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30 Jahre Schlossverein: Warum Radebergs Schloss Klippenstein heute wieder in vollem Glanze erstrahlt

Im Innenhof von Radebergs Schloss Klippenstein gibt es jetzt ein sogenanntes Tastmodell aus Bronze. Warum das auch ein Symbol für den gesellschaftlichen Zusammenhalt in der Stadt ist.

Von Verena Belzer
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Freuen sich über das neue Tastmodell: Museumsleiterin Katja Altmann (v.l.), Steffi Dauphin und Ulrike Bennewitz vom Schlossverein.
Freuen sich über das neue Tastmodell: Museumsleiterin Katja Altmann (v.l.), Steffi Dauphin und Ulrike Bennewitz vom Schlossverein. © René Meinig

Radeberg. Langsam gleiten die Finger über das kalte Metall. Spüren die Zacken, die Erhebungen, die Türme. Die kleinen Fensterchen mit den Rahmen. Und so ergibt sich allmählich ein "Bild" - ein Bild im Kopf. Davon, wie dieses Schloss im Großen aussieht. Was seine Besonderheiten sind. Wie erhaben es wirkt.

Schloss Klippenstein als Tastmodell aus Bronze - das kann ab sofort jeder erleben. Sehende können die Augen schließen und sich von den eigenen Fingern leiten lassen, vielleicht ganz neue Erfahrungen sammeln. Nicht-Sehende können endlich begreifen und erfühlen, welche Dimensionen Radebergs Herzstück hat.

Doch dieses Modell ist nicht nur ein Zeichen von zunehmender Inklusion und Barrierefreiheit in der Stadt, das sich eben jene Themen auch durch das Kleinwachauer Epilepsiezentrum und den Taubblindendienst schon lange auf die Fahnen geschrieben hat, sondern viel mehr. Es steht auch dafür, was in Radeberg dank außerordentlichen Engagements aus der Bürgerschaft alles möglich ist und war.

Katja Altmann - ein Glücksgriff für Radeberg

Am Donnerstagnachmittag ließ sich im Rahmen eines Festakts erleben, warum Schloss Klippenstein heute eine prächtige Anlage mitten in der Innenstadt ist. Es ist keine heruntergekommene und traurige Ruine mehr wie zu Wendezeiten, sondern das kulturelle Zentrum der Stadt. Hier werden Konzerte gegeben und Feste gefeiert, wird Puppentheater gespielt, Industriegeschichte gezeigt, Stadtgeschichte präsentiert, der Bund der Ehe geschlossen.

All das ist keine Selbstverständlichkeit, sondern nur möglich, weil sich viele Menschen tatkräftig engagieren. Zunächst Museumsleiterin Katja Altmann, die unisono als "Glücksgriff für Radeberg" bezeichnet wird und in diesem Jahr ihr 30-jähriges Jubiläum als "Schlossherrin" feiert. Schlossvereins-Vorsitzender Eckard Müller und andere Redner würdigten Altmann in den höchsten Tönen. Diese zupackende Frau hatte in den vielen Jahren ihrer Amtszeit unendlich viele Ideen und Pläne und hat einen Großteil davon verwirklicht.

Die Angel Voices umrahmten den Festakt auf beeindruckende Weise.
Die Angel Voices umrahmten den Festakt auf beeindruckende Weise. © Verena Belzer/SZ
Das Tastmodell hat 50.000 Euro gekostet - 10.000 davon hat der Schlossverein gespendet.
Das Tastmodell hat 50.000 Euro gekostet - 10.000 davon hat der Schlossverein gespendet. © Verena Belzer/SZ
Steffi Dauphin übergab Katja Altmann und Eckard Müller jeweils ein vom Arnsdorfer Künstler Michael Klose gemaltes Bild. Klose begleitete als Architekt jahrelang die Sanierung von Schloss Klippenstein.
Steffi Dauphin übergab Katja Altmann und Eckard Müller jeweils ein vom Arnsdorfer Künstler Michael Klose gemaltes Bild. Klose begleitete als Architekt jahrelang die Sanierung von Schloss Klippenstein. © Verena Belzer/SZ

Radeberg dankt dem Schlossverein für 30 Jahre Engagement

Doch dann ist da noch der unermüdliche Schlossverein, dessen Mitglieder jedes Jahr auf dem Weihnachtsmarkt Glühwein verkaufen, bei Veranstaltungen im Schloss den Getränkeausschank oder die Aufsicht organisieren, im Laufe der vergangenen 30 Jahre vermutlich hunderte Kuchen gebacken haben. Alles für den einen Zweck: Geld für die Sanierung des Schlosses einzusammeln.

Um diesen für die Stadt so wichtigen Verein gebührend zu feiern, sind am Donnerstagnachmittag viele Radeberger zusammengekommen. Da waren nicht nur die Stadträte Steffi und Detlev Dauphin und Karl-Wilhelm Leege (Freie Wähler), Ingrid Petzold, Matthias Hänsel und Robert Mieth (CDU), Ronny König und Lutz Schöffl (Wir für Radeberg), sondern auch die beiden Alt-Bürgermeister Gerhard Lemm und Frank Petzold. Auch "Nachbar" Christian Sonntag von der Radeberger Schlossmühle feierte gemeinsam mit dem Schlossverein, genauso wie viele Vertreter der Radeberger Stadtverwaltung, Wohnbau-Chef Sven Lauter und Taubblindendienst-Geschäftsführerin Ulrike Fourestier.

50.000 Euro für Tastmodell von Radebergs Schloss

Musikalisch umrahmt von den Mädchen- und Damenchor der Radeberger Kirchenmusik - den Angel Voices unter der Leitung von Kantor Rainer Fritzsch - wurde in allen Ansprachen und Grußworten eines ganz besonders deutlich: Ohne den unermüdlichen Einsatz des Schlossvereins wäre das Schloss Klippenstein mit sehr großer Wahrscheinlichkeit in einem anderen Zustand. Und auch die Stadt Radeberg als Eigentümer habe immer alles dafür getan, den Erhalt seines Wahrzeichens zu sichern und viel Geld investiert.

Neuestes Symbol eben jenen bürgerschaftlichen Engagements ist nun das Tastmodell, das von einer Leipziger Bronzegießerei geschaffen wurde und 50.000 Euro gekostet hat. 10.000 Euro hat der Schlossverein dazugegeben, 40.000 Euro kommen von der Landesstelle für Museumswesen.

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