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Vermittlungsstopp im Tierheim Riesa

Viele Betreiber könnte die Corona-Krise vor finanzielle Probleme stellen, fürchtet der Tierschutzbund. In Riesa allerdings hat man fürs Erste andere Sorgen.

Von Stefan Lehmann
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Uwe Brestel vor dem Tierheim in Riesa.
Uwe Brestel vor dem Tierheim in Riesa. © Sebastian Schultz

Riesa. Ein wenig gespenstisch ist es schon derzeit auf dem Hof, sagt Tierheim-Chef Uwe Brestel. "Wenn die Frühschicht weg ist, dann bin ich hier über Stunden der Einzige. Das hat schon etwas von Endzeitstimmung." Die Maßnahmen, mit denen die Corona-Pandemie ausgebremst werden soll, sie treffen auch das Tierheim auf Gut Göhlis.

Schon seit Tagen bleibt das Tor zum Tierheim für den Besucherverkehr geschlossen, Tiere werden derzeit keine vermittelt. "Wir haben total runtergefahren", erklärt Brestel. "Ich möchte hier eigentlich derzeit keine Leute haben." Momentan setze er in den zwei Schichten so wenig Personal wie möglich ein, und die Kollegen sind angehalten, direkt nach der Reinigungsarbeit wieder zu gehen.

Es gebe "Passierscheine" für einige wenige Gassigänger; ganz ohne Außenstehende geht es eben doch nicht. Für die wenigen Besucher steht Desinfektionsmittel bereit. Der Notbetrieb sei vor allem personell ein Kraftakt, sagt Uwe Brestel. "Zumal schon im regulären Betrieb Leute fehlen."

Sorge vor überfüllten Tierheimen

Die Corona-Krise sei auch ein Problem für die Tierheime, hatte der Deutsche Tierschutzbund kürzlich in einer Pressemitteilung erklärt. Die Heime müssten wegen der geltenden Einschränkungen Spendenveranstaltungen absagen, damit stehe weniger Geld zu Verfügung. Gleichzeitig fürchtet der Tierschutzbund, dass mehr Tiere betreut werden müssen. Nämlich dann, wenn allein lebende Menschen erkranken und sich nicht mehr um Hund oder Katze kümmern können.

In Riesa allerdings geht man zumindest damit noch relativ gelassen um. Ob der Platz letztlich für ein Mehr an Tieren reichen wird, muss sich erst zeigen - falls das vom Dachverband der Tierschützer gezeichnete Szenario in Riesa überhaupt eintritt. Fakt ist: Wenn es keine Vermittlungen gibt, wird die Zahl der Tierheim-Bewohner zumindest nicht kleiner werden. Zurzeit beherbergt der Hof auf Gut Göhlis etwa ein Dutzend Hunde und 30 Katzen.

Zumindest in einer Hinsicht sieht Uwe Brestel seine Einrichtung gut aufgestellt: bei den Futtervorräten. "Wir sind gut gebettet", erklärt der Tierheim-Leiter. Generell versucht der Betreiber, immer einen gewissen Vorrat anzulegen, das könnte sich nun, wenn die Spendenbereitschaft möglicherweise sinkt, auszahlen. "Wir haben gut gewirtschaftet, es kann ja immer etwas passieren." Uwe Brestel verweist beispielhaft auf die Hochwasserjahre, in denen sich das gezeigt habe. Hungern muss also kein Tier - für den Moment. "Das hängt natürlich alles davon ab, wie lange die Quarantäne letztendlich dauert."

Verunsicherte Tierhalter

Weil den Tierheimen in Deutschland zeitgleich Falschinformationen den Betrieb erschweren, informieren Brestel und sein Team Hunde- und Katzenhalter auch über den Internetauftritt des Tierheims. Dort wird darauf hingewiesen, dass der neuartige Erreger nicht vom Tier auf den Menschen übertragen werden kann. Berichte, etwa über den felinen Coronavirus, hatten offenbar für Verunsicherung gesorgt. "Das Letzte, was wir in der gegenwärtigen Situation benötigen, ist eine Verunsicherung der Menschen, die zum Aussetzen von Haustieren führt", heißt es dazu auf der Internetseite des Tierheims.

Zumindest etwas Gutes kann der Tierheim-Leiter der aktuellen Situation abgewinnen: Wenn die Tiere versorgt sind, hat er momentan mehr Zeit, sich um den Papierkram zu kümmern. "Da war zuletzt viel liegengeblieben." Aber in ein paar Wochen sehe das schon anders aus. Ein absehbares Ende der Quarantäne, es wäre auch Uwe Brestel das Liebste.

Zum Thema Coronavirus im Landkreis Meißen berichten wir laufend aktuell in unserem Newsblog.