SZ + Radeberg
Merken

Hoffnung für Radeberger Kaufhalle

Die Nachricht von der Schließung der Radeberger Kaufhalle kam für viele schockierend. Die Südvorstadt droht zur Einkaufswüste zu werden. Könnte auch hier das Epilepsiezentrum zum Retter werden?

Von Verena Belzer
 4 Min.
Teilen
Folgen
NEU!
Wie geht es mit der Kaufhalle in Radeberg weiter?
Wie geht es mit der Kaufhalle in Radeberg weiter? © René Meinig

Radeberg. Wie geht es mit der Kaufhalle in der Schillerstraße weiter? Betreiber Markus Borck macht nicht weiter, so viel ist klar. Wie könnte eine andere Lösung aussehen? Fakt ist: Die Kaufhalle ist wichtig. Die Post, der Bäcker, der Fleischer- in der Kaufhalle gibt es alles, was es braucht. Zahlreiche Menschen kaufen hier ein, darunter viele Senioren.

In der Südvorstadt hofft man deshalb inständig auf ein Fortbestehen des Markts, am besten nahtlos. Was sagt Betreiber Markus Borck zu den Gründen für seinen Rückzug? Was sagt Wir-für-Radeberg Stadtrat Knut Mulansky, der in der Südvorstadt wohnt, zur Situation? Was sagt Heide-Apotheke-Betreiberin Sophie Kolbe? Und was hat das alles mit dem Epilepsiezentrum Kleinwachau zu tun? Alle Fragen und Antworten.

Warum verlässt Markus Borck die Kaufhalle in Radeberg?

Kaufhalle-Betreiber Markus Borck macht eines deutlich: An wirtschaftlichen Gründen liegt es nicht, dass er die Kaufhalle aufgibt. "Es ist eine rein persönliche Entscheidung", sagt er. "Ich mache das jetzt fast 20 Jahre lang, ich will mich neu orientieren."

Und ja, auch er verspüre eine gewisse Verantwortung der Südvorstadt gegenüber. "Mir liegt natürlich daran, dass es weitergeht", sagt er. "Der Laden läuft gut." Aber noch könne er keine konkrete Auskunft geben. Er habe sich die Entscheidung nicht leicht gemacht und sie wohl überlegt. "Aber jetzt geht nun mal für mich hier ein Abschnitt zu Ende."

Wie bewertet Stadtrat Knut Mulansky die Situation?

Radebergs Stadtrat Knut Mulansky.
Radebergs Stadtrat Knut Mulansky. © privat

"Die Kaufhalle ist sehr wichtig", sagt Wir-für-Radeberg-Stadtrat Knut Mulansky, der in der Gegend wohnt. "Gerade für ältere Leute, die zu Fuß einkaufen gehen." Für die sei die Kaufhalle auch nicht nur für die Nahversorgung wichtig, "das ist ein auch ein sozialer Treffpunkt".

Alle anderen Einkaufsmöglichkeiten seien im Grunde zu weit weg, "da müssten die Senioren dann Bus fahren", sagt Mulansky. Er hoffe inständig, dass es weitergeht, "egal wie der Markt dann heißt, hauptsache er bleibt offen, am besten ohne Unterbrechung".

Was könnte das Epilepsiezentrum Kleinwachau tun?

Das Epilepsiezentrum Kleinwachau prüft eine Übernahme der Kaufhalle.
Das Epilepsiezentrum Kleinwachau prüft eine Übernahme der Kaufhalle. © René Meinig

Das Epilepsiezentrum Kleinwachau entwickelt sich möglicherweise immer mehr zum Retter für die Nahversorgung Radebergs. Wie berichtet, prüft das Unternehmen aktuell eine Übernahme des Dorfladens in Liegau. Dessen Betreiber, der Hofladen Weixdorf, hat für Ende März angekündigt, sich aus Liegau zurückzuziehen.

Und nun prüft das Epilepsiezentrum ebenfalls, ob es in der Südvorstadt aktiv werden könnte. Wie Pressesprecher Alexander Nuck auf Nachfrage von Sächsische.de bestätigt, wird diese Option aktuell im Unternehmen besprochen.

"Wir bieten in unserer Werkstatt für behinderte Menschen und auch in unserem Inklusionsunternehmen Paso Doble interessante Arbeitsplätze", sagt Alexander Nuck. "Und dabei ist uns die Qualifizierung von Menschen mit Behinderung ein besonders wichtiges Anliegen. Die Übernahme der Kaufhalle wäre zum Beispiel als ein neuer Geschäftszweig unseres Inklusionsunternehmens Paso Doble darstellbar."

Grundsätzlich seien zwei Varianten denkbar, erklärt der Pressesprecher: "Neben der alleinigen Übernahme wäre aber auch eine Kooperation mit einem künftigen Betreiber denkbar, in dem wir Außenarbeitsplätze unserer Werkstatt aufbauen würden." Aber: In trockenen Tüchern ist hier noch lange nichts: "Auch hier ist das Ergebnis unserer Überlegungen noch völlig offen."

Was sagt Heide-Apothekerin Sophie Kolbe dazu?

Apothekerin Sophie Kolbe sorgt sich um die Nahversorgung der Südvorstadt.
Apothekerin Sophie Kolbe sorgt sich um die Nahversorgung der Südvorstadt. © Sven Ellger

Sophie Kolbe ist direkte Nachbarin der Kaufhalle in der Schillerstraße, sie betreibt die angrenzende Heide-Apotheke. Und auch sie befürchtet einen großen Einschnitt für die Südvorstadt, sollte die Kaufhalle ohne Nachfolger schließen. "Die Post, der Bäcker, der Fleischer - wir haben hier im Grunde eine kleine Vollversorgung, das ist für die Familien und Senioren, die hier leben, wichtig."

Um ihre Apotheke macht sie sich keine allzu großen Sorgen, sagt aber auch: "Eine Schließung kann natürlich auch auf mich Auswirkungen haben. Wenn die Leute mit dem Auto woanders zum Einkaufen fahren und dann dort ihre Rezepte einlösen, wäre das für mich nicht so gut. Ich hoffe aber, dass mir meine Stammkunden trotzdem die Treue halten würden."

Die Überlegung des Epilepsiezentrums, die Kaufhalle zu übernehmen, begrüßt sie. "Das fände ich super. Für die großen Einzelhändler ist die Kaufhalle wahrscheinlich zu klein. Wenn Menschen mit Behinderung hier die Möglichkeit bekommen, sich auf dem ganz normalen Arbeitsmarkt zu integrieren, fände ich das ganz toll. Für die Bewohner ist wichtig, dass es weitergeht, egal wie."