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Ottendorfer Gewerbeverein und die Deutsche Post wollen Straßenbahn-Pilotprojekt unterstützen

Konkret ist noch nichts, aber die Pläne, die Dresdner Straßenbahnlinie 7 bis nach Ottendorf-Okrilla zu führen, erhalten viel Unterstützung. Wie es weitergeht.

Von Siri Rokosch
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Im Gewerbegebiet Ottendorf-Okrilla liegen bereits Schienen, allerdings sind diese für eine Straßenbahn ungeeignet.
Im Gewerbegebiet Ottendorf-Okrilla liegen bereits Schienen, allerdings sind diese für eine Straßenbahn ungeeignet. © Foto: Marion Doering

Ottendorf-Okrilla. Der Ottendorfer Gewerbeverein und auch die im dortigen Gewerbegebiet ansässige Deutsche Post DHL wollen ein mögliches Straßenbahn-Pilotprojekt unterstützen. Interesse an der Idee des Ottendorfer Bürgermeisters Rico Pfeiffer (parteilos) hatte zuletzt auch der Verkehrsverbund Oberelbe (VVO) bekundet. Pfeiffer hatte vorgeschlagen, in einem Testlauf die bestehende Straßenbahnlinie 7 von Dresden-Weixdorf aus bis nach Ottendorf zu verlängern, per Bus, als Pilotprojekt.

Wieso die Ottendorfer Firmen eine Straßenbahn nach Dresden brauchen

Bereits vor rund zehn Jahren gab es unter den Ottendorfer Unternehmern die Idee, die Straßenbahn von Dresden ins Gewerbegebiet zu verlängern. Doch die Pläne verliefen damals im Sande. Nun hofft der Ottendorfer Gewerbeverein darauf, dass mit dem "neuen" Bürgermeister, Pfeiffer, diese Straßenbahnanbindung kommt.

"Wir brauchen für die Gewerbetreibenden in Ottendorf-Okrilla einen durchgehenden Verkehr nach Dresden und da ist die Straßenbahn besser als der geplante Zug", sagt Frank Bösemüller, Landesvorsitzender des BDS/DGV, Bund der Selbständigen Landesverband Sachsen. "Seit 2012 geht diese Diskussion bereits und die Leute aus Dresden brauchen die Straßenbahn, weil sie sonst gar nicht zu uns kommen. Die Anbindung ist schlecht, denn der erste Zug ist erst halb sieben in Ottendorf, zu spät für viele, die zum Beispiel in Schichten arbeiten."

Somit sei die Suche nach Mitarbeitern aus Dresden für viele Unternehmer aus Ottendorf-Okrilla eher schwierig. Immerhin gibt es in Ottendorf-Okrilla rund 700 Unternehmen. Umfragen hätten damals erhebliche Potenziale festgestellt, erklärt Bösemüller: "Die genauen Zahlen von damals stehen in einer Studie und die dürften sich nach meiner Wahrnehmung weiter vergrößert haben. Je größer die Firma, umso größer das Interesse."

Die Studie zum Straßenbahnprojekt sei um das Jahr 2018 herum erarbeitet worden. Auch die Zugverbindung sollte bis 2025 ausgebaut werden. Das Projekt hat sich nun auf 2031 verschoben. Ziel der Stadt Dresden und der Dresdner Verkehrsbetriebe ist derzeit, die Zugverbindung zwischen Dresden über Ottendorf-Okrilla bis nach Königsbrück durch ein verbessertes Angebot zu stärken. Eine neue S-Bahn Linie S7 soll perspektivisch wochentags halbstündlich bis Ottendorf-Okrilla Nord fahren.

Deutsche Post begrüßt Straßenbahn, die auch nachts fährt

Ottendorfs Bürgermeister begrüßt diese Pläne, weist aber darauf hin, dass Menschen, die nach Dresden-Klotzsche, Weixdorf oder in die obere Neustadt zur Arbeit und zurück wollen, lieber eine Straßenbahn nutzen würden, in engeren Taktungen.Deshalb macht er sich, neben dem Ausbau der Zugverbindung, auch für die Weiterführung der Straßenbahnlinie 7 von Dresden-Weixdorf bis ins Gewerbegebiet nach Ottendorf-Okrilla stark und schlägt vor, zwei Jahre im mit einem Bus zu testen, ob die Pendler das Angebot annehmen.

Sollten die Stadt Dresden, die Dresdner Verkehrsbetriebe und der VVO zustimmen, würde sich auch die Deutsche Post DHL an dem Pilot-Projekt beteiligen, wie Marion Oppermann, seit reichlich fünf Jahren die Leiterin der Niederlassung von Deutsche Post DHL in Ottendorf-Okrilla, sagt: "Wie eine weitere Unterstützung für das Pilot-Projekt aussehen kann, würden wir zu gegebener Zeit mit der Gemeinde und dem Gewerbeverein besprechen. Wir unterstützen den ÖPNV jetzt schon, indem wir unseren Beschäftigten zu dem 49-Euro-Ticket ein Jobticket anbieten."

Ein Thema werde für sie auch die Taktung sein, denn bei der Post am Standort Ottendorf-Okrilla arbeite die Belegschaft im Schichtsystem. "Deshalb sollten Bus oder Straßenbahn auch nachts fahren", wünscht sich Oppermann. Die Variante Straßenbahn sei in vieler Hinsicht besser als die ab 2031 geplante Zugverbindung, sagt sie: "Die Straßenbahn hat ein eigenes Gleisbett und ist damit schneller und unabhängig vom Straßenverkehr und Staus. Die Menschen müssen nicht noch einmal umsteigen, es ist viel umweltverträglicher und schneller."

Da diese Lösung schon viel diskutiert und nicht so schnell umsetzbar sei, könne so ein Pilotprojekt mit einem Bus der Straßenbahnlinie 7 von Weixdorf bis nach Ottendorf eine Zwischenlösung darstellen. Das habe aber nur Sinn, wenn die Fahrtzeit von Weixdorf nach Ottendorf-Okrilla inklusive ins Gewerbegebiet angemessen ist, betont Marion Oppermann.

Bus-Test soll tatsächliche Nutzung zeigen

Bürgermeister Rico Pfeiffer hat sich auf die Amtsfahne geschrieben, die Gemeinde näher an die Landeshauptstadt anzubinden und schreckt auch vor einem Ortsumbau nicht zurück. "Wir wünschen uns, dass die Straßenbahnlinie 7 von Weixdorf aus per Bus bis nach Ottendorf verlängert wird, und dann schauen wir, wie viele Menschen dieses Angebot tatsächlich nutzen", sagt der Bürgermeister, der sich dazu nochmal mit allen Beteiligten an einen Tisch setzten wolle.

Nach dem Test per Bus könne anhand der tatsächlichen Nutzerzahlen entschieden werden, ob Straßenbahnschienen bis ins Ottendorfer Gewerbegebiet verlegt werden. Denn die bisherigen sind für Züge ausgelegt, werden aber nicht mehr genutzt.