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Sachsens Regierung zahlt MDR-Fernsehmoderatorin 3.000 Euro netto

2019 bezeichnete die TV-Journalistin Wiebke Binder ein mögliches Bündnis aus CDU und AfD als "bürgerliche Koalition". Jetzt kritisiert die AfD sie als zu regierungsnah.

Von Ulrich Wolf
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Im März moderierte Wiebke Binder (3. v. r.) den Revierstammtisch in Bautzen. Neben ihr in der Mitte sitzt Ministerpräsident Michael Kretschmer.
Im März moderierte Wiebke Binder (3. v. r.) den Revierstammtisch in Bautzen. Neben ihr in der Mitte sitzt Ministerpräsident Michael Kretschmer. © SZ/Uwe Soeder

Dresden. Die bekannte MDR-Fernsehmoderatorin Wiebke Binder hat für zwei Moderationen der Landesregierung im vergangenen März 3.000 Euro netto erhalten. Das bestätigt der für die Veranstaltungen zuständige Regionalminister Thomas Schmidt (CDU) in seiner Antwort auf eine Anfrage des AfD-Landtagsabgeordneten Thomas Thumm.

Demnach moderierte Binder die Revierstammtische zum Strukturwandel in Bautzen sowie in Delitzsch, an denen unter anderem auch Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU) teilnahm. Schmidt zufolge kostete die Veranstaltung in Bautzen mit 140 Teilnehmern rund 17.000 Euro, die in Delitzsch mit 250 Gästen rund 20.000 Euro. Von den Summen seien je 1.500 Euro netto an Binder geflossen.

Organisator sei die dem Staatsministerium für Regionalentwicklung unterstellte Sächsische Agentur für Strukturentwicklung GmbH gewesen. Die habe "die Moderatorin aufgrund ihres günstigsten Angebots, ihrer Verfügbarkeit und ihrer Erfahrung ausgewählt". Um den Job hätten sich zwei weitere Moderatoren beworben.

Minister: Einschreiten der Rechtsaufsicht nicht notwendig

Schmidt betont in seiner am Donnerstag verfassten Antwort, der MDR sei "über die Nebentätigkeit von Frau Binder informiert" gewesen. Ihr zuständiger Redaktionsleiter sei zu der Einschätzung gelangt, dass kein Interessenskonflikt vorliegt, da es sich bei dem Format der Revierstammtische um einen Publikumsdialog handele. Der stehe allen interessierten Bürger offen. Das sei "sehr gut mit dem Leitbild 'MDR für alle' zu vereinbaren". Es gebe daher "keine Anhaltspunkte für ein Tätigwerden der Rechtsaufsicht", urteilt Schmidt.

AfD-Mann Thumm hingegen erklärte am Freitag, wenn die Staatsregierung eine Moderatorin des MDR bezahle, "dann sehe ich auf jeden Fall eine große Abhängigkeit". Es müsse "eine klare personelle Trennung zwischen dem PR-Apparat der Regierung und dem zur Ausgewogenheit verpflichteten öffentlich-rechtlichen Rundfunk geben". Die AfD hat unlängst beantragt, dass die Regierung in Zukunft keine Journalisten des MDR für die eigene Öffentlichkeitsarbeit beschäftigen darf.

Die 42 Jahre alte Binder ist an der Nordsee aufgewachsen und hat in Leipzig studiert. Sie ist seit 2008 für den MDR tätig, seit 2014 steht sie in der Nachrichtensendung MDR aktuell vor der Kamera.

Anfang September 2019 gehörte sie zum Moderatorenteam bei der Berichterstattung zu den Landtagswahlen in Sachsen. Als sie dabei ein mögliches Bündnis aus CDU und AfD in Sachsen als "bürgerliche Koalition" bezeichnete, löste sie damit eine gesellschaftliche Debatte aus.