Radeberg
Merken

Radeberger Pflegeheim muss dringend saniert werden

Seit Anfang des Jahres leitet der Hermsdorfer Danilo Krisch-Hoffmann das Radeberger Pflegeheim. Was an dem DDR-Bau alles renoviert werden muss und wie das Heim mit gestiegenen Energiekosten umgeht.

Von Verena Belzer
 4 Min.
Teilen
Folgen
NEU!
Danilo Krisch-Hoffmann ist seit diesem Jahr der neue Leiter des Radeberger Pflegeheims. Der Gesundheitsökonom stammt aus Hermsdorf.
Danilo Krisch-Hoffmann ist seit diesem Jahr der neue Leiter des Radeberger Pflegeheims. Der Gesundheitsökonom stammt aus Hermsdorf. © Christian Juppe

Radeberg. Es ist eine durchaus anspruchsvolle Stelle, die seit Anfang dieses Jahres der Hermsdorfer Danilo Krisch-Hoffmann am Radeberger Pflegeheim übernommen hat - denn an Baustellen mangelt es definitiv nicht. Erst im Herbst vergangenen Jahres gab es Trubel um den Essensanbieter im Heim - dem Betreiber war fristlos gekündigt worden. Interimsweise hatte dann das vorherige Catering-Unternehmen übernommen. Und auch während der Corona-Pandemie war das Pflegeheim als das am stärksten betroffene im Landkreis in die Schlagzeilen geraten.

Weil die bisherige Heimleiterin Carolin Proske nun ins Sächsische Sozialministerium nach Dresden gewechselt ist, wurde die Stelle der Heimleitung frei. Von vier Bewerbern setzte sich Danilo Krisch-Hoffmann durch. Das Pflegeheim ist ein Eigenbetrieb der Stadt.

Krisch-Hoffmann, Anfang 50, ist Hermsdorfer - hat aber den Großteil seiner Berufslaufbahn in Thüringen verbracht. Der studierte Gesundheitsökonom hat als Projektmanager und später Verwaltungsdirektor immer im Gesundheitswesen gearbeitet - ist also vom Fach. Aus persönlichen Gründen wollte er nun zurück in die Heimat. "Der Job im Radeberger Pflegeheim ist deshalb wie ein Sechser im Lotto für mich", sagt Krisch-Hoffmann.

Doch die Herausforderungen sind groß. Das Radeberger Pflegeheim ist spürbar in die Jahre gekommen, der Sanierungsbedarf dementsprechend groß. "Der Bau wurde im Oktober 1990 fertig", sagt der neue Heimleiter. "Also noch ein echter DDR-Bau."

Kosten in Höhe von mindestens 1,7 Millionen Euro

Was dringend als erstes saniert werden muss, ist die komplette Elektroinstallation im Radeberger Pflegeheim. "Das sollte eigentlich bereits im vergangenen Jahr losgehen", berichtet Krisch-Hoffmann. Daraus wurde nichts. Nun hoffe er auf dieses Jahr, sagt der neue Heimleiter. Derzeit werde noch geprüft, ob lediglich die Elektroinstallationen in den Bewohnerzimmern oder im gesamten Haus erneuert werden müsse.

Bisher war man von Kosten in Höhe von 1,7 Millionen Euro ausgegangen - ob sich diese Summe angesichts von steigenden Baupreisen halten lässt, ist jedoch ungewiss. Dass Kostenplanungen momentan in den allermeisten Fällen nach oben korrigiert werden müssen, zeigt auch das städtische Beispiel der Silberdiele, deren Sanierung ebenfalls deutlich teurer wird als geplant.

In die Jahre gekommen: Das Radeberger Pflegeheim an der Pulsnitzer Straße ist über 30 Jahre alt. Noch in diesem Jahr sollen aufwendige Sanierungsarbeiten an den Elektroinstallationen beginnen.
In die Jahre gekommen: Das Radeberger Pflegeheim an der Pulsnitzer Straße ist über 30 Jahre alt. Noch in diesem Jahr sollen aufwendige Sanierungsarbeiten an den Elektroinstallationen beginnen. © Christian Juppe

Wenn dann im Zuge der Erneuerung der Elektroinstallation Arbeiten in den Bewohnerzimmern stattfinden sollen, ist angedacht, im selben Atemzug noch die Wände und Fußböden zu erneuern. "Wir müssen sukzessive den Instandhaltungsstau abarbeiten", sagt Danilo Krisch-Hoffmann. "Das wird bei laufendem Betrieb natürlich eine Kraftanstrengung für alle, die jedoch nötig ist."

In den vergangenen Jahren sei wegen Corona nicht viel passiert. "Corona war natürlich Priorität. Die Lage ist jetzt deutlich ruhiger. In den vergangenen Tagen hatten wir drei Fälle, die alle relativ mild verlaufen sind." Nach wie vor gelte jedoch Testpflicht für alle, die von außen ins Heim kommen.

Die Sanierungsarbeiten sollen flügelweise stattfinden, die Bewohner dann entsprechend im Haus umziehen. Gewisse Bereiche des Pflegeheims würden bereits jetzt bewusst für diese Maßnahme freigehalten, erklärt Krisch-Hoffmann.

180 Betten hat das Radeberger Pflegeheim insgesamt, "und derzeit haben wir um die 160 Bewohner".

Vervierfachung der Energiekosten

Doch nicht nur das Thema Bauinvestitionen treibt den neuen Heimleiter um - wie viele andere im Rödertal hat auch er Post vom Energieversorger Sachsen-Energie erhalten. "Unsere Energiepreise wurden vervierfacht, was natürlich zu deutlich höheren Kosten führt." Das Radeberger Pflegeheim betreibt unter anderem eine eigene Wäscherei, die viel Strom benötigt.

"Wir müssen bei den gestiegenen Kosten versuchen, andere Kosten geringzuhalten", sagt Krisch-Hoffmann. "Das alles unter einen Hut zu bringen, ist eine große Herausforderung." Erst im Dezember sei es daher nötig geworden, den Eigenanteil der Bewohner an den Unterbringungskosten zu erhöhen. Eine Möglichkeit, von den hohen Stromkosten runterzukommen, sei die Errichtung einer Solaranlage auf dem Dach des Pflegeheims, sagt Krisch-Hoffmann. Auch das müsse man prüfen.

Der größte Kostenfaktor im Radeberger Pflegeheim seien allerdings die Personalkosten, die in etwa drei Viertel ausmachten. Derzeit arbeiten 160 Angestellte sowohl in der Pflege, als auch in Verwaltung und Haustechnik.

"Die Personalsituation hat sich ein wenig entspannt", sagt Danilo Krisch-Hoffmann. "Es gibt noch offene Stellen, aber ich bin guter Dinge, dass wir die im Ballungsraum Dresden noch besetzen können."

Zuletzt musste das Radeberger Pflegeheim wegen Personalnot auf externe Leiharbeiter zugreifen - was zu deutlichen Mehrkosten geführt hatte.

Digitalisierung auch im Radeberger Pflegeheim

Ein anderes Thema, das nun auf Krisch-Hoffmann wartet, ist die Digitalisierung im Haus, die fortgeführt werden muss. "Das beginnt mit der Homepage des Pflegeheims, die grundlegend überarbeitet werden muss, und endet mit der digitalen Dokumentation aller pflegerischen Tätigkeiten. Mit letzterem wurde bereits begonnen, da müssen wir schrittweise weitermachen."

Also jede Menge Arbeit für den Heimleiter. "Ich freue mich auf die neuen Aufgaben", sagt Danilo Krisch-Hoffmann. "Anspruchsvoll, aber abwechslungsreich. Und ich kann mit meinen Mitarbeitern viel selber gestalten, das reizt mich an der Stelle."