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Mindestens 72 Urlauber aus Sachsen mit Corona infiziert

Fast 14.000 Tests von Reiserückkehrern wurden seit Anfang August untersucht. Kann es in Sachsen zu ähnlichen Pannen wie in Bayern kommen?

Von Daniel Krüger
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Urlauber sonnen sich am vergangenen Samstag am Strand von Palma de Mallorca. Spanien-Touristen müssen auch in Sachsen bei der Rückkehr einen Pflichttest machen.
Urlauber sonnen sich am vergangenen Samstag am Strand von Palma de Mallorca. Spanien-Touristen müssen auch in Sachsen bei der Rückkehr einen Pflichttest machen. © Clara Margais/dpa

Dresden. 13.127 Mal dasselbe Prozedere: Formular ausfüllen, Rachenabstrich, verpacken. Die Mitarbeiter in den Testzentren an den Flughäfen Dresden und Leipzig/Halle hatten in den letzten 20 Tagen eine Menge zu tun. Doch sie konnten auch verhindern, dass 44 positiv getestete Reiserückkehrer das Corona-Virus weiter in den Freistaat tragen. 

Erste Präventionserfolge wurden auch an den Autobahnen erzielt. Die neuen sächsischen Testzentren an der Grenze zu Polen und Tschechien, am Parkplatz "An der Neiße" (A4) und "Am Heidenholz" (A17), verzeichneten in der ersten Woche 2.418 Rachenabstriche von Reiserückkehrern. Bei 28 von ihnen fiel das Ergebnis positiv aus. 

Mehr Infizierte an den Autobahnen

Insgesamt waren damit am Dresdner Flughafen 0,2 Prozent der Getesteten infiziert, in Leipzig/Halle 0,5 Prozent der Urlauber, die sich für einen Test entschieden haben. An den Autobahnen ist die Quote höher: So waren an der A17 1,6 Prozent der Urlauber positiv, an der A4 0,4 Prozent. 

Die Zahlen stammen von der Kassenärztlichen Vereinigung Sachsen (KVS), die vom Sozialministerium mit dem Betrieb der Testcenter beauftragt wurde. Vorstand Klaus Heckemann hatte nach dem ersten Betriebswochenende an den Flughäfen geschätzt, dass etwa ein Viertel aller Urlauber die kostenlose Möglichkeit nutzt.

Mittlerweile dürften es aber deutlich mehr sein. Denn seit dem 8. August müssen sich Rückkehrer aus Risiko-Gebieten verpflichtend einem Corona-Test unterziehen. Sie können dies aber auch beim Hausarzt oder zuständigen Gesundheitsamt tun - wichtig ist nur, dass der Test innerhalb von 72 Stunden nach der Ankunft in Sachsen gemacht wird. 

Anders als in Bayern werden Risiko-Rückkehrer nach der Landung nicht von anderen Passagieren isoliert und direkt zum Testzentrum geleitet. "Dies wird in Sachsen nicht praktiziert", so eine Sprecherin des Sozialministeriums. "Reiserückkehrer aus Risikogebieten werden über verschiedene Wege über die Testpflicht informiert. Letztlich stellt das zuständige örtliche Gesundheitsamt sicher, dass die Testpflicht erfüllt wird." 

Übermittlungspannen? "Das ist bei uns fast unmöglich"

Weder das Sozialministerium noch die KVS erfassen bisher in einer Gesamtstatistik, wo positiv Getestete ihren Urlaub verbracht haben. Auch diese Informationen lägen nur den jeweiligen Gesundheitsämtern in Form von "Aussteigerkarten"vor, so die Sprecherin. 

Risiko-Rückkehrer müssen diese noch im Flugzeug ausfüllen, sie werden dann weitergeleitet. Nach neuesten Informationen des RKI stecken sich deutschlandweit die meisten Auslandsurlauber im Kosovo, der Türkei und Kroatien mit Corona an. 

Wer aus dem Ausland nach Sachsen einreist und sich an einem der vier Zentren testen lässt, muss aber nicht auf eine Meldung des Gesundheitsamts warten, erklärt KVS-Sprecherin Katharina Bachmann-Bux. "Jeder Getestete erhält eine Telefonnummer oder einen Link zur Website des zuständigen Labors und einen QR-Code der mit der Corona-Warn-App eingescannt werden kann" So könne man in der Regel schon nach 24 Stunden sein Ergebnis abfragen. Das gelte auch für Risiko-Rückkehrer.

In Bayern hatten 44.000 Menschen, darunter 900 Infizierte, ihr Ergebnis viel zu spät erhalten und so teilweise unbemerkt neue Infektionen ausgelöst. Der Grund: Die Testzentren hatten keine geeignete Software zur Verfügung, die Daten der Urlauber wurden händisch auf Formulare eingetragen. 

"So etwas wäre bei uns eigentlich fast nicht möglich", sagt Bachmann-Bux. Denn die KVS arbeite in den Zentren von Beginn an mit der gängigen Praxisverwaltungssoftware, die auch Ärzte üblicherweise zur Abrechnung von Kassenleistungen nutzen. 

Getestete müssen also nur ihre Krankenkassenkarte vorlegen. Haben sie diese nicht dabei, übertragen die Mitarbeiter noch vor Ort die handschriftlichen Daten der Urlauber in das PC-Programm ein. Dann gehen die Tests an das jeweilige Labor, wo die Ergebnisse auf einem zentralen Server der Corona-Warn-App landen. Nach Ablauf der Archivierungspflicht würden die Daten wieder gelöscht, so die KVS. 

So berichten wir über die Corona-Krise: