufs Spiel gesetzt. Dabei hätte die Stadt in einer Beschlusskontrolle eigentlich zugesichert, dass durchgängige Radstreifen entstehen und die Parkplätze komplett wegfallen. „Die Verkehrsführung ist jetzt ziemlich unglücklich“, sagt Larsen. So gebe es ausgerechnet an jener Stelle, an der die Radler an den Parkplätzen vorbei auf die Straße müssen, eine Bordsteinabsenkung. „Dort fahren dann viele auf den Gehweg, weil sie Angst vor den Autos haben.“ Das sei aber natürlich nicht Sinn der Sache und gefährde wiederum die Fußgänger.