Aufgeschrieben von Raphael Schmidt
Am Nachmittag des Ostersonntags rollte Pierre Pilz seine Drehorgel zum Malteser-Krankenhaus St. Carolus in Görlitz, das jetzt auch Corona-Zentrum ist. Der gebürtige Weißwasseraner und seit zehn Jahren Görlitzer erzählt, wie es dazu kam:
"An jenem Vormittag spielte ich bereits auf dem Hof eines Altenpflegeheimes. Dort waren die Menschen auf die Balkons gefahren worden und Angehörige standen unten. Alle lauschten meiner Musik. Das war ein toller Moment. Der Weg zum Krankenhaus weckte dann Erinnerungen, als ich meine Großmutter dort besuchte. Sie lag auf der Palliativstation und ist später dort gestorben. Nun fahre ich an angekippten Krankenhausfenstern vorbei, um Patienten mit meiner Musik zu erfreuen.
Der Spaß an Musik und Technik, an der Mechanik in der Orgel und dass alles ohne Strom läuft, faszinieren mich bis heute. Das lässt mich gern mit der Drehorgel durch die Stadt fahren. Den meisten Leuten gefällt das. Es gibt aber auch solche, die sich gestört fühlen. Dann rolle ich halt weiter. Mein Lebensmotto lautet: Niemals den Kopf in den Sand stecken, das Beste aus dem Leben machen, sich nicht verkriechen, nicht unterkriegen lassen und immer fröhlich bleiben! Besonders jetzt, in diesen Corona-Zeiten.
Großmutter wacht vom Himmel aus
Der Tod der Großmutter war für mich ein einschneidendes Erlebnis. Ich hatte meine Oma sehr gern. Manchmal glaube ich, dass sie von oben zu mir schaut und denkt: Pierre, das machst du richtig so. Ich glaube auch, dass sie ein Auge auf mich hat. Sie sagte immer: Höre auf dein Herz. Wenn es Dir dabei gut geht, dann tue das. Auch deswegen bin ich Ostern unterwegs gewesen, um die Menschen mit meiner Musik zu erfreuen.
An Wochenenden oder Feiertagen ziehe ich los mit der Orgel. Bisher bin ich immer mit einem guten Gefühl zurückgekommen. Seit 2013 spiele ich sie - seit ich in Berlin auf 200 Drehorgelspieler traf und dort mal selbst spielen durfte. Das elektrisierte mich und ich erwarb so ein Instrument. Jetzt mache ich den Leuten Freude und hoffe, dass sie ähnliches fühlen, wie ich es in Berlin selbst erlebte."