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Podcast: Kann es eine ganz normale Berichterstattung über die AfD geben?

Wie sollten Medien mit der AfD umgehen? Im Podcast "Debatte in Sachsen" diskutieren darüber vier Journalisten von Regionalzeitungen sowie von ARD und ZDF.

Von Oliver Reinhard
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© Sebastian Willnow/dpa

Dresden. Die Alternative für Deutschland (AfD) ist keine Partei wie die anderen in den Landtagen und im Bundestag. Das befanden in der Dresdner Frauenkirche auf einer Podiumsdiskussion zum Thema "Die AfD und die Medien" Gabor Halasz aus dem ARD-Hauptstadtstudio, ZDF-Landeschefin Cornelia Schiemenz, LVZ-Landtagskorrespondent Kai Kollenberg und SZ-Politikchefin Annette Binninger. Während der Debatte wurde die neue Folge des Podcasts "Debatte in Sachsen" aufgezeichnet.

Fakt ist: Keine andere Bundestagsfraktion wird vom Verfassungsschutz wegen des Verdachts aus Rechtsextremismus beobachtet, von keiner anderen Partei gelten Landesverbände als "gesichert rechtsextrem". Folglich "kann man über die AfD nicht berichten, als sei es eine ganz normale Partei", befindet Cornelia Schiemenz. Ihr ARD-Kollege Gabor Halasz bekräftigt: "Der Artikel Eins unseres Grundgesetzes – die Würde des Menschen ist unantastbar – gilt für die AfD immer öfter nicht mehr." Das sei auch auf dem jüngsten Parteitag in Magdeburg wieder mehrfach deutlich geworden.

Auch der Umgang der AfD mit Medienvertretern sei besonders, befand Annette Binninger, "da gibt es von deren Seite keine Professionalität. Im Gegenteil: Wir werden bedroht und oft wie der letzte Dreck behandelt. Sie treten das verbriefte Recht der Pressefreiheit mit Füßen, wenn es ihnen beliebt." Zudem reagiere die AfD auch auf viele Presseanfragen nicht und beschwere sich, dass sie nicht vorkomme.

Wichtiger, denn je: Fakten überprüfen

Kai Kollenberg von der Leipziger Volkszeitung gab zu bedenken: "Wenn es um Themen geht, die den Kern des Demokratieverständnisses der AfD berühren, muss man unbedingt als Information mitliefern, dass sie in Teilen rechtsextremistisch ist." Ansonsten aber müsse man sie "auch und gerade in Sachsen, wo Sie die größte Oppositionspartei ist, mit den Sachthemen so ernst nehmen, wie man das bei den anderen Parteien auch macht". Die Wähler wüssten ohnehin, "dass die Partei teils rechtsextremistisch ist, aber es juckt sie schlichtweg nicht, im Gegenteil."

Noch einen Unterschied stellte Annette Binninger heraus: Berichte oder Gespräche mit der AfD "bedeuten einen besonders sorgfältigen Faktencheck, also viel Nacharbeit." Gabor Halasz vom ARD-Hauptstadtstudio verfährt ebenso, "weil die AfD gerne Behauptungen aufstellt, für die sie keine Belege liefert, weil es gar keine gibt."

Dennoch sollten Medien "ein bisschen gelassener mit der AfD umgehen", findet Kai Kollenberg. "Man muss nicht versuchen, den AfD-Politiker oder den AfD-Wähler vom Gegenteil dessen zu überzeugen, was er denkt." Annette Binninger stimmte zu und fügte an, es sei auch nicht Aufgabe der Presse, "dafür zu sorgen, dass die Zustimmungszahlen der AfD sinken. Wir sind Journalisten, wir berichten darüber".

Die Gäste in dieser Folge

Es sprechen im Podcast die Journalistinnen und Journalisten Annette Binninger (v.l.r.n.r), Gabor Halasz, Cornelia Schiemenz und Kai Kollenberg.
Es sprechen im Podcast die Journalistinnen und Journalisten Annette Binninger (v.l.r.n.r), Gabor Halasz, Cornelia Schiemenz und Kai Kollenberg. © SZ
  • Cornelia Schiemenz, geboren 1975 in Leipzig, arbeitete bis 2000 im Hauptstadtstudio des „Zweiten“ und leitet seither das ZDF-Landesstudio Sachsen.
  • Annette Binninger kam 2005 zur Sächsischen Zeitung. Seit Januar 2016 ist sie dort und bei Sächsische.de Politikchefin und Mitglied der Chefredaktion.
  • Gabor Halasz wurde 1977 in Leipzig geboren. Seit 2017 arbeitet er beim NDR als Redakteur für Investigation und Information im ARD-Hauptstadtstudio.
  • Kai Kollenberg (40) stammt aus Bottrop. 2021 wechselte er von der Freien Presse als Chefkorrespondent Landespolitik zur Leipziger Volkszeitung.

Moderiert wird das Gespräch von Oliver Reinhard, stellvertretender Ressortleiter Feuilleton bei Sächsische.de.

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