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Dulig will Mikrochip-Entwicklung nicht USA und Asien überlassen

Damit Sachsens Halbleiter-Industrie stark bleibt, stellt Sachsen erneut fast zehn Millionen Euro für Forschung bereit. Wer sich darum bewerben kann.

Von Georg Moeritz
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Mikrochips werde in sächsischen Fabriken auf Siliziumscheiben hergestellt. Zur Weiterentwicklung gibt es Fördergeld von Land, Bund und EU.
Mikrochips werde in sächsischen Fabriken auf Siliziumscheiben hergestellt. Zur Weiterentwicklung gibt es Fördergeld von Land, Bund und EU. © 35PE/Kristin Schmidt

Dresden. Sachsen gibt Geld aus, damit auch aus Berlin und Brüssel neue Subventionen in die Mikrochip-Branche im "Silicon Saxony" fließen. Wirtschaftsminister Martin Dulig (SPD) berichtete am Freitag, Sachsen beteilige sich in den nächsten Jahren mit bis zu 9,7 Millionen Euro am europäischen Forschungsprogramm "Key Digital Technologies" (digitale Schlüsseltechnologien). Damit könnten insgesamt bis zu 38,8 Millionen Euro aus unterschiedlichen Fördertöpfen an sächsische Empfänger fließen.

Mit dem Bundesforschungsministerium hat der sächsische Wirtschaftsminister dazu ein Verwaltungsabkommen unterzeichnet. Das Geld dient laut Dulig der Entwicklung "noch leistungsfähigerer, kleinerer und energieeffizienterer Mikrochips und Sensoren in Sachsen". In Brüssel wird derzeit auch ein EU Chips Act vorbereitet, der Milliardensubventionen für die europäische Halbleiter-Industrie vorsieht.

Die Branche soll im Wettbewerb mit der Konkurrenz in Übersee gestärkt werden. Hersteller wie Infineon und Globalfoundries werben allerdings dafür, das Geld auch für ihre Technologien auszugeben und nicht nur für die Entwicklung immer feinerer Chipstrukturen. Beide Konzerne haben Betriebe in mehreren europäischen Staaten.

Beitrag zum schnellen Mobilfunk und Industrie-Robotern

Dulig sagte: "Wir dürfen die Entwicklung der nächsten Chip-Generation für das Internet der Dinge und künstliche Intelligenz nicht den USA und Asien überlassen." Industrielle Wertschöpfung müsse in Sachsen gehalten werden. Jeder dritte in Europa produzierte Mikrochip kommt aus den Dresdner Fabriken von Globalfoundries, Infineon, X-Fab und Bosch. Dulig sprach von einer Verantwortung Sachsens für die technologische Souveränität Europas.

Welchen Unternehmen das neue Fördergeld zugutekommen soll, sagte Dulig nicht. Die Hersteller und Forschungseinrichtungen können sich bis 3. Mai mit einem groben, bis 19. September mit einem vollständigen Konzept um die Subventionen bewerben. Dazu sind Internetseiten eingerichtet, die zum europäischen Förderprogramm Horizon führen. Dulig hofft auf Beiträge zu Zukunftsthemen wie Quantencomputing, Industrie 4.0 und die nächste, sechste Generation des Mobilfunks (6G). An 6G forschen auch mehrere Einrichtungen in Dresden und Leipzig, unter anderem in Verbindung mit Medizintechnik.

Das gemeinsame Unternehmen für digitale Schlüsseltechnologien ist eine öffentlich-private Partnerschaft aus Europäischer Union, 29 Teilnehmerstaaten und den drei Branchenverbänden Eposs, Aeneas und Inside. In der Regel haben die Verbände und Vertreter der großen Firmen bereits daran mitgewirkt, die Bedingungen für die Förderprogramme zu formulieren. Das Programm knüpft laut Wirtschaftsministerium an das gemeinsame Unternehmen Ecsel an, das ebenfalls von Sachsen unterstützt wurde.

Europa soll weniger Elektronik-Importe brauchen

Der parlamentarische Staatssekretär Mario Brandenburg aus dem Bundesforschungsministerium sagte laut Pressemitteilung, Europa dürfe sich nicht abhängig von anderen Staaten bei der Entwicklung von leistungsstarken Mikrochips machen. Die vereinbarte Zusammenarbeit stärke die Forschung sowohl in Sachsen als auch in ganz Deutschland.

Zuletzt hatten die US-Konzerne Intel und Wolfspeed angekündigt, Mikrochipfabriken in Magdeburg und im Saarland zu bauen. In Dresden erweitert Infineon seinen vorhandenen Standort und schafft 1.000 zusätzliche Arbeitsplätze, der taiwanesische Konzern TSMC gilt als nächster Interessent für den Neubau einer Mikrochipfabrik in Dresden.

Dulig sagte, das "Silicon Saxony" sei Europas leistungsfähigste Mikroelektronik-Gruppierung. Zur Branche gehören in Sachsen rund 70.000 Beschäftigte, davon 45 Prozent in Softwareunternehmen. Zuletzt hatte der Bosch-Konzern in Dresden eine Mikrochipfabrik gebaut, die auf 700 Beschäftigte wachsen soll.